Chronologie zum Animationsfilm in Deutschland 1960–69

Zusammenstellung und Redaktion: Rolf Giesen, Volker Petzold

In der Bundesrepublik Deutschland tritt am 1. Dezember 1961 der ZDF-Staatsvertrag in Kraft. 1962–63 sucht das in Gründung befindliche Zweite Deutsche Fernsehen in Mainz nach Identifikationsfiguren für die Werbung. Da die Bautruppe am Mainzer Lerchenberg wegen ihres sprichwörtlichen Heinzelmännchen-Fleißes Mainzelmännchen genannt wird, sollen entsprechende Trickfiguren geschaffen werden. Sie gehen nach dem am 1. April 1964 erfolgten Startschuss für das Zweite Deutsche Fernsehen am 2. April auf Sendung. Den Zuschlag erhält die Neue Filmproduktion (NFP) von Franz Thies mit Figurenentwürfen ihres Mitarbeiters Wolf Gerlach: nicht sieben, sondern sechs Zwerge. Die ersten Spots zeichnet Wolfgang Urchs als Auftragsproduzent in München.

Wolfgang Urchs gehört am 28. Februar 1962 im Rahmen der 8. Westdeutschen Kurzfilmtage zu den Mitunterzeichnern des Oberhausener Manifests. Unter den 26 Unterzeichnern finden sich neben Urchs auch einige andere, die keine Berührungsängste mit Animation haben: Boris von Borresholm, Ferdinand Khittl, Peter Schamoni, Detten Schleiermacher. Mit Helmut Herbst und Franz Winzentsen verschreiben sich zwei Künstler sehr konsequent der modernen Animation. Auch Vlado Kristl wird in Oberhausen entdeckt, doch kommerziell bleiben die Arbeiten weitgehend ohne Bedeutung und allenfalls auf das Beiprogramm der Kinos beschränkt. Jan Lenicas experimenteller Langfilm Adam 2 findet nur künstlerisch Beachtung. Der größte Zeichentrickfilm-Erfolg in den Lichtspieltheatern der Bundesrepublik und West-Berlins wird ein amerikanischer Animationsfilm, der nach Walt Disneys Tod herauskommt: Das Dschungelbuch (The Jungle Book). Auf Grundlage dieses Erfolgs findet in München ein junger, vom gezeichneten Film enthusiasmierter Filmemacher, Curt Linda, einen Verleih, mit dem er eine animationstechnisch preiswerte Version von Erich Kästners „Konferenz der Tiere“ realisiert. Rolf Kauka setzt inzwischen in seinen Comics neben eigenem Material auch auf frankobelgische Angebote. Wegen Verfälschung des Inhalts werden ihm allerdings die deutschen Veröffentlichungsrechte an Asterix entzogen und gehen an Ehapa.

In der DDR richtet sich die DEFA-Animationsfilmproduktion zwar auftragsgemäß zumeist an Kinder und wird ab den 1960er-Jahren zum Exportschlager. Zunehmend werden aber auch satirische Sujets für Erwachsene zu DDR-Themen angeboten, die indes von der Obrigkeit argwöhnisch beobachtet und in nicht wenigen Fällen verstümmelt oder verboten werden. Weisen von den ca.
800 Kinoproduktionen, die während der Existenz des Studios das Haus verlassen, nicht einmal ein halbes Dutzend Spielfilmlänge auf, so ist es in den 1960er mit der Umsetzung des „Schiltbürger“- Volksbuch-Stoffes gerade mal ein abendfüllender Puppentrickfilm.

Im Osten etabliert sich erfolgreich Unser Sandmännchen des Deutschen Fernsehfunks (DFF), während es die im Westen eingesetzte Animationspuppe von Herbert K. Schulz an Beliebtheit mit dem Konkurrenten im Osten nicht aufnehmen kann. Freilich entsteht im dortigen Fernsehen im Rahmen dieses Formats mit seinen Binnengeschichten eine Vielzahl von Animationsfilmen für Kinder, ohne die sich diese Zielgruppe nur Werbefilme hätte anschauen müssen.

Gleichfalls in der DDR verlagert sich nach Wegfall des DEWAG-Studios für Werbefilme 1962 die Produktion von animierten Werbefilmen zunächst auf das DEFA-Studio für populärwissenschaftliche Filme Potsdam-Babelsberg, ab 1964 beginnt auch das DEFA-Studio für Trickfilme Dresden im Rahmen von Auftragsfilmen mit der Herstellung von Trickfilmen vor allem für die DFF-Reihe Tausend Tele-Tips (ttt).

 

1960. Werbefilme aus dem Fischerkoesen-Studio

Aus dem Fischerkoesen-Filmstudio in Bad Godesberg kommen 1960 die Werbefilme: Achtung Gefahr!, Autofahren ohne Schalten (Schaltautomatik für Automarke DAF), Dort und hier (Aral-Benzin), Einfach richtig (Hoover-Staubsauger), Energiegeladen (Pertrix-Batterien), Der farbenfrohe Pinsel, In aller Munde (Felix-Erdnusskerne), Meister der Farbe (Herbol-Lacke), Nur nicht nervös werden, Verzwickte Spiele für geschickte Leute (Vorspann TV-Gameshow), Vorbild Natur, Der Zweite von links (Werbung für Haller-Schokolade), Pausenzeichen, Geschäftsfassaden, Rewe Post (alle Rewe-Handelskettenwerbung).

 

1960. Neues von Diehls

Diehl-Film produziert für KABUCO über die Werbeagentur Egon Beckenbauer München Gut getippt. Im 16mm-Format erscheint zur kostenlosen Ausleihe für Schulen, kirchliche Gruppen usw. der Diehlsche Puppenfilm von der Erfindung der Buchdruckkunst Gutenberg:

„Ein hervorragend mit Detailtreue und Sorgfalt animierter Puppentrickfilm aus der Werkstatt der Gebrüder Diehl aus dem Jahr 1960 erzählt in 13:30 Minuten in zeitangemessener Sprache und Diktion die Geschichte Gutenbergs und erklärt das System der beweglichen Lettern eingängig. […] Für den Trickfilm wurden spätgotische Räume und Werkstätten ebenso naturgetreu nachgebildet wie das Modell der ersten Buchdruckerpresse.“
(Frank Becker: Gutenberg / Erstürmung einer mittelalterlichen Stadt – Trickfilme der Gebrüder Diehl. In: https://www.musenblaetter.de, 4.10.2016)

 

1960. Werbefilme aus dem DEWAG-Studio

Im Ost-Berliner DEWAG-Studio für Werbefilme gestaltet Regisseur Herbert K. Schulz u.a. die Puppentrickfilme Friese-Decken (Gebrüder Friese AG, Kirschau/Sa.; Zulassung 9.3.1960) und Herzlich willkommen! (Werbung für HO-Spielzeug; Zulassung 27.4.1960). Vermutlich in der Regie von Ernst Rudolf Loeser entsteht der Zeichentrickfilm Keimstop (Zulassung 5.9.1960). Als erster Flachfigurenfilm bei der DEWAG erscheint Winterschlußverkauf, Regisseur unbekannt (Zulassung 9.12.1960).

Archiv

  • Zulassungsvorgänge in: BArch, DR 1/13178–180

 

1960. In München entstehen …

Für das Film-Studio Walter Leckebusch in München animiert Wolfgang Urchs Nächtliches Intermezzo. In derselben Stadt entsteht Das Paradoxium von Herbert Hunger in der Produktion von Hans-Heinrich Kahl.

 

1960. Das magische Band kommt in die Kinos der Bundesrepublik

Der Ufa-Filmverleih bringt im Beiprogramm den 1959 fertiggestellten und von der FSK geprüften Kurzfilm Das magische Band, den Ferdinand Khittl anlässlich des 25-jährigen Produktionsjubiläums des magnetischen Tonbands im Auftrag der BASF AG Ludwigshafen realisiert hat. Die Animationen besorgt der Maler Ludwig G’schrey, der während des Krieges schon für Fischerkoesen gearbeitet hat. Der Titel erhält den Deutschen Filmpreis 1960 als bester Kulturfilm.

 

1960. Fachliteratur aus West und Ost

Der Blüchert-Verlag in Hamburg bringt im Rahmen seines Disney-Programms „Walt Disney – Die Kunst des Zeichenfilms“ die deutsche Übersetzung von „The Art of Animation“ von Bob Thomas heraus. Das Buch erscheint zugleich im Lesering des Bertelsmann-Verlags Gütersloh.

