Peter Blümel – Animationsfilm als zweites Zeitgefühl

Ausstellungstitelmotiv unter Verwendung eines Entwurfs von Peter Blümel zu den Werbefernsehen-Zwischenblenden Jeremias Teleblick, DDR 1965, ©DIAF-Archiv
Ausstellungstitelmotiv unter Verwendung eines Entwurfs von Peter Blümel zu den Werbefernsehen-Zwischenblenden Jeremias Teleblick, DDR 1965. ©Peter Blümel/DIAF-Archiv

Eine DIAF-Ausstellung vom 21. Oktober 2011 bis 31. März 2012 in den Technischen Sammlungen Dresden mit ausstellungsbegleitenden Sonderfilmveranstaltungen

Animationsfilme funktionieren nach einem zweiten Zeitgefühl. Hier sind Formen und Figuren einer realistischen Zeitmessung zumeist enthoben, Geschichten nach anderen Dimensionen gebaut und erzählt. Doch auch die Herstellung von Animationsfilmen bringt für ihre Schöpfer nicht selten ein zweites Zeitgefühl mit sich, denn die Arbeit daran ist lang; sie verlangt Ausdauer, Präzision und Einfühlungsvermögen in das entstehende Werk.

Insbesondere trifft dies auf Peter Blümel zu, der sich seit seinem 18. Lebensjahr dem Animationsfilm, seiner Leidenschaft, verschrieben hat. Mit Geduld, Akribie und immenser Phantasie lebte er sich in künstliche Welten ein und schuf rund 200 animierte Werbespots sowie etwa 180 Animationsfilme für Kinder. Wird Peter Blümel heute noch erinnert, so verbindet sich sein Name mit der wohl erfolgreichsten, inzwischen Kultstatus genießenden ostdeutschen Werbefigur, dem Minol Pirol, der zwischen 1960 und 1970 in 30 Animationsfilmen über die Bildschirme lief. Doch im Blick auf das über 40-jährige künstlerische Oeuvre von Peter Blümel gerinnt die Minol-Pirol-Serie zu einer Episode, zu einer Facette in einem beeindruckenden, doch meist unbekannten Werk.

Dank der Hilfe und der aktiven Unterstützung von Peter Blümel ist es dem Deutschen Institut für Animationsfilm gelungen, diesen Schatz zu heben und erstmals in einer Personalausstellung zu vereinen.

l: Peter Blümel bei den Dreharbeiten zu Johannes Hempels Streichholzballade, DDR 1953, © DIAF-Archiv
r: Fototrickphase für einen Werbefilm für die Fotowerbewoche, Peter Blümel, DDR 1965, © Peter Blümel

Peter Blümel begann seine Karriere 1954 als Grafiker und Bühnenbildner am Hans-Otto-Theater Potsdam. Zu seinen Mentoren und Kollegen zählten die bedeutendsten Animationsfilmer der DDR. In seiner vorerst letzten beruflichen Station war er bis 1999 als Dozent für Animationsfilm an der Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“ Potsdam-Babelsberg tätig. Dazwischen schuf Blümel die wohl ersten animierten Schlagernummern in Deutschland, eine Reihe von Sandmännchen-Folgen, Preisgekröntes (wie Der Eierkuchenmond) und intellektuell Außergewöhnliches (Die Geschichte vom kleinen ‚und’). Er erlernte und professionalisierte ein vielseitiges handwerkliches Instrumentarium, zunächst die Puppenanimation, dann den Flach- und Fototrick. Um seine Produktion zu rationalisieren und sein Filmdesign zu modernisieren, nutzte er Fotocollagen, Cut Outs und vielfältige grafische Elemente. Er wirkte in vier verschiedenen Trickateliers und lange Zeit als privater Filmhersteller in seinem eigenen „Studio 66“ – gelegen in Babelsberg unter dem Dach eines alten Weberhauses.

l: Flachfigurenanimationsphase für den Zahncremewerbefilm Denta 62, Peter Blümel, DDR 1962, © Peter Blümel
r: Wie die Vögel ihre Farben bekamen, Peter Blümel, DDR 1984, © Peter Blümel

Das Spektrum der gezeigten Exponate reicht von Ideenskizzen und optischen Drehbüchern, über Entwurfs- und Phasenzeichnungen, Spielpuppen und Dekorationsteilen bis hin zu Stand- und Arbeitsfotografien, Filmausschnitten sowie Dokumenten zur Rezeptionsgeschichte seiner Filme. Die präsentierten, oft farbigen Originale veranschaulichen den schöpferischen Prozess der Animationsfilmherstellung. Sie belegen die kreative Arbeitsweise von Peter Blümel und lassen zugleich mehrere Werkphasen hervortreten.

Der Eierkuchenmond, Peter Blümel, DDR 1980

Ausstellungsbegleitende Filmprogramme

Der Traum vom Eierkuchenmond – Kinderanimationsfilme von Peter Blümel

Das Schwein und der Kater sind ganz schön doof. Glauben sie doch wirklich, der Mond im Teich wäre ein Eierkuchen. Ein vermutlich leckerer dazu, den man einfach einfangen und verspeisen könnte. Sie steigen immer höher, aber sie können das vermeintliche Omelett nicht erreichen. Den wunderbaren Puppenanimationsfilm Der Eierkuchenmond hat der Potsdamer Gestalter und Regisseur Peter Blümel 1980 für den Sandmann gemacht. In einer anderen Geschichte erzählt er mit sehr farbenprächtigen Bildern und Flachfiguren, wie die Vögel eigentlich zu ihren bunten Farben kamen. In Die Geschichte vom kleinen „und“ zieht das kurze aber wichtige Wort durch die Welt und trifft verschiedene Buchstabenfreunde. Aber es behagt ihm gar nicht, ein bellender „H-und“ zu werden, oder „r-und“ herumzurollen. Filmveranstaltungen im Rahmen des 19. Dresdner Kinderfilmfests.

  • 20. Oktober 2011, 14.30 Uhr Kino Thalia
  • 21. Oktober 2011, 9.30 Uhr Museumskino in den Technischen Sammlungen Dresden
  • 29. Oktober 2011, 15.30 Uhr Museumskino in den Technischen Sammlungen Dresden
  • 31. Oktober 2011, 14.30 Uhr Kino Thalia

Moderne Zeiten mit Denta 62 und SL System – Werbeanimationen von Peter Blümel für die Tausend Tele-Tips

Tausend Tele-Tips hieß die Werbesendung des DDR-Fernsehens, in der zwischen 1960 und 1975 mehrere tausend Spots zu sehen waren. Sie stellten neue Konsumgüter und Dienstleistungen vor, priesen sie als Ergebnisse des wissenschaftlich-technischen Fortschritts und betrieben somit auch Imagewerbung für die DDR. Viele dieser Kurzfilme stammten vom Animationsfilmer Peter Blümel. In den bekanntesten informierte der Minol Pirol über richtiges Tanken oder neue Kraft- und Schmierstoffe. Doch auch andere ostdeutsche Erzeugnisse ließ Blümel in innovativen Gestaltungen lebendig werden: Zahncremen aus Dresden, Fotoapparate mit Selbstladesystem (SL), DKK-Kühlschränke und andere Haushaltshelfer. Bestechende und funktionale grafische Designs sowie Flach- und Fotoanimationen gaben den Filmen ein modernes Outfit. Dazu kommen animierte Musiknummern aus den späten 1950er Jahren, mit denen Blümel im DDR-Fernsehen debütierte. Programmeinführung: Ralf Forster

  • 18. November 2011, 20 Uhr Museumskino in den Technischen Sammlungen Dresden