20. September 2017

Sonderausstellung „Kurze Geschichte des langen Animationsfilms“

1. Oktober 2017 bis 25. April 2018 in den Technischen Sammlungen Dresden

Erstmals werden Zeichen-, Puppen- und Silhouettenanimationshelden aus drei Generationen in einer Ausstellung zur Geschichte des deutschen Langmetrage-Animationsfilms präsentiert. Originalmaterialien zu exemplarischen Filmen in ihrem Entstehungskontext sowie Filmclips sind bis 25. April 2018 im DIAF-Sonderausstellungsbereich zu entdecken.

Die Produktion von Animationsfilmen in Spielfilmlänge ist ein aufwendiges Unterfangen. Nur knapp 30 Titel mit einer Länge von 1000 Metern (ca. 35 Minuten) oder länger entstanden in beiden deutschen Staaten bis 1990. In den vergangenen 25 Jahren stieg zwar einerseits die Anzahl der Produktionen erheblich. Jedoch richten sich die Produktionen überwiegend an Kinder und bilden nicht die Schaffensvielfalt der Animationskunst in Deutschland ab.

Die eigens für diese Sonderausstellung des Deutschen Instituts für Animationsfilm zusammengestellte chronologische Filmografie mit mehr als 100 Titeln ist der erste Schritt zur systematischen Aufzeichnung der Geschichte des deutschen Langmetrage-Animationsfilms von 1945 bis heute.

Blick in die Sonderausstellung „Kurze Geschichte des langen Animationsfilms“. ©DIAF-Archiv, Christoph Reime

Opulente Puppenanimationen in der DDR

Die DEFA-Animationsfilmproduktion richtete sich auftragsgemäß zumeist an Kinder und wurde ab den 1960er Jahren zum DDR-Exportschlager. Vor allem Puppentrick formte hier das Bild des langen Animationsfilms. Nachdem Die seltsame Historia von den Schiltbürgern von Johannes Hempel mit nur mäßigem Erfolg in die Kinowelt entlassen wurde, sorgten vor allem drei opulente Puppenanimationsfilme von Günter Rätz für Aufsehen. Insgesamt hatten von ca. 800 Kinoproduktionen weniger als ein Prozent Spielfilmlänge.

Mit gigantischem Aufwand an Mensch und Material entstand um 1960 Die seltsame Historia von den Schiltbürgern. ©DIAF-Archiv

Zeichenanimations-Adaptionen in der BRD

Wenn in der BRD abendfüllende Animationsfilme hergestellt wurden, vertraute man speziellen Vermarktungsstrategien, wie im Falle der schließlich von Curt Linda in München hergestellten Konferenz der Tiere, wo primär auf den Namen Erich Kästner gesetzt wurde. Oder sie entstanden für deutsches Geld im Ausland bzw. als Koproduktionen: Manfred Durniok ließ sehr preiswert in Shanghai produzieren, Manfred Korytowski in Ungarn (Meister Eder und sein Pumuckl); Jugendfilm/Extrafilm investierte in franko-belgische Produktionen (Asterix – Operation Hinkelstein).

Kinoproduzenten als Regisseure für Kinderanimationsfilme

Der Erfolg der Asterix-Filme in Europa und besonders in Deutschland sowie neue Finanzierungsmodelle nach 1990 machten aus TV-Animationsfilmstudios Kinofilm-Produzenten. Systematisch wurden Serien auf der Leinwand vermarktet. Ein speziell für Kinder produzierter Kinofilm von Thilo Graf Rothkirch (Der kleine Eisbär) kam in Deutschland mit knapp drei Millionen Besuchern 2001 groß heraus. Fernsehanstalten, Verleiher und Förderer fokussierten sich seitdem beim Animationsspielfilm mehr und mehr auf Vorschulkinder.

Der kleine Eisbär 2 – Die geheimnisvolle Insel (2005), Thilo Graf Rothkirch/Piet de Rycker, ©Rothkirch Cartoon Film (Berlin)/Warner Bros. Germany (Hamburg)/MaBo (München), Still