Aus der Rembrandt-Reihe „Bühne und Film“ West-Berlin gelangt von Reinhold E. Thiel „Puppen- und Zeichenfilm oder Walt Disneys aufsässige Erben“ als Band 15 in die Buchläden. Obwohl nie in der DDR erschienen, wird er dennoch in der dortigen Fachpresse besprochen:

Thiel bemüht sich, den gesamten künstlerischen Problemkreis aus internationaler Sicht zu umreißen, das heißt, er beschränkt sich nicht auf die westliche Hemisphäre, sondern bezieht die sozialistischen Länder – ČSSR, Rumänien, Polen und Jugoslawien – mit ein. Gegenüber dem sowjetischen Trickfilmschaffen fällt sein Urteil allerdings sehr undifferenziert aus. […] Es ist dabei durchaus richtig, daß der sowjetische Trickfilm eine Zeitlang neue Formenexperimente nicht zeigte. Beispiele aus jüngster Zeit beweisen aber auch den Sprung in die neue Qualität der Formen, wobei hier die schöpferische Perspektive sich auftut, weil tiefe inhaltliche Anliegen nach Ausdruckskraft suchen.“
(Helmut Häntzsche: Reinhold E. Thiel, Puppen- und Zeichenfilm oder Walt Disneys aufsässige Erben. In: Filmwissenschaftliche Mitteilungen, Beilage zur Zeitschrift Deutsche Filmkunst. Dezember 1961, S. 127)

Bei H. Lange Braunschweig verfasst Lothar Preuss für die „Schmalfilm-Truhe“ (23/24) den schmalen Band „Wir drehen einen Puppentrick“.

Im renommierten Fotokinoverlag für Foto- und Filmamateure Halle (Saale) (vormals Knapp) wird das Fachbuch „Der Filmtrick und der Trickfilm“ von Werner Reff und Istvan Vasarhelyi publiziert, das bis 1980 in sechs Auflagen herauskommt. Es wirbt auf den Einbänden mit dem Wortspiel „Filmtrick – Trickfilm“. Bereits 1933 verlegte Knapp mit „Filmtricks – Trickfilme“ von Alexander Stüler ein Werk mit ähnlichem Titel (ab 1940 mit dem Verfasser Maryan von Hotschewar).

 

1960. Comics in der Bundesrepublik

Im Walter Lehning Verlag Hannover erscheinen, zwei- und vierfarbig, Comic-Hefte mit den Warner-Cartoon-Figuren Daffy Duck und Bugs Bunny unter dem Titel „Daffy“.

In Rolf Kaukas „Fix und Foxi“ Nr. 250 beginnt die frankobelgische Lizenzserie „Pitt Pistol“ von René Goscinny und Albert Uderzo.

 

2. Januar 1960. Das Pferdle als Werbetrenner

Für den Medienverbund Süddeutscher Rundfunk (SDR) und Südwestfunk (SWF) verwandeln Filmproduzent Armin Lang sowie die Grafiker Werner Klein und Volker Lang das Stuttgarter Wappentier in ein animiertes Pferdle als Werbetrenner in Zeichentrick. Es hatte seinen ersten Auftritt mit dem Start des Werbefernsehens im Senderaum des SDR am 2. Januar 1960. Das Pferdle erhält 1963 Gesellschaft von einem Äffle, beide gelangen in den kommenden Jahren zu nicht geringer Popularität.

 

22. Januar 1960. Progress-Sammelprogramm für Kinder

Im Rahmen des ersten Sammelprogramms für Kinder des Progress-Filmverleihs 1960 starten aus dem DEFA-Studio für Trickfilme der Zeichentrickfilm Der gefoppte Kobold von Christl Wiemer und der Silhouettentrickfilm Rumpelstilzchen von Bruno J. Böttge.

 

11. März 1960. Osteuropa im Progress-Sammelprogramm für Kinder

Eine osteuropäische Animationsfilm-Melange bietet das Kinder-Sammelprogramm zum DDR-Kinostart im März 1960 mit den sowjetischen Zeichentrickfilmen Die Hochzeit des Eichelhähers (Swadba sojek) von Arkadi Chintibidse aus dem georgischen Studio „Grusia-Film“ und Die bestrafte Habgier (Solotyje kolosja) von Olga Chodatajewa und Leonid Aristow aus dem Sojusmultfilmstudio (beide 1958). Aus Rumänien stammt der Puppentrickfilm Warum der Bär keinen Schwanz hat (De ce n-are ursul coadã, 1957) von George Sibianu (Saidel).

 

25. März 1960. Kinder-Sammelprogramm Die Prinzessin auf der Erbse

Neben dem bekannten, von Katja Georgi in Puppentrick verfilmten Märchen von Hans Christian Andersen Die Prinzessin auf der Erbse (1959) aus dem DEFA-Trickfilmstudio erscheint im Sammelprogramm für Kinder noch ein weiteres des Dresdner Studios, das aus Ghana stammt: Warum jeder ein Körnchen Weisheit besitzt (1959), ausgeführt als Silhouettentrick von Bruno J. Böttge. Aus dem sowjetischen Studio Sojusmultfilm kommt zudem der Zeichentrickfilm Der Prahlhans (Perwaja skripka, 1958) von Dmitri Babitschenko.

 

1. April 1960. Micky-Maus-Festival startet in der Bundesrepublik

Im Verleih der J. Arthur Rank Film erscheint als Kompilation Walt Disney’s Micky-Maus-Festival mit den Cartoons Mr. Mouse Takes a Trip, Pluto at the Zoo, Blame It on the Samba, The Whalers, The Hockey Champ, T-Bone for Two, Alpine Climbers, The Flying Squirrel, Mickey’s Birthday Party, Tea for Two Hundred, Pecos Bill:

„Einwände gegen die Vermenschlichung der Tiere, wie sie bei Disneys ‚Spielfilmen’ naheliegen, sind hier unangebracht.“
(Ev.: Micky-Maus-Festival. In: Film-Dienst, 13. Jahrgang, Lieferung 17, Kritik Nr. 9078. Düsseldorf, 21. April 1960)

 

18. April 1960. Sendestart von Tausend Tele-Tips im Deutschen Fernsehfunk

Nachdem bereits am 1. Juni 1959 im DFF eine Vorläufer-Sendereihe als „Versuchssendung für eine volkswirtschaftliche Fernsehwerbung“ unter dem Titel Notizen für den Einkauf ihre TV-Premiere erlebte, startet am 18. April 1960 um 18.45 Uhr das Format Tausend Tele-Tips, eine Plattform auch mit animierten Werbefilmen von unterschiedlichen Produzenten. Das kleine Magazin wird bis 1976 ausgestrahlt.

Zur Trennung der Werbeeinspieler realisiert Herbert K. Schulz im Auftrag des DFF vier kurze Puppentrick-Sequenzen: Bärchen-Gymnastik, Kätzchen mit Hula-hop, Fuchs mit Bockwurst und Hahn mit Wecker, deren Ausstrahlung sehr wahrscheinlich am 5. Juli 1960 beginnt. Überliefert sind lediglich Bildmotive aus Schnittresten.

Offenbar zur Flankierung des Sendestarts von Tausend Tele-Tips gibt es im „Filmspiegel“ einen Bildbericht über das DEWAG-Werbefilmstudio, in dem auch der Zeichentrick-Regisseur Ernst Rudolf Loeser und der Trickkameramann Bernd Blum im Bild vorgestellt werden.
(DEWAG Werbung auf neuem Weg in alle Welt. In: Filmspiegel Nr. 13/1960, 17.6.1960)

Publikation

  • Simone Tippach-Schneider: Tausend Tele-Tips. Das Werbefernsehen in der DDR 1959–1976. Berlin 2004

 

13. Mai 1960. Progress-Kindersammelprogramm „Von kleinen und großen Tieren“

Der ungeschickte kleine Elefant, Günter Rätz, DDR 1959. ©DEFA-Stiftung/Helmut May

Der ungeschickte kleine Elefant, Günter Rätz, DDR 1959. ©DEFA-Stiftung/Helmut May

Das Programm bringt die beiden DEFA-Trickfilme Der ungeschickte kleine Elefant von Günter Rätz und Der Löwenschreck von Otto Sacher (beide 1959) in die Kinos. Der Löwenschreck ist zugleich der erste Film der Serie Mäxchen Pfiffig und sein Freund Tüte mit den beiden beliebten Figuren des Zeichners Richard Hambach aus der Kinderzeitschrift „Fröhlich sein und singen“ (Frösi). Aus dem Moskauer Sojusmultfilmstudio kommt Sonne, Sonne scheine (My sa solnyschkom idjom, Wladimir Degtjarjow, 1958).

 

23.–28. Mai 1960. DDR-Animationsfilme in Mannheim

Während der 9. Mannheimer Kultur- und Dokumentarfilmwoche laufen aus dem DEFA-Studio für Trickfilme Dresden die Titel Vom mutigen Hans (Katja und Klaus Georgi), Teddy Brumm (beide 1958) und Der ungeschickte kleine Elefant (beide Günter Rätz, 1959) sowie Der Löwenschreck (Otto Sacher).

 

27. Mai 1960. Progress-Kindersammelprogramm „Rund um die Welt“

Mit dem Programm wird in der DDR auch der polnische Zeichentrickfilm Abenteuer im Dschungel (W dzungli, 1957) von Witold Giersz gezeigt.

