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Internationaler Workshop Lanckorona

Das Deutsche Institut für Animationsfilm (DIAF), der Verein der Animations- und Experimentalfilmschaffenden „Studio A“ Krakau und die Akademie für Bildende Künste Krakau führen seit 2002 gemeinsam einen jährlichen Workshop zum Animationsfilm durch. Initiiert wurde die Veranstaltung 1996 durch den renommierten polnischen Animationsfilmemacher Jerzy Kucia, der u. a. mehrere Oscar-Nominierungen vorweisen kann.

©DIAF, Internationaler Workshop

Der zehntätige Workshop bietet bis zu zwölf Teilnehmern – meist Studenten und Künstlern, die am Beginn ihrer Karriere stehen – die Möglichkeit, ihre Arbeiten und gestalterischen Fähigkeiten weiterzuentwickeln. Dabei werden sie von polnischen und internationalen Filmexperten unterstützt.
Die konzentrierte Arbeit am eigenen Projekt kann insbesondere im Bereich Dramaturgie, gestalterische Umsetzung sowie klassische oder digitale Animation erfolgen. In Gesprächsrunden wird Fragen der Ästhetik, Technik und Produktion nachgegangen und über Geschichte und Theorie des Animationsfilms reflektiert. In Filmvorführungen und Ausstellungen lernen die Teilnehmer andere künstlerische Positionen und technische Umsetzungsmöglichkeiten kennen.

Der Workshop findet im Kulturzentrum des Künstlerdorfes Lanckorona statt, etwa 30 Kilometer von Krakau entfernt. Die Teilnehmer besuchen aber auch einige Veranstaltungen direkt in Krakau.

Kulturzentrum Lanckorona

Kulturzentrum Lanckorona, ©DIAF, Ines Seifert

Am Workshop-Ort sind sowohl Computer-, Foto- und Kameratechnik als auch eine Basisausstattung an Material zur Produktion animierter Filme vorhanden und können von den Teilnehmern genutzt werden.

Die Workshop-Sprachen sind Englisch und Polnisch.

www.workshopkrakow.pl

 

Teilnehmer & Ergebnisse

Die Teilnehmer des Internationalen Animationsfilm-Workshops sind zumeist Kunst- und Animationsfilmstudentinnen und -studenten aus Polen und Deutschland sowie aus Europa und Übersee. Seit der ersten Ausgabe haben junge Künstler aus mehr als 100 Ländern teilgenommen. Zahlreiche Filme, an denen im Rahmen des Workshops gearbeitet wurde, wurden auf internationalen Festivals gezeigt und ausgezeichnet.

„Der Animationsworkshop bei Jerzy Kucia in Krakau gab mir nicht nur den zeitlichen Freiraum, sondern auch eine wunderbare Arbeitsatmosphäre und gute fachliche Beratung, um aus allen meinen Zeichnungen eine Filmgeschichte zu entwickeln. Das war der Start zum Animationsfilm „augenblick“.“

Maja Nagel, Malerin, Grafikerin, Animationsfilmerin, Workshopteilnahme 2002

„Die Abgeschiedenheit von Lanckorona führte zu zehn ungewöhnlich intensiven und arbeitsreichen Workshoptagen. Wir konnten danach ein vollständiges und präzises Storyboard für „I ♥ my carL“ vorlegen. Wir reisten mit einem Koffer voller neuer Ideen wieder ab – und nun wird der Film bald Premiere feiern!“

Alice von Gwinner und Alina Cyranek, Filmemacherinnen und Mediengestalterinnen, Leipzig, Workshopteilnahme 2014

Alice von Gwinner (rechts) und Alina Cyranek bei der Arbeit. ©DIAF, Ines Seifert

„Ich hoffte beim Animationsworkshop in Lanckorona die Charakterdesigns für mein Kurzfilmprojekt „Anton und das Feuermonster“ voranzubringen, festgefahrene Gedanken zu lockern und neue Kreativität in meinem Kopf freizusetzen. Durch den Austausch mit tollen, auf unterschiedlichste Arten kreativen Tutoren und Mitteilnehmern ist dies schnell gelungen und wir hatten zusammen eine produktive und gesellige Zeit, an die ich mich immer wieder gern erinnere.“

Katharina Hullmann, Designerin Animation/Illustration, Halle (Saale), Workshopteilnahme 2014

„Ich wollte mich jetzt im Nachhinein nochmal ganz herzlich bei Ihnen bedanken. Für mich war die Zeit in Lanckorona nicht nur sehr produktiv und erkenntnisreich für meinen Abschlussfilm, auch die Ruhe und Idylle des Ortes und die wirklich wunderschöne, rustikale Unterkunft haben mir sehr gut getan. Wir hatten einen sehr spannenden Austausch mit den anderen Teilnehmern und ich meine mich nicht zu weit aus dem Fenster zu lehnen, wenn ich sage, dass auch Freundschaften entstanden sind.“

Anne Isensee, Workshopteilnahme 2015

„Zehn Tage Lanckorona: schöne Wälder, hausgemachte Pierogi, jede Menge Würstchen, Pizza, samstags Kebab. Dazwischen: work, work, work. Hard work. Der Austausch mit den anderen Workshopteilnehmer*innen und die Konsultationen mit den eingeladenen Vortragenden haben unser aktuelles Projekt „Dürrenwaid 8“ bereichert und einige Schritte nach vorne gebracht. Wir haben kurze Animationen und eine erste Grundidee für den Sound erarbeiten können. Die Ausdauer und Hingabe von Jerzy Kucia und vor allem seinem Team war beeindruckend.“

