Retrospektive Boris von Borresholm bei DOK Leipzig
Utopia mit Hindernissen
Vor 50 Jahren, 1962, proklamierten 26 junge Filmemacher das „Oberhausener Manifest“ mit dem Ziel, die bundesdeutsche Filmlandschaft radikal zu verändern. Zu den Unterzeichnern gehörte auch Boris von Borresholm. Mit seiner in München ansässigen Firma LUX-Film produzierte er bis in die 1980er Jahre zahlreiche Kurzfilme, die heute zu den wichtigsten Werken der deutschen Animationsfilmgeschichte zählen.
Als Gestalter für seine Filmproduktionen engagierte Borresholm namhafte Künstler wie Jan Lenica, Vlado Kristl, Bohumil und Hana Stepan oder Wolfgang Urchs. In seinen Filmproduktionen kommentiert, kritisiert und karikiert Borresholm die gesellschaftliche Entwicklung der jungen Bundesrepublik. Eine stolperige Vergangenheitsbewältigung und ein wucherndes und schließlich strauchelndes Wirtschaftswunder boten dazu genügend Anlass. Sein Filmoeuvre entwickelte gestalterisch wie auch inhaltlich eine große Spannbreite, von konservativ versöhnlich bis bitterböse satirisch, von klassischem, unterhaltsamem Zeichentrick bis zu radikaler künstlerischer Animation zu avantgardistischen Klängen von Josef Anton Riedel. Durch Abstraktion von Zeitgeist boten seine Filme eine ästhetische Vielfalt im Dienst der kulturpolitischen Aufklärung.
Peter Schamoni, ebenfalls Unterzeichner der Oberhausener Proklamation, widmete sich ab 1991 dem Erhalt des filmschöpferischen Werks seines Kollegen Boris von Borresholm.
Das Sonderprogramm beleuchtet das Filmrepertoire des Produzenten Boris von Borresholm, der für sein Werk zahlreiche Preise erhielt und 1980 für sein Wirken im deutschen Film mit dem Filmband in Gold geehrt wurde, bevor er am 9. November 1989 im Alter von 77 Jahren in Berlin verstarb – just als die Karten der deutschen Geschichte neu gemischt wurden.
Eine Kooperation von DOK Leipzig und dem Deutschen Institut für Animationsfilm mit der Schamoni Film und Medien GmbH und mit freundlicher Unterstützung vom Bundesarchiv-Filmarchiv.
Biografie Boris von Borresholm hier
Kurzfilmprogramm 3. November 2012, um 14.30 Uhr in den Passage Kinos Wintergarten
Es war einmal – Eine wahre Geschichte von höherer Vogelwarte aus gesehen, Gerhard Fieber, BRD 1957
Die Gartenzwerge, Wolfgang Urchs, BRD 1961
Der große Schmuggel, Gertraud und Walter Reiner, BRD 1964
Die Heinzelmännchen, Gerhard Fieber, BRD 1962
Die Utopen, Vlado Kristl, BRD 1964
Die Nashörner, Jan Lenica, BRD 1963
Die Ordnung, Bohumil und Hana Stepan, Boris von Borresholm, BRD 1979
Dialog oder Ariadnes Klage, Boris von Borrresholm, BRD 1984
Sonderprogramm 31. Oktober 2012, um 22.15 Uhr in der Cinémathèque Leipzig (nato)
Adam 2, Jan Lenica, BRD 1968, 68 min
Weitere Programminformationen auf den Seiten von DOK Leipzig