 

29. Mai 1960. Uraufführung von Der Spielverderber

Im Rahmen der Internationalen Filmfestspiele Berlin wird der von Audax-Film produzierte Kurz-Animationsfilm Der Spielverderber (1959) von Boris von Borresholm mit den Puppen von Ferdinand Diehl gespielt.

 

1. Juni 1960. Progress-Kindersammelprogramm „Von Raubrittern und alten Schlössern“

Raubritters Landfahrt, Jörg d'Bomba, DDR 1959. ©DEFA-Stiftung/Heinz Simon

Raubritters Landfahrt, Jörg d’Bomba, DDR 1959. ©DEFA-Stiftung/Heinz Simon

Am Internationalen Kindertag 1960 startet in der DDR ein Programm, in dem auch die beiden polnischen Animationen Der Ausflug (Wycieczka) von Teresa Badzian aus dem Studio für Puppentrickfilme Tuszyn bei Łódź (1957) und Das Geheimnis des alten Schlosses (Tajemnica starego zamku) von Witold Giersz nach einem Drehbuch Zbigniew Lengren (Zeichentrick, 1956) erstmals in der DDR zu sehen sind. Das DEFA-Studio für Trickfilme steuert den Puppentrickfilm Raubritters Landfahrt (1959) von Jörg d’Bomba bei.

 

7.–12. Juni 1960. Deutsche Teilnahme in Annecy und Gründung der ASIFA

Im französischen Annecy/Haute Savoie findet zum ersten Mal das „Festival du film d’animation“ statt. Hervorgegangen ist es aus den „Internationalen Tagen des Animationsfilms“, die die beiden französischen Filmkritiker André Martin and Pierre Barbin 1956 als eine spezielle Sektion für Animationsfilm des Filmfestivals Cannes gründen. Nach den zweiten „Journées Internationales du Film d’Animation“ 1958 wandelt der einflussreiche Filmclub von Annecy 1960 die „dritten Tage“ dauerhaft in ein Festival der eigenen Stadt um.

Aus der Bundesrepublik Deutschland geht 1960 im Kurzfilmwettbewerb Die Purpurlinie (1959) von Baron Florenz (Flo) Fuchs von Nordhoff und Karl Ludwig Ruppel an den Start, aus dem DEFA-Studio für Trickfilme Dresden/DDR kommen Der ungeschickte kleine Elefant von Günter Rätz und Der Löwenschreck von Otto Sacher. Das DEFA-Trickfilmstudio beteiligt sich zudem mit Puppen und Dekorationen an der dortigen Trickfilm-Ausstellung.

Am Rande des Festivals von Annecy wird von Branchenvertreterinnen und -vertreter ein internationales Komitee zur Schaffung der „Association Internationale du Film d’Animation“ (ASIFA) ins Leben gerufen.

Publikationen

  • Giannalberto Bendazzi: Cartoons. Bloomington, Indianapolis und London, 1994.
  • Giannalberto Bendazzi: Animation – A World History. Volume II: The Birth of a Style – The Three Markets. Boca Raton 2016, S. 100/Fußnote und 101.
  • Meldung in: Studioblätter, Innerbetriebliches Diskussionsblatt, VEB DEFA-Studio für Trickfilme Dresden, Heft 4/1960

 

17. Juni 1960. Uraufführung Sensation des Jahrhunderts

Der kleine, vom DEFA-Studio für Trickfilme in Zeichentrick produzierte Viertelstünder Sensation des Jahrhunderts von Otto Sacher (1959) demonstriert erstmals DDR-weit – ausgerechnet am 17. Juni – wer die Nase vorn hat im internationalen Wettrennen um die Eroberung des Weltraums und des Mondes: natürlich die Sowjetunion!

 

Juni/Juli 1960. Sendestart von Minol-Pirol in ttt

Minol-Pirol, Episode Reservekanister (1961). Puppen: Achim Freyer, Dekoration: Harald Serowski. ©DIAF/Peter Blümel

Minol-Pirol, Episode Reservekanister (1961). Puppen: Achim Freyer, Dekoration: Harald Serowski. ©DIAF/Peter Blümel

Für die Werbesendung Tausend Tele-Tips wird im Puppenstudio des DFF bis 1970 der „Minol-Pirol“ animiert und sodann zur zentralen Werbefigur des Produzenten von Mineralöl-Produkten Minol entwickelt. Die Hauptfigur stammt vom Puppenspieler Heiner Knappe, eine Reihe von Nebenfiguren gestaltet auch Achim Freyer, die knackig-gereimten Verse formt der im Umgang mit der satirischen Feder geübte „Eulenspiegel“-Autor Karl Kultzscher. Regie der zumeist in Schwarz-Weiß gedrehten Puppentrick-Episoden führt durchweg Peter Blümel.

„‘Damals gab es Informationslücken zwischen Wirtschaft und Kunden‘, erinnert sich Blümel. Auch der Tankstellenbetreiber Minol suchte neue Werbemöglichkeiten, um seine Produkte besser zu bewerben. Fündig wurde der Staatskonzern beim TV-Format Tausend Tele Tips, einer Werbereihe im Vorabendprogramm. 30 Episoden drehte Blümel mit dem Minol-Pirol, der halb Vogel und halb Ölkanne war. Blümel schrieb Drehbücher, führte Regie und animierte die Figuren für die 45-Sekunden-Spots, die jedes Mal mit einem gereimten Sprüchlein endeten: ‚Den Tele Tip, der helfen soll, gab Ihnen der Minol-Pirol.‘“
(Ausstellung erweckt DDR-Kultwerbefigur Minol-Pirol zu neuem Leben. In: Märkische Oderzeitung, 21.10.2011)

Publikation

  • Volker Petzold: Was macht ein Seemann, wenn er Sehnsucht hat? Die Anfänge des DDR-Puppentrickfilms in Werbung und Unterhaltung – Herbert K. Schulz und Peter Blümel. In: Stefan Zahlmann (Hg.): Wie im Westen, nur anders – Medien in der DDR. Berlin 2010, S. 239–263

 

9.–24. Juli 1960. Internationales Filmfestival im tschechoslowakischen Karlovy Vary öffnet sich dem Animationsfilm

Ein internationaler Sonderwettbewerb aus 29 Titeln von Trickfilmen aller Gattungen und eine Retrospektive zur Entwicklung des internationalen Trickfilmes der zurückliegenden zehn Jahre bei der zwölften Karlsbader Festival-Edition 1960 zeugen vom Schub, den kurz zuvor die Etablierung des Festivals von Annecy und die Gründungsvorbereitungen zur ASIFA für die internationale Branche bewirkt haben. Sie bieten auch Publikum und Filmemachern aus dem Osten Deutschlands im für sie problemlos erreichbaren Karlovy Vary die Möglichkeit, sich komfortabel einen Überblick zu Trends und Highlights der weltweit aktuellen Animationsfilmproduktion zu verschaffen.

Zahlreiche Begegnungen zwischen Kolleginnen und Kollegen aus aller Welt mochten diesen Kommunikationsprozess vertieft haben. Insbesondere den in der DDR tätigen Animationsfilmschaffenden dürfte spätestens das Resümee in der ostdeutschen Fachpresse zu Klarheit über den eigenen Stand geführt haben:

„Nach Betrachten der während bzw. außerhalb des Wettbewerbs gezeigten Trickfilme läßt sich sagen, daß ganz offensichtlich der Zeichenfilm in den letzten Jahren einen großen Sprung nach vorn getan hat und im Begriff ist, konventionelle, letzten Endes aus der Disney-Ära stammende Gestaltungsformen zu sprengen. Die antinaturalistische, vereinfachte und den Inhalt typisiert darstellende Zeichnung – verbunden mit originellen Musik- und Geräuscheffekten – dominiert. Kühne, phantasievolle, besonders von der Graphik inspirierte künstlerische Lösungen beherrschen das Feld, d.h. die Leinwand, und werden sich zweifellos in wachsendem Maße ein verständnisvolles Publikum schaffen.“
(K.L. = Klaus Lippert: Trickfilmkunst im Aufbruch. In: Deutsche Filmkunst, 9/1960, S. 309)

Im Sonderwettbewerb erhielt der Zeichentrickfilm Luftpost (1959) von Klaus Georgi eine Lobende Erwähnung.