Kirsten Carina Geißer und Ines Christine Geißer (kiin.), Kunststudentinnen (Animation, Comic), Halle (Saale)/Kassel, Workshopteilnahme 2017

 

Dozenten

Die Workshop-Leitung liegt von Beginn an in den Händen des vielfach preisgekrönten polnischen Künstlers und Regisseurs Jerzy Kucia. Er wird von renommierten Animationsfilmern und Medienkünstler als Tutoren unterstützt. Als Dozenten waren in den vergangenen Jahren unter anderem tätig:
Otto Alder, Gil Alkabetz, Ernst Ansorge, Giannalberto Bendazzi, Frank Braun, Mariola Brillowska, Suzanne Buchan, Andrzej Chrzanowski, Oksana Czerkasowa, Jean Marie Demeyer, Borivoj Dovnikovic, Piotr Dumała, Paul Driessen, André Eckardt, David Ehrlich, Anja Ellenberger, Hedda Gehm, Witold Giersz, Marcin Giżycki, Andreas Hykade, Piotr Kamler, Mirosław Kijowicz, Ralf Kukula, Anri Kulev, Raimund Krumme, Gillian Lacey, Caroline Leaf, Jan Lenica, Claude Luyet, Josko Marusic, Andrzej Orzechowski, Christine Panushka, Izabela Plucińska, Bretislav Pojar, Jonas Raeber, Nadja Rademacher, Marjut Rimminen, Otto Sacher, Marek Serafiński, Nicole Salomon, Sabine Scholze, Georges Schwizgebel, Raoul Servais, Hubert Sielecki, Roze Stiebra, Daniel Szczechura, Gabor T. Steisinger, Agnieszka Taborska, Zbigniew Żmudzki.

Otto Alder als Dozent, 2017. ©DIAF-Archiv, Internationaler Workshop

Gabor Steisinger als Dozent, 2002. ©DIAF-Archiv, Internationaler Workshop

Gabor Steisinger als Dozent, 2002. ©DIAF-Archiv, Internationaler Workshop

Geschichte

Initiiert wurde der Animationsfilm-Workshop 1996 durch Jerzy Kucia und Kollegen aus der Film- und Kinobranche. Ziel war es damals, talentierte junge Menschen aus Osteuropa zu unterstützen, denen eine fachgerechte und pädagogische Anleitung sowie die technischen und finanziellen Mittel fehlen, um einen Film zu machen. Zudem sollte der Workshop einen Beitrag leisten, um die osteuropäische Animationsfilmszene nach den politisch-sozialen Veränderungen um 1990 vor dem Zerfall zu bewahren.

©DIAF-Archiv, Internationaler Workshop

Gab es in den ersten drei Jahren zwei Veranstaltungen pro Jahr, findet der Workshop seit 1999 einmal jährlich im Herbst statt. Viele Jahre nutzten die Teilnehmer die Räume der Kunsthochschule Krakau. Seit einigen Jahren ist das Künstlerdorf Lanckorona die Heimstatt des Workshops.

 

Kosten

Das DIAF fördert drei bis fünf Projekte junger Animationstalente aus ganz Deutschland, indem es ihnen die Teilnahme ermöglicht. Den Nachwuchskünstlern entstehen keinerlei Kosten – weder für die Teilnahme am Workshop noch für Reisekosten und Unterkunft.

 

Termine & Bewerbung

Der Workshop findet im September statt. Bewerbungen mit Kurzvorstellung, Projektskizze und visuellen/filmischen Beispielen werden üblicherweise bis Ende Juni entgegengenommen. Im Juli werden die ausgewählten Projekte und Teilnehmer bekanntgegeben.

Für die jeweils exakten Daten bitte unbedingt in die News-Rubrik unserer Website schauen!

Anforderungen: Ein begonnenes oder abgeschlossenes Studium in den Bereichen Animation, Bildende Kunst oder Grafik-/Mediendesign ist wünschenswert, aber nicht obligatorisch. Erweiterte Kenntnisse im Umgang mit Animationstechniken und Filmgestaltung sind jedoch Voraussetzung.

 

Jerzy Kucia

Jerzy Kucia. ©DIAF-Archiv, Internationaler Workshop

Der polnische Filmemacher Jerzy Kucia, Jahrgang 1942, studierte an der Fakultät für Malerei und Grafik an der Akademie der Bildenden Künste in Krakau. Anschließend arbeitete er als freier Grafiker. Seine Werke waren in zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland zu sehen. Auf seinen Animations-Debütfilm Return 1972 folgten zahlreiche weitere Arbeiten, etliche davon auf Festivals ausgezeichnet (zum Beispiel Hauptpreis der Oberhausener Filmtage für Parade und Grand Prix Goldener Drache in Krakau für Through the Field). Mit seinem feinen Sinn für Metaphysik und Poesie prägt Jerzy Kucia seit knapp 50 Jahren nicht nur die polnische Animationsfilmszene.

Neben seinen eigenen Arbeiten engagiert sich Kucia unermüdlich für die Förderung von Talenten: Seit 1981 ist er Professor an der Akademie für Grafik und Bildende Kunst Krakau und leitete viele Jahre leitete er das dortige Studio für Animationsfilme. Zudem unterrichtete er auch an Filmhochschulen in Vancouver, London und Mumbai.

Jerzy Kucia gehört seit 1985 der Association internationale du film d’animation an, kurz ASIFA, und war von 1994 bis 1997 deren Vizepräsident.