Michel Klöfkorn und Kurt Weiler bei DOK Leipzig

DOK Leipzig und das Deutsche Institut für Animationsfilm porträtieren mit Filmprogrammen zwei sehr unterschiedliche deutsche Künstler und Animationsfilmregisseure.
Paralleluniversum – Retroperspektive Michel Klöfkorn
Ungestüm und bunt zieht eine bedrohliche Produktwolke durch den Supermarkt, Garagentore in einer Vorstadtsiedlung vollführen ein Ballett und klappen im Rhythmus von Elektromusik, Taubenstopper an Gebäuden mutieren zu aggressiven, künstlichen Termiten, die unsere Welt in Stücke zerlegen. Alltäglichkeiten werden zur besonderen Spezies mit furiosem, geisterhaftem Eigenleben. Faszinierendes Paralleluniversum oder Ausdruck unserer selbstgemachten Alpträume?
Der Frankfurter Künstler Michel Klöfkorn tritt in seinen Animationsfilmen, Videoinstallationen und Musikvideos einiges an Assoziationen los, stellt kritische Fragen und inszeniert diese sehr gekonnt mit großem Schauwert. Klöfkorns ungewöhnliche Arbeiten sind mit ihrer subtilen Bestimmtheit, feinen Ironie und herausragenden Ästhetik mit das Aufregendste, was die deutsche Animation derzeit zu bieten hat.
In seinen Arbeiten offenbart Michel Klöfkorn einen sehr genauen Blick für die Details im Alltag. Mit bemerkenswerter Akribie und zum Teil einfachen Mitteln kreiert und choreographiert der Bundesfilmpreisträger völlig neue Ereignisse und schafft scheinbar absurde Zusammenhänge, die viel über das „normale“ Leben verraten. Dabei werden zahlreiche Bilder bei Klöfkorn insbesondere auch durch seine Klanginszenierung lebendig.
19. Oktober 2011, 22.15 Uhr, Kino Astoria Leipzig
20. Oktober 2011, 17 Uhr, Kino Astoria Leipzig
Nachspiel: 2. November 2011, 20 Uhr, Kino Thalia Dresden

Der Apfel, Kurt Weiler, DDR 1970, ©DIAF-Archiv
Hommage: Inspiration und Meisterschaft – Kurt Weiler zum 90. Geburtstag
Aus Anlass seines 90. Jubiläums würdigt das Programm einen der innovativsten Vertreter des Animationsfilms aus Deutschland. Seine scharfsinnigen und poetischen Filme setzten mit ihrer sehr avancierten Gestaltung seinerzeit neue Maßstäbe, mit seiner Vision vom Animationsfilm als künstlerischen Ausdruck beeinflusste Kurt Weiler eine Vielzahl von Filmemachern.
Der in Lehrte geborene Regisseur war selbst geprägt von der künstlerischen Avantgarde, die sich in Deutschland und Europa sehr bald dem noch jungen Animationsfilm verschrieben hatten. Entscheidend für ihn war die Begegnung mit Peter Sachs, der zuvor mit George Pál (Puppetoons) gearbeitet hatte und der in der Emigration in den 1940er Jahren in London für Weiler zum Mentor wurde. Sachs öffnete ihm die Augen für die künstlerischen Möglichkeiten des Animationsfilms: durch Stilisierung das Wesen der Dinge, Figuren und Verhältnisse darzustellen.
Weiler experimentierte mit Materialien, starker Überzeichnung und auffälliger Reduktion in Form und Gestik. Mit Begeisterung für Brechts Theater und zusammen mit bildenden Künstlern wie Achim Freyer entwickelte Weiler in der DDR ab 1952 einen Puppenanimationsfilm, der in Gestaltung und Animation auf jeglichen Naturalismus verzichtete und der zudem feinsinnig und mit geistreichem Witz politische Themen aufgriff. Trotz der Widerstände von damaligen Kulturoberen verfolgte Weiler seine Vision unbeirrt, fasziniert von der Idee, dass der Animationsfilm ein vollkommenes Produkt der Phantasie ist und neue Sichtweisen auf das Leben ermöglicht.
22. Oktober 2011, 14 Uhr, Kino Filmeck Leipzig