In Karlovy Vary wurde unter den Anwesenden zudem der Wunsch nach Bildung eines Zusammenschlusses der Animationsfilmschaffenden dieser Welt bekräftigt und vor allem eine größere Anzahl von Kollegen aus den sozialistischen Ländern einbezogen. Von Beginn an waren Bruno J. Böttge sowie Katja und Klaus Georgi bei den vorbereitenden Aktivitäten dabei. Als 1961 ein zeitweiliger ASIFA-Vorstand der Regisseure mit Norman McLaren als Präsident gegründet wurde, erging an Katja und Klaus Georgi seitens des „Clubs der Filmschaffenden“ der DDR im Sommer des Jahres der Auftrag, nach Kanada zu reisen, um Verbindung zu dem kanadischen Künstler und zum dortigen „Nationalen Filmboard“ aufzunehmen und eine Gruppenmitgliedschaft zu erwirken.
(Information von Katja und Klaus Georgi an Volker Petzold. Unveröffentlichte Gesprächsaufzeichnung, 21. Mai 2002 in Zeisholz/Sachsen)

1961 waren zehn Beschäftigte des Dresdner Studios Einzelmitglieder der ASIFA, darunter Katja und Klaus Georgi, Bruno J. Böttge, Otto Sacher, Christl und Hans-Ulrich Wiemer sowie Lothar Barke. Die erste ordentliche Generalversammlung der ASIFA fand am 29. Juni 1962 statt, auf der US-amerikanische Zeichentrickfilmer John Hubley zum Präsidenten gewählt wurde.

Archiv

  • Leitungsberatung der HV Film, 22. August 1962. Protokoll. In: BArch, DR 1/4264

 

29. Juli 1960. Kinder-Sammelprogramm „Geheimnis der fernen Insel“

Das Kinder-Sammelprogramm stellt erstmals für die DDR vor: den Zeichentrickfilm Geheimnis der fernen Insel von Walentina und Sinaida Brumberg vom Sojusmultfilmstudio Moskau (1959) und Das neue Haus von Teresa Badzian aus dem Studio für Puppentrickfilme Tuszyn bei Łódź (1956).

 

15.–30. September 1960. DEFA-Trickfilme beim Festival in Bukarest

Am II. Internationalen Festival der Puppen- und Marionettentheater und des Puppenfilmes in Bukarest nimmt mit drei Beiträgen auch das DEFA-Trickfilmstudio Dresden teil und wird – fast – ein Preisträger:

„Auf dem Festival selbst wurde der Puppentrickfilm Teddy Brumm [Günter Rätz] als bester Kinderfilm in die engere Wahl der Prämiierung gezogen. Er wurde jedoch, da kein Preis für den besten Kinderfilm zur Verfügung stand, nicht ausgezeichnet. Der Film Gleich links hinterm Mond [Günter Rätz] wurde sehr gut von den Zuschauern aufgenommen. Warum jeder ein Körnchen Wahrheit besitzt [Bruno J. Böttge] kam jedoch nicht so gut beim Publikum an. Die Ursache lag wahrscheinlich daran, daß der Film in deutscher Sprache lief und nicht verstanden wurde.“
(Werner Krauße: II. Internationales Festival der Puppen- und Marionettentheater und des Puppenfilmes vom 15.–30.9.1960 in Bukarest. In: Studioblätter, Innerbetriebliches Diskussionsblatt, VEB DEFA-Studio für Trickfilme Dresden, Heft 4/1960, S. 3)

 

Herbst 1960. Fachklasse für Trickfilm beginnt Arbeit in Dresden

Abschlussfoto der ersten HfBK-Trickfilmklasse: Barbara Atanassow, Günter Binder, Ingrid Wille, Heinz Wittig, Günter Trobisch, Renate Schunke (v. l.). ©DIAF/Nachlass Wittig

Abschlussfoto der ersten HfBK-Trickfilmklasse: Barbara Atanassow, Günter Binder, Ingrid Wille, Heinz Wittig, Günter Trobisch, Renate Schunke (v. l.). ©DIAF/Nachlass Wittig

Mit Beginn des Herbstsemesters 1960 nehmen an der Hochschule für Bildende Künste (HfBK) Dresden zehn junge Leute als erster Jahrgang einer neu eingerichteten Fachklasse für Trickfilm ihr Studium auf. Das Grundstudium des ersten Jahres leiten die Dresdner Maler Alfred Hesse und Herbert Kunze, der Regisseur Otto Sacher vom DEFA-Studio für Trickfilme Dresden übernimmt dann die fachspezifischen Studien. Im Mittelpunkt der Ausbildung stehen Zeichen- und Legetrick, Puppentrick spielt keine Rolle.
Nach einer Entscheidung im Kulturministerium können nur sechs Studenten ihre Ausbildung beenden: Barbara Atanassow, Ingrid Wille, Renate Schunke, Günter Binder, Günter Trobisch und Heinz Wittig verlassen 1965 die Hochschule mit einem Diplom als Trickfilmgrafiker. Die übrigen vier Alumna und Alumni werden in andere Fachrichtungen „umgelenkt“ oder wechseln direkt in die Selbständigkeit.

Dem zweiten Jahrgang (etwa 1962–1967) gehören dann nur noch Werner Kukula und Günter Rösler an. Die Trickfilmklasse wird nicht weitergeführt, sodass es lange Zeit keine trickfilmspezifische Ausbildung mehr in der DDR gibt.
(Interview Barbara Atanassow. In: Kohle, Friedrich/Döge-Kohle, Camilla (Hg.): Medienmacher heute. Bleicher-Verlag 1999, S. 144–147)
(Schreiben von Ingrid Wille an Volker Petzold, 8.10.2019)

 

Oktober 1960. Personelle Veränderungen im DEWAG-Studio für Werbefilme

Vermutlich im Sommer 1960 beenden Rosemarie Küssner und Herbert K. Schulz ihre Tätigkeit im DEWAG-Studio für Werbefilme Berlin durch „Umzug“ in den Westteil der Stadt, der Kameramann Erich Günther verbleibt in den Ateliers in der Rosenthaler Straße. Kurz darauf beginnt der Hallenser Fotograf Hans Moser seine Arbeit als Kameraassistent im Studio. Schulz gründet am 6. Januar 1961 in West-Berlin seine eigene Produktionsfirma cinetrick und versucht sich zunächst weiter an Werbefilmen.

 

21. Oktober 1960. Ali Baba und die 40 Räuber in der DDR

Im Kinder-Sammelprogramm von Progress läuft in der DDR auch der Puppentrickfilm Ali Baba und die 40 Räuber (1959) vom Moskauer Sojusmultfilmstudio in der Regie von Grigori Lomidse.

 

28. Oktober 1960. Progress-Sammelprogramm „König der Tiere“

Der DEFA-Puppentrickfilm König der Tiere (1959) von Günter Rätz wird in der DDR erstmals gezeigt, im Sammelprogramm für Kinder u.a. gemeinsam mit dem ungarischen Zeichentrickfilm des Pannonia-Studios Die nimmersatte Biene (A telhetetlen méhecske, 1958) in der Regie von Gyula Macskássy.

 

4. November 1960. Kinostart der Realfilm-Silhouettentrick-Kombination Der Zweikampf in der DDR

Im Rahmen des Progress-Sammelprogramms „Auf Dschungelpfaden“ läuft in den DDR-Kinos erstmals auch die Realfilm-Silhouettentrick-Kombination Der Zweikampf (1959) von Bruno J. Böttge aus dem DEFA-Trickfilmstudio an.

 

11. November 1960. Hugo Leichtsinn erstmals als Zeichentrick-Figur im Kino

Unter der Devise „An jedem Ort, an jeder Stelle, rückt Hugo Leichtsinn auf die Pelle“ starten die Berliner FDJ und die Deutsche Volkspolizei im Oktober 1959 eine Initiative für Verkehrssicherheit in der DDR mit dem Maskottchen „Hugo Leichtsinn“. Das DEFA-Studio für Trickfilme unterstützt die Kampagne mit insgesamt vier Cartoon-Spots Hugo Leichtsinn geht um, die am 11. November 1960 mit der ersten Folge von Christl Wiemer starten. Weitere drei Abenteuer von Hugo Leichtsinn unter der Regie ihres Mannes Hans-Ulrich Wiemer kommen am 19. Mai 1961, am 26. Januar 1962 und am 21. Februar 1964 in die DDR-Kinos.

 

25. November 1960. Kinder-Sammelprogramm „Alle helfen Teddy“

Im Kinder-Sammelprogramm werden aus dem DEFA-Trickfilmstudio Monika Andersons Puppentrickfilm Alle helfen Teddy wie auch Katja Georgis Das Wolkenschaf (beide 1960) öffentlich präsentiert. Aus dem Trickfilmstudio Shanghai stammt der Zeichentrickfilm Abenteuer der kleinen Karpfen (Xiao Liyu Tiao Longmen) von 1958.

 

16. Dezember 1960. Die lustige Trickfilmparade erscheint

Warner Bros. bringt die Zusammenstellung Die lustige Trickfilmparade in die bundesdeutschen Kinos. Neben Slapsticks mit Larry Semon und Oliver Hardy umfasst das Programm eine Reihe von Bugs Bunny-, Tweety&Sylvester– und Speedy-Gonzales-Cartoons von Friz Freleng: Hare We Go, Tree-Cornered Tweety, Tweety’s Circus, Tweet Zoo, Tugboat Granny, Gonzales Tamales, Tabasco Road und andere Looney Tunes.

