17. Januar 2010

Filmreihe „Magisches Kino“

1985 stellte der international renommierte Filmessayist und Sammler von optischen Spielzeugen und Kinotechnik Werner Nekes mit seinem gleichnamigen Film die Frage: „Was geschah wirklich zwischen den Bildern?“ Die Faszination verdankt der Film in seinen Glanzmomenten zumeist einer kreativen Mischung aus filmtechnischer und künstlerischer Vision der an seiner Entstehung Beteiligten, oder wie es der Autorenfilmer Helmut Herbst formulierte: King Kong wurde von Phantasie und Präzision gezeugt.

Mit fünf Spielterminen setzt das Deutsche Institut für Animationsfilm seine filmhistorische Spurensuche von Februar bis April 2010 im Kulturrathaus Dresden fort und stellt in der Filmreihe „Magisches Kino“ deutsche Autorenfilme vor, die sich mit magischen Filmwelten, ihren Schöpfern und den Tricks hinter den Filmillusionen beschäftigen. Die Macher und Macherinnen dieser spielerischen Dokumentationen, unterhaltsamen und phantasievollen „Lehrfilme“ selbst gehören zu den wichtigsten Vertretern des „Anderen Kinos“ in Deutschland: Helmut Herbst, Werner Nekes, Hellmuth Costard, Dore O., Klaus Wildenhahn u. v. m.

Eine Filmreihe des Deutschen Instituts für Animationsfilm in Zusammenarbeit mit dem Amt für Kultur und Denkmalschutz der Landeshauptstadt Dresden.
Besonderer Dank an: Helmut Herbst, Werner Nekes, die thede, Bundesarchiv-Filmarchiv.

Ort: Kulturrathaus, Königstraße 15, 01097 Dresden
Beginn: jeweils 20 Uhr
Eintritt: 3,50 Euro
Kartenreservierung: 0351-3119041 / kontakt@diaf.de

Termine

Mi. 17. Februar: Deutschland DADA

Helmut Herbst, BRD 1968/1969, 61 min

Dada war eine der produktivsten, innovativsten und witzigsten Kunstbewegungen des 20. Jahrhunderts. Ohne Kurt Schwitters, Max Ernst, Hans Arp und Co. wäre die Gegenwartskunst nicht denkbar. Großartig recherchiert, rekonstruiert der bedeutende Regisseur und Produzent des Anderen Kinos Helmut Herbst in seinem Film die Dada-Bewegung der 1910er und 1920er Jahre in Form eines Dada-Alphabets, mit Hilfe von Wochenschau- und anderem historischen Filmmaterial sowie Interviews mit beteiligten Künstlern und Filmausschnitten von Hans Richter, Viktor Eggeling und anderen Dada-Größen.

Mi. 24. Februar: Synthetischer Film oder Wie das Monster KING KONG von Fantasie & Präzision gezeugt wurde

Regie: Helmut Herbst, BRD 1974/1975, 66 min

Die Geschichte des „Trick“films ist auch die Geschichte der Filmtechnik. Helmut Herbsts kurzweilige Dokumentation erläutert die Grundprinzipien der Filmmanipulation (Stopptrick, Einzelbildaufnahme, Blende, Mehrfachbelichtung, Zeitlupe u. a.) anhand von Beispielen aus der Filmgeschichte. Pioniere wie Georges Méliès und Guido Seeber werden genauso vorgestellt wie Abwandlungen der ursprünglichen Technik durch zeitgenössische Filmemacher. Trotz dieser Entmystifizierung der Herstellung von Illusionen wird die Welt für Herbst nicht ärmer, sondern reicher: Hinter jeder synthetischen Illusion verbirgt sich eine phantastische Möglichkeit, die Präzisionsarbeit und Fantasie ins Leben riefen.

Mi. 10. März: Lebende Photographien auf einem laufenden Bande – Guido Seeber 1879 – 1940

Regie: Helmut Herbst, BRD 1979, 59 min

Am Lebensweg und am Werk des in Chemnitz geborenen Filmgenies Guido Seeber lässt sich ein ganzes Kapitel deutscher Filmgeschichte im Zusammenspiel von technischen und ästhetischen Entwicklungen darstellen. Für Seeber war die Kinematographie eine Sprache, die er als Filmpionier, Kameramann, Erfinder, Fachschriftsteller und Filmemacher universal beherrschte. Ein aus Animations- und Realteilen spielerisch und witzig montierter Film und ein einmaliges Beispiel für einen unterhaltsamen Lehrfilm!

Mi. 31. März: Was geschah wirklich zwischen den Bildern?

Regie: Werner Nekes, BRD 1985, 83 min

Eine ebenso faszinierende wie informative Entdeckungsreise in das Zauberreich der bewegten Bilder in der vor-filmischen Zeit. Indem der Filmemacher und begeisterte Sammler von optischen Spielzeugen Werner Nekes zeigt, wie einfallsreich schon damals „mit dem Licht geschrieben“ und die Vielfalt der filmsprachlichen Möglichkeiten vorweggenommen wurde, öffnet der Film die Augen für den Bildzauber von heute.

Mi. 14. April: Die kritische Masse – Film im Underground – Hamburg ’68

Regie: Christian Bau, D 1998, 110 min

Im Frühjahr 1968, anlässlich der ersten Hamburger Filmschau, gründen die anwesenden Cineasten die erste Filmkooperative Deutschlands. Sie ermöglicht ihren Mitgliedern, unabhängig von Filmindustrie und frei von Zensur radikale Filme zu drehen und zu vertreiben. Diese Gruppe von Filmemachern bildet die kritische Masse, deren einziges Dogma die totale Freiheit war, und macht Hamburg zum Zentrum der Avantgarde. Neben vielen Originalausschnitten aus Filmen des „Anderen Kinos“ und zahlreichen, unveröffentlichten Dokumenten gibt es Interviews mit Hellmuth Costard, Werner Grassmann, Helmut Herbst, Werner Nekes, Dore O., Klaus Wildenhahn, Klaus Wyborny, Thomas Struck u. v. m.