 

23. Dezember 1960. Kinopremiere von Alarm im Kasperletheater

Alarm im Kasperletheater, Lothar Barke, DDR 1960. ©DEFA-Stiftung/Werner Baensch

Alarm im Kasperletheater, Lothar Barke, DDR 1960. ©DEFA-Stiftung/Werner Baensch

Lothar Barkes Zeichentrickfilm Alarm im Kasperletheater (1960) aus dem DEFA-Studio für Trickfilme Dresden erlebt im Rahmen eines Sammelprogramms seine DDR-Premiere. Die Geschichte um den Teufel, der nicht teilen will, mit einer gestohlenen Schüssel voller Pfannkuchen aus dem Kasperletheater verschwindet und von den anderen verfolgt wird, entwickelt sich aufgrund seiner leicht antiautoritären Machart bald zu einem der bekanntesten und beliebtesten DEFA-Animationsfilme. Mit im Programm läuft der DEFA-Puppentrickfilm Das Lied von der Taube (1960) von Günter Rätz und der sowjetische Zeichentrickfilm des Sojusmultfilmstudios Petja und das Rotkäppchen (Petja i Krasnaja Schapotschka, 1958) von Jewgeni Raikowski und Boris Stepanzew.

 

30. Dezember 1960. Kinder-Sammelprogramm „Das Mädchen Tausendschön“

Der Puppentrickfilm Das Mädchen Tausendschön (Krassa Nenagljadnaja, 1958) von Wladimir Degtjarjow und der Zeichentrickfilm Als die Erde dursten musste (Skoro budet doshd, 1959) von Wladimir Polkownikow, beide aus dem Moskauer Sojusmultfilmstudio, beenden in einem Sammelprogramm das DDR-Trickfilmjahr.

 

1961. Werbefilme aus dem Fischerkoesen-Studio

Hans Fischerkoesen bringt 1961 Alles spricht dafür (Werbung für Aral-Super-Benzin), Concord-Norilux (Norilux-Kamera), Elefanten-Schuhe T 3, Gerolsteiner (Tafelrunde, Geleit – Gerolsteiner Sprudel), Grazie der Gazelle (Wessels Schuhe), Hoover-WK Nr. 3 (Hoover-Staubsauger), Landsieg (In der Schule, Kreuzworträtsel, Im Laden), Rendezvous mit BB (Braunschweiger Bier), Trumpf-Schokolade, Voran mit Willy Brandt (Steuermann, Baustelle, Oldtimer – SPD-Werbung) und Zauberkugel (Hoover-Staubsauger).

 

1961. Buntes Allerlei erscheint bei Warner Bros. Continental Inc.

Eine Kurzfilm-Zusammenstellung Buntes Allerlei erscheint in zwei unterschiedlichen Fassungen bei Warner Bros. Continental Inc. Das vorliegende Kinoplakat listet die deutschen Cartoontitel der amerikanischen Filme: Geschenk mit Überraschungen, Viele Köche verderben den Brei, Der Kater lässt das Mausen nicht, Alles gegen die Katz’, Spektakel im Kaufhaus, Putzis lustige Streiche, Versuchskarnickel Lampe, Leicht gesagt – schwer getan, Klein – aber oho und Der listige Kater.

 

1961. Werbetrenner Bienchen im WDR

Das Westdeutsche Werbefernsehen setzt als Werbetrenner bis 1962 die Zeichentrick-Figur Bienchen ein.

 

1961. Hucky und seine Freunde im bundesdeutschen Fernsehen

In den Vorabendprogrammen der bundesdeutschen Fernsehanstalten laufen Folgen der Huckleberry Hound Show von Hanna-Barbera unter dem Titel Hucky und seine Freunde: Huckleberry Hound, das naive Entenküken Yakky Doodle, die Mäuse Pixie & Dixie und Kater Jinks sowie Yogi Bär. Die Folgen werden bis 1967 ausgestrahlt. Die genannten Figuren tauchen auch in vom Neuen Tessloff Verlag parallel zur deutschen Fernsehausstrahlung herausgegebenen Comic-Heften auf sowie in Bilderbüchern des Delphin Verlags.

 

1961. Trickteile für Panorama-Sendung

Mit einer umgebauten Ernemann-Holzkamera animiert Helmut Herbst, der in Paris Malerei studiert und gleichzeitig die Cinémathèque besucht hat, die Trickteile für das NDR-Politmagazin Panorama.

 

1961. Werbefilme aus dem DEWAG-Studio

Am 1. Januar 1961 tritt Kurt Weiler im DEWAG-Studio für Werbefilme als Regisseur die Nachfolge von Herbert K. Schulz an, nachdem auch bereits Puppenspieler Erich Hammer dort eine Handvoll von Werbefilmen gedreht hat. Weiler löst damit offiziell seinen Arbeitsvertrag mit dem DEFA-Studio für Trickfilme und beendet seine freiberufliche Arbeit im DFF. Die Gestaltung seiner Filme übernimmt stets Achim Freyer.

„Ich kam dahin in diese Situation und machte Werbefilme, was mir sehr gefallen hat. Denn eine Aufgabe zu kriegen, die Du in einer Minute gestalten musst oder in drei Minuten, das ist was. Das hat mich zu einer außerordentlichen Disziplin gezwungen.“
(Kurt Weiler im Gespräch mit Ralf Schenk, 14.6.2001, unveröffentlichte Videoaufzeichnung, DEFA-Stiftung)

Im Studio entstehen 1961 aus Weilers Hand u.a. Alfi-Backgeräte (Aluminium-Fischbach/Rhön, Zulassung 20.4.1961), Kassettenbücher (Werbung für Buchversand, Zulassung 21.6.1961), Crih (Reinigungsmittel, Zulassung 20.9.1961) und Konsum-Weihnachten (Werbung für KONSUM, Zulassung 31.10.1961). Als Zeichentrickfilme vermutlich in Regie von Ernst Rudolf Loeser werden u.a. BGW (Berliner Glühlampenwerk, Zulassung 28.3.1961), Delicia (Insektenbekämpfung, Zulassung 9.8.1961) und Fruchtsaft (Zulassung 5.12.1961) veröffentlicht. Auf freiberuflicher Basis übernimmt auch der aus dem Dresdner DEFA-Trickfilmstudio stammende Regisseur Klaus Georgi die Herstellung des Zeichentrickfilms Nicht vom Himmel gefallen (Werbung für Multifunktionstraktor RS 09, Zulassung 13.11.1961). Als Flachfigurentrickfilme entstehen Eier (Zulassung 2.3.1961) und Sommerschlußverkauf 1961 (Zulassung 3.7.1961).

Archiv

  • Zulassungsvorgänge in: BArch, DR 1/13178–180

 

24. Januar 1961. Bundesdeutscher Kinostart von Dinosaurus!

Dinosaurus!, eine Jack-Harris-Produktion in CinemaScope in der Regie von Irvin S. Yeaworth jr, startet im Universal Filmverleih. Sie enthält Stop-Motion-Animationen der für diesen Job von George Pal empfohlenen Project-Unlimited-Mitarbeiter David Pal, Don Sahlin, Tom Holland und Phil Kellison. Im Hintergrund ist King Kong-Schöpfer Willis O’Brien beratend tätig.

 

27. Januar 1961. Osteuropäische Animation in der DDR

Im Kinder-Sammelprogramm „Ein Morgen bei den Tieren“ startet in der DDR der Zeichentrickfilm Die Neujahrsreise (Nowogodneje puteschestwije) von Pjotr Nossow aus dem Sojusmultfilmstudio Moskau und die Real-Puppentrick-Kombination Das Kätzchen (Kotì) von Jiří Kaliba aus dem Prager Puppentrickfilmstudio.

 

29. Januar 1961. Sendeverbot für Der Bauer und die Generale von Kurt Weiler

In der zweiten Jahreshälfte 1960 dreht Kurt Weiler beim DFF nach der Satire des russischen Autors Michail Saltykow-Stschedrin „Wie ein Bauer zwei Generäle ernährte“ das Puppentrick-Märchen für Erwachsene Der Bauer und die Generale. Dafür holt er sich erstmals den Maler und Szenenbildner Achim Freyer als Gestalter mit ins Boot.

Die Drehzeit dauert vom 15. September bis zum 30. November 1960, die Erstausstrahlung wird noch während des Drehprozesses auf den 29. Januar 1961 festgesetzt. Zum geplanten Ausstrahlungs-Termin wird der Film allerdings kaum bekannter Gründe wegen mit Sendeverbot belegt. Erst am 3. Juni 1962 wird er – wahrscheinlich nur leicht im Schluss verändert – unter dem Titel Heute noch auf stolzen Rossen gesendet. Zwischenzeitlich spottet die bundesdeutsche Presse:

„Zwei Generäle – der eine klein und dick, der andere lang und dünn geraten in wirren Kriegsläuften auf eine abgelegene Insel. Mangels einschlägiger Erfahrungen vermögen sie weder Bäume zu fällen noch Feuer zu machen. Vergebens mühen sie sich, die Insel-Bewohner zur Dienstleistung zu kommandieren – die Eingeborenen bleiben widerborstig. So ereilt die Generäle, die nur des Kommandierens fähig sind, ein düsteres Geschick: Sie verhungern.

An dieser Fabel, die in Form eines Puppentrickfilms ins Bild gesetzt worden war, sollten sich ursprünglich die Fernseher in der DDR erbauen. Allein, als die Abnahmekommission des Staatlichen Rundfunkkomitees das Puppenspiel […] vor kurzem in Augenschein nahm, kamen den Parteizensoren schwerwiegende Bedenken. Sie entschieden, das Stück sei nicht zur Sendung im (Ost-) Deutschen Fernsehfunk geeignet. Nicht ohne Gespür für die Symbolkraft des Werkes hatten die Prüfer befürchtet, das Fernsehspiel könne von den Zuschauern als Parodie auf Generäle der Nationalen Volksarmee empfunden werden. […] Die Montur der auf Puppenformat geschrumpften Generäle lasse nicht deutlich genug erkennen, daß die beiden Offiziere im Dienste des Monopolkapitals stehen.“
(Puppen und Generäle. In: Der Spiegel, Nr. 27/1961, 28.6.1961)

Archiv

  • Trickfilmstudio Mahlsdorf, Puppenstudio des DFF, Sendebücher. In: DRA B064-03-100017
  • Deutscher Fernsehfunk: Programmplan für den Monat Januar 1961 (II. Entwurf) vom 22.11.1960. In: BArch DR 8/207

 

10. Februar 1961. Kinder-Sammelprogramm „Alte Bekannte“

Die sowjetischen Zeichentrickfilme Alte Bekannte (Staryje snakomyje, 1956) von Mstislaw Pastschenko und Boris Djoshkin sowie Die drei Holzfäller (Tri drowoseka, 1959) von Leonid Amalrik aus dem Sojusmultfilmstudio starten in einem Kinder-Sammelprogramm gemeinsam mit dem chinesischen Puppentrickfilm Der neue Fußball (Yige Xin Zuqiu, 1957) von Zhang Chaoqun aus dem Shanghai-Filmstudio.

 

3. März 1961. Das Ungeheuer von Loch Ness erscheint in der Bundesrepublik

Im Nordwestdeutschen Filmverleih NWDF des Erich Pietrek (Düsseldorf) erscheint „The Biggest Thing Since Creation“: The Giant Behemoth/Behemoth the Sea Monster, die letzte Stop-Motion-Kreatur von Willis O’Brien und Peter Peterson, unter dem deutschen Titel Das Ungeheuer von Loch Ness. Regie führen Eugène Lourié (auf amerikanischer) und Douglas Hickox (auf englischer Seite).

 

6. März 1961. Erster japanischer Animefilm in Deutschland

Als erster japanischer Animefilm läuft in bundesdeutschen Lichtspieltheatern die Toei-Produktion Shōnen Sarutobi Sasuke (Magic Boy) im Verleih von Metro-Goldwyn-Mayer (MGM) an. Unter dem deutschen Titel Der Zauberer und die Banditen und in der Regie von Akira Daikubara und Taiji Yabushita nimmt der Junge Sasuke „Nachhilfeunterricht“ bei einem alten Zauberer, um die Hexe Jakscha und ihre Banditenhorde zu besiegen.

 

22. März 1961. Micky Maus Jubiläumsschau in westdeutschen Kinos

J. Arthur Rank Film veröffentlicht eine weitere Disney-Kompilation mit der Micky Maus Jubiläumsschau. Im Programm enthalten sind die Cartoons Ferien in Hawaii (Hawaiian Holiday), Fensterputzer (Window Cleaners), Die unheimliche Knochenjagd (Bone Trouble), Der falsche Entenbraten (Foul Hunting), Es war an einem Wintertag (Once Upon a Wintertime aus Melody Time), Gürteltier als blinder Passagier (Pluto and the Armadillo), Vielfraß zu Besuch (Donald’s Cousin Gus), Der Schlafwandler (The Sleepwalker), die Silly Symphony Zirkus auf dem Meeresgrund (Merbabies), Mal Land-, mal Seehund (Pluto’s Playmate) und Micky-Maus auf großer Fahrt (Mickey’s Trailer).

  

7. April 1961. DDR-Kinostart von Um ein Fleckchen Sonne

Die international mehrfach preisgekrönte tschechoslowakische Zeichenanimation O místo na slunci von František Vystrčil aus dem Jahre 1959 kommt unter dem Titel Um ein Fleckchen Sonne in die Kinos der DDR (bundesdeutscher Verleihtitel Ein Platz an der Sonne).

Das kleine originelle Werk erzählt von zwei Strichmännchen, die danach trachten, aus dem Schatten in das Sonnenlicht zu treten. Obwohl sie beide in der Sonne Platz hätten, beginnen sie miteinander Streit. Nach kuriosen Kämpfen sinken sie erschöpft nieder und stellen plötzlich fest, dass sie gemeinsam genügend des begehrten Raumes haben.

  

14. April 1961. Start des Kinder-Sammelprogramms „Goldfederchen“ mit sowjetischen Animationen

Das Kinder-Sammelprogramm von Progress bringt drei sowjetische Animationen von Sojusmultfilm in die Kinos der DDR: die Zeichentrickfilme Goldfederchen (Solotoje pjoryschko, 1960) von Olga Chodatajewa und Leonid Aristow sowie Von diesem Tage an … (Den roshdenija, 1959) von Walentina und Sinaida Brumberg. Außerdem erscheint der Puppentrickfilm Die drei Bären (Tri medwedja, 1958) von Roman Dawydow.

 

21. April 1961. DDR-Kinostart Die Abenteuer des Burattino

Die Neufassung der russischen „Pinocchio“-Adaption „Das goldene Schlüsselchen“ von Alexej Tolstoi kommt als Langmetrage-Zeichentrickfilm Die Abenteuer des Burattino (auch: „Buratino“, OT: Prikljutschenija Buratino) in der Regie von Iwan Iwanow-Wano und Dimitri Babitschenko in die DDR-Kinos, nachdem bereits am 12. April 1949 die Erstverfilmung Das goldene Schlüsselchen von Alexander Ptuschko ihre Premiere in Ost-Berlin erlebte. Im ZDF wird der Film am 15. April 1968 erstausgestrahlt.

Publikation

  • Volker Petzold: Prikljutschenija Buratino. In: Lexikon des Kinder- und Jugendfilms. Meitingen 1998 ff. (50. Erg.-Lfg. April 2016)

  

28. April 1961. Silhouettentrickfilm Der Nachtschmied zu Görlitz erstmals im DDR-Kino

Das Progress-Sammelprogramm „Schiffe – Kräne – Kapitäne“ präsentiert auch die Bruno J. Böttge-Silhouettenanimation aus dem DEFA-Studio für Trickfilme Der Nachtschmied zu Görlitz (1960): Ein Schmied, der seine Gesellen und den Lehrling nach Strich und Faden ausbeutet und ihnen den Lohn schuldig bleibt, erhält vom Teufel den verdienten Lohn.

 

Ende April 1961. George Pal kehrt nach Deutschland zurück

Der gebürtige Ungar George Pal, der Deutschland 1933 verlässt und 1939 in die USA emigriert, kehrt zurück, zunächst nach München. Für seinen fünf Millionen Dollar teuren MGM-Film Die Wunderwelt der Gebrüder/Brüder Grimm (The Wonderful World of the Brothers Grimm) beginnt er dann mit den Außenaufnahmen einiger im Dreistreifen-Cinerama-Verfahren aufgenommener, romantisch-verklärter Szenen in Rothenburg ob der Tauber, Dinkelsbühl, Schloss Weikersheim, Spay im Landkreis Mayen-Koblenz, im Rheintal und bei Schloss Neuschwanstein. Unter den Darstellern finden sich einige weitere Emigranten wie Oskar Homolka, Walter Slezak und Walter Rilla. Pal dazu: „We hope to get some wonderful special effects especially.“ (New York Times, 22.4.1961) Stop-Motion-Animationen für zwei der drei in die Spielhandlung integrierten Märchen werden in Hollywood von Project Unlimited, Inc. (Leitung: Wah Ming Chang, Gene Warren, Tim Barr) unter Mitwirkung von David Pal, Don Sahlin und Jim Danforth realisiert. Der Film kommt am 19. September 1963 in die bundesdeutschen Kinos.

 

26. Mai 1961. Kinder-Sammelprogramm „Die Farbendiebe“

Das Kinder-Sammelprogramm zeigt erstmals in der DDR den Zeichentrickfilm von Lew Atamanow Die Farbendiebe (Pochititeli krassok, 1959) aus dem Sojusmultfilmstudio Moskau und den tschechoslowakischen Puppentrickfilm Der Teufel (Fikmik, 1960) von Jan Karpaš aus dem Studio für Zeichen- und Puppentrickfilme Prag.

 

23. Juni 1961. Rumänischer Zeichentrick im Progress-Sammelprogramm

Innerhalb des Kinder-Sammelprogramms „Klempo, die Geschichte vom Segelflieger mit den großen Ohren“ stellt der Progress Film-Vertrieb auch den rumänischen Zeichentrickfilm Der Zauberlehrling (Ucenicul vrăjitor, 1957) von Bob Călinescu vor.

 

23. Juni 1961. DDR-Kinostart von Wettbewerb der Dorftiere

Der Zeichentrickfilm Wettbewerb der Dorftiere (1960) von Klaus Georgi aus dem DEFA-Trickfilmstudio gestaltet mitten in der DDR-Kampagne zur Kollektivierung der Landwirtschaft in humoriger Wiese eine LPG-Leistungsschau nach dem Motto „Ohne Mais kein Preis“.

 

Juli 1961. Katja und Klaus Georgi in Kanada

Das Regie-Ehepaar Katja und Klaus Georgi vom DEFA-Studio für Trickfilme Dresden besucht privat Kanada und trifft die Filmemacher Jean-Paul Letarte und Norman McLaren, von dem sie sich „fast alle Filme“ anschauen konnten. Vermutlich wird man sich auch über eine Mitgliedschaft der DDR in der ASIFA unterhalten haben.

„Anläßlich einer Reise nach Kanada hatten wir Gelegenheit, einige kanadische Filmschaffende zu besuchen. […] Man erzählte uns, daß 50 Prozent der Arbeiten Experimente seien, um neue Wege und Mittel der Trickfilmkunst zu finden und anzuwenden. Wie uns McLaren sagte, ist er, wie auch seine Mitarbeiter, der Ansicht, daß der Schöpfer des Films aufs engste mit dem entstehenden Werk verbunden sein muß. Die Zeichnungen sollten ursprünglich sein und könnten durch viele Phasenzeichner, Konturisten und Koloristen usw. nur leiden.“
(Katja Georgi: Bei kanadischen Trickfilmschaffenden zu Besuch. In: Deutsche Filmkunst, Heft 12/1961, S. 438)

 

14. Juli 1961. Sammelprogramm „Der tapfere Straßenbahnwagen“

Das Kinder-Sammelprogramm zeigt die DEFA-Puppentrickfilme Der tapfere Straßenbahnwagen (1961) von Günter Rätz und Die Sage vom verschwundenen Schacht (1960) von Jörg d’Bomba.

 

28. Juli 1961. Sammelprogramm „Der ABC-Schütze“

Im Kinder-Sammelprogramm ist auch der georgische Zeichentrickfilm aus dem Studio Grusia-Film die Studionamen stehen sonst nicht in Anführungszeichen Der betrügerische Fuchs (Obmanschtschik lis, 1958) von Awenir Chuskiwadse zu sehen.

  

11. August 1961. Kinder-Sammelprogramm „Es war einmal eine Freundschaft“

Mit dem Progress-Sammelprogramm kommt der sowjetische Zeichentrickfilm Die Legende vom Vermächtnis der Mauren (Legenda o sawestschanii, 1959) von Wera und Michail Zechanowski aus dem Studio Sojusmultfilm in die DDR-Kinos.

 

25. August 1961. Kinder-Sammelprogramm „Das blaue Kätzchen“

Vier Animationsfilme aus der benachbarten Tschechoslowakei sind im Sammelprogramm von Progress vertreten: Nach Entwürfen von Zdeněk Miler inszeniert Vladimír Lehký 1959 für das tschechoslowakische Fernsehen den Zeichentrickfilm Das blaue Kätzchen (Modrý kocourek). Für Krátký Film Prag realisiert Miloš Musil 1960 die Puppentrick-Real-Kombination Mirek und seine Freunde (Pět a jeden, 1960). Und Zdeněk Miler vom Prager Studio „Die Trickbrüder“ findet sich im selben Jahr als Regisseur für die beiden Zeichentrick-Episoden Der Welpe und die Sonne (Jak sluníčko vrátilo štěňátku vodu, 1960) und Der Welpe und die Henne (Jak štěňátko chtělo malé pejsky, 1960) wieder.

 

22. September 1961. Jochen Euschers Duetto con affetto erhält FSK-Freigabe

Szene (Hintergrund und Folie) Duetto con affetto, Jochen Euscher, BRD 1959. ©DIAF/Nachlass Euscher

Szene (Hintergrund und Folie) Duetto con affetto, Jochen Euscher, BRD 1959. ©DIAF/Nachlass Euscher

Der aus Braunschweig stammende und später in Hamburg ansässige Gebrauchsgrafiker Jochen Euscher stellt in den Endfünfzigern im eigenen Studio seine ersten beiden Zeichentrickfilme Carambolage (1957) and Duetto con affetto (1959) her. Die Musikparodie Duetto … erhält am 22. September 1961 die FSK-Freigabe, wenig später wird der Streifen mit einer Bundes-Kulturfilmprämie ausgezeichnet.

Publikation

Till Grahl: Jochen Euscher – Werbung, Trickfilm, Wirtschaftswunder. Ausstellungskatalog. Dresden 2023

 

29. September 1961. Progress-Sammelprogramm „Wie Bremsheini die Heinzelmännchen fand“ am Kinostart

Bruno J. Böttges Silhouettentrickfilm Wie Bremsheini die Heinzelmännchen fand (1960) aus dem Dresdner DEFA-Trickfilmstudio ist im gleichnamigen Kinder-Sammelprogramm ab 29. September 1961 zusammen mit der sowjetischen Sojusmultfilm-Zeichenanimation Die verliebte Wolke (Wljubljonnoje oblako, 1959) von Anatoli Karanowitsch und Roman Katschanow in den Kinos der DDR zu sehen.

 

Oktober 1961. Lehrreiches und Allegorisches aus dem DEFA-Studio für Trickfilme

Im Oktober 1961 gelangen aus dem DEFA-Studio für Trickfilme in die Kinos der DDR gleich fünf Animationsfilme, die eher an die Erwachsenen gerichtet sind und in denen Lehrreiches sowie Allegorisches vermittelt wird. In Bruno J. Böttges Silhouettentrickfilm Da helfen keine Pillen (6.10.1961) wird Gesundheitsaufklärung in eine exotische Geschichte verpackt, während sich in den Erzählungen des Großvaters und einer Weihnachtspyramide der Realfilm-Puppentrick-Kombination Die Pyramide (13.10.1961) von Katja Georgi das harte Los der Tagelöhner aus dem Erzgebirge spiegelt. In den beiden am selben Tag startenden Zeichentrickfilmen von Otto Sacher Um die Wurst und Zwei Ziegen vermitteln Tiere auf Fabelart Lebensweisheiten. Nach dem bereits 1959 gestarteten ersten Teil der Tante Minna-Zeichentrick-Aufklärungsserie von Lothar Barke wird die Reihe nun mit Tante Minna, ihr Hund und die Wissenschaft (20.10.1961) reaktiviert und gleichzeitig beendet.

 

17. November 1961. Kinder-Sammelprogramm „Der kleine Robinson“

Von Hermina Týrlová aus dem tschechoslowakischen Filmstudio von Gottwaldov (Zlín) findet sich der Puppentrickfilm Der kleine Kohlenzug (Vláček kolejáček, 1959) im Kinder-Sammelprogramm wieder und erlebt so seine DDR-Premiere.

 

Dezember 1961. Curt Linda gründet in München ein eigenes Trickfilmstudio

Der aus České Budějovice (Budweis) stammende Curt Linda (1919–2007) hospitiert in der Trickfilm-Abteilung von Triglav-Film in Ljubljana sowie bei Zagreb-Film, nachdem er als Schauspieler, Synchronautor und -regisseur sowie als Regieassistent im Realfilm gearbeitet hat. Zagreb-Film ist inzwischen die künstlerisch fortschrittlichste Enklave des modernen Animationsfilms in Europa. Dort arbeiten Zeichner und Grafiker des Satire-Magazins „Kerempuh“ an stilisierten Zeichenfilmen, die ganz anders sind als die von Disney. Für Linda ist Zagreb eine Art Initiationserlebnis. Das künstlerische Klima ist so inspirierend, dass er nach seiner Rückkehr im Dezember 1961 in München, in der Ainmillerstraße 22, ein eigenes Trickfilmstudio gründet: die Linda-Film-Produktion.

 

1. Dezember 1961. Der Zeichentrickfilm Maus und Bleistift in den DDR-Kinos

Im Rahmen des Progress-Sammelprogramms „Die kleine Vorführdame“ läuft auch ein Zeichentrickfilm von Otto Sacher:

Maus und Bleistift (1961) ist die witzige kurze Allegorie auf die Möglichkeiten des Zeichentricks. Das kleine freche Tier schlägt das Freundschaftsangebot eines Bleistiftes aus und knabbert den stattdessen an, der wehrt sich, malt scheinbar eine leckere Wurst, die sich schließlich als fressgierige Katze entpuppt.“
(Joachim Giera: Mit Aschenputtel durch die Zeiten. Märchen aus dem DEFA-Trickfilmstudio. In: Die Trick-Fabrik. DEFA-Animationsfilme 1955–1990. Berlin 2003, S. 243)

  

7. Dezember 1961. Uraufführung von Die seltsame Historia von den Schiltbürgern in Bautzen

Regisseur Johannes (Jan) Hempel mit einer Schiltbürger-Animationsfigur. ©DIAF

Regisseur Johannes (Jan) Hempel mit einer Schiltbürger-Animationsfigur. ©DIAF

Höhepunkt des DDR-Jahresprogramms ist ein abendfüllender Puppentrickfilm: Die seltsame Historia von den Schiltbürgern von Johannes (Jan) Hempel.

Mit immensem Aufwand gedreht, versucht der Film eine Art „Originalversion“ des bekannten deutschen Volksbuches zu erzählen und erlaubt sich gleichzeitig Anspielungen auf die DDR-Wirklichkeit. „In einem Kraftakt von drei Jahren Produktionszeit mussten mehr als 100 Puppen gebaut und animiert werden, gab es Bauten und Dekorationen in unendlicher Fülle“, so später der Regisseur. Dennoch bringt der Film nicht den erhofften künstlerischen und geschäftlichen Erfolg.
(Johannes Hempel: Meine ersten Filme bei der DEFA. In: Puppen im Film. Der Puppenfilm des DEFA-Studios für Trickfilme Dresden. Dresden 1997, S. 23)

Publikationen

  • Volker Petzold: Die seltsame Historia von den Schiltbürgern. In: Lexikon des Kinder- und Jugendfilms. Meitingen, 42. Erg.-Lfg. Juli 2013
  • DVD: Die seltsame Historia von den Schiltbürgern. Alles Trick. Berlin (Icestorm) 2020

 

8. Dezember 1961. Kinder-Sammelprogramm „Die Geschichte vom Weihnachtsmann“

Das Progress-Sammelprogramm stellt die folgenden Animationsfilme vor: den DEFA-Puppentrickfilm von Monika Anderson Die Geschichte vom Weihnachtsmann (1961), den sowjetischen Zeichentrickfilm Mursilka und der Riese (Mursilka i welikan, 1960) von Pjotr Nossow aus dem Sojusmultfilmstudio und den Puppentrickfilm von Břetislav Pojar Begebenheit um Mitternacht (Půlnoční příhoda, 1960) aus dem Prager Studio für Zeichen- und Puppentrickfilme.

  

10. Dezember 1961. Amateursilhouettenfilm Peter und der Wolf im DFF öffentlich gezeigt

Der DFF stellt mit einem Filmeinspiel in der Sendung Greif zur Kamera, Kumpel! den Silhouettentrickfilm Peter und der Wolf der Radebeuler Filmamateurin Liselotte Schließer vor. Der 1960 fertiggestellte, knapp siebenminütige Streifen im Normal8-Schmalfilmformat nach der bekannten Märchenoper von Sergej Prokofjew orientiert sich in der Tricktechnik am Dresdner DEFA-Studio für Trickfilme und erhält 1961 einen dritten Preis im Nationalen Amateurfilmwettbewerb der DDR.

Publikationen

  • Film für Alle, 10/1961, S. 303–304 (auszugsweiser Drehbuchabdruck)
  • Ralf Forster: Greif zur Kamera, gib der Freizeit einen Sinn. Amateurfilm in der DDR. München 2018, S. 211–213

Archiv

  • Film im Stadtarchiv Radebeul

 

15. Dezember 1961. Kinder-Sammelprogramm „Das verlorene Püppchen“

Innerhalb des Progress-Sammelprogramms erleben Das verlorene Püppchen (Ztracená panenka, 1959) von Hermína Týrlová aus dem Filmstudio des mährischen Gottwaldov (Zlín) und Die Hasen des Königs (Korolewskije saizy, 1960) von Wladimir Polkownikow aus dem Moskauer Sojusmultfilmstudio ihre deutsche Erstaufführung.

 

19. Dezember 1961. Uraufführung von Der Traum von Lieschen Müller

Die Uraufführung der Divina/Gloria-Film-Produktion Der Traum von Lieschen Müller (1961) von Helmut Käutner findet im Berliner Zoo-Palast statt. Die Blue-Screen-Travelling Mattes des Filmmusicals werden von Karl Ludwig Ruppel überwacht. Die Animation eines Raketenstarts in „Kap Karneval“ vergibt Ruppel an seinen zeitweiligen Partner Flo Nordhoff.

  

19. Dezember 1961. Pongo und Perdita erscheint in Westdeutschland

Im Weihnachtsprogramm erscheint bei J. Arthur Rank die Walt Disney-Produktion Pongo und Perdita (One Hundred and One Dalmatians, 1961) in der Regie von Wolfgang Reitherman, Hamilton Luske und Clyde Geronimi. Deutsche Fassung: Dr. Hermann Gressieker. Später wird sich der deutsche Titel 101 Dalmatiner mit einer neuen Synchronisation durchsetzen.

 

24. Dezember 1961. Sandmännchen im Märchenwald – erster „Sonderfilm“ im DFF

Der „Sandmann-Sonderfilm“ Sandmännchen im Märchenwald (Der gestohlene Traumsand) erlebt seine Erstausstrahlung im DFF. Die 20-minütige Trick-Handpuppen-Kombination in der Regie von Gerhard Behrendt (Trickteil) und Erich Hammer (Handpuppen) wird hergestellt im DEFA-Studio für Wochenschau und Dokumentarfilme und im DFF-Puppenstudio. Bis 1991 werden noch mehr als zwei Dutzend „Sonderfilme“ mit jeweils knapp einer Viertelstunde Länge zu feierlichen Anlässen folgen.

„Das Sandmännchen war es dann auch, das uns am Weihnachtsabend eine ganz besondere Freude bereitete. Es kam mit seinem Märchenschlitten in den Märchenwald gefahren und traf sich da mit allen lieben Geistern, mit Frau Igel und ihrem kleinen Sohn Borstel, mit Putzi, dem Eichhörnchen, mit Mize-Maus und Häschen Hoppel. Sie halfen dem Sandwichtel auch beim Suchen nach dem Sack mit dem Traumsand, den der Fuchs gestohlen hatte in der Annahme, es sei der Sack mit den Pfefferkuchen vom Weihnachtsmann.“
(M.K.: Märchen für groß und klein. Reichhaltiges Festtagsprogramm des Deutschen Fernsehfunks. In: Neue Zeit, 27.12.1961)

 

1962. Werbefilme im Westen

Aus dem Fischerkoesen-Studio kommen Direkt aus Italien (Motta-Gebäck), Kleine Patientin und Thomy’s Mayonnaise (fünf Episoden).

Bei Kaskeline entsteht der Sarotti-Werbefilm Gavotte. Diehl-Film produziert verschiedene Adler-Werbefilme und Spots für KABUCO. Ab diesem Jahr, bis 1968, entstehen mehrere Varianten für Kino und Fernsehen Hobby und Zeichenbedarf (KABUCO).

 

1962. DEWAG-Werbefilme

Geräteträger RS 09 – Export, Kurt Weiler, DDR 1962, der einzige überlieferte Titel Weilers aus dem DEWAG-Studio für Werbefilme. Puppen: Achim Freyer. ©Sächsisches Staatsarchiv

Geräteträger RS 09 – Export, Kurt Weiler, DDR 1962, der einzige überlieferte Titel Weilers aus dem DEWAG-Studio für Werbefilme. Puppen: Achim Freyer. ©Sächsisches Staatsarchiv

Im DEWAG-Studio für Werbefilme dreht Kurt Weiler u.a. die Puppentrick-Titel Arkalaine I–III (Wollgewebe, Zulassung 5.1.1962), Wittol (Insektenbohner und Schnellglanz, Zulassungen 18.4. und 17.5.1962; Edelwachs, Zulassung 1963), Eine kleine Schweineoper (Aufruf zum Sammeln von Küchenabfällen, Zulassung 9.7.1962), RS 09 – Export (Multifunktionstraktor, Zulassung 29.11.1962), FEWA-Feinwäsche (Zulassung 1963). Als Zeichentrickfilme, vermutlich in Regie von Ernst Rudolf Loeser, werden u.a. Welvara (Malimo-Mantelstoffe, Zulassung 1.3.1962), Damenbekleidung (Zulassung 18.6.1962), Feinfrost (Zulassung 24.7.1962), Kaugummi (Zulassung 6.9.1962) und Markkleeberger Bonbons (Zulassung 22.12.1963) veröffentlicht. In Flachfigurentrick entstehen Herrenmoden Dresden (Zulassung 18.4.1962), Eiergerichte (Zulassung 23.5.1962) und Korbine Früchtchen (Aufruf zum Sammeln von Waldfrüchten, Zulassung 21.6.1962).

Archiv

  • Zulassungsvorgänge in: BArch, DR 1/13178–180

 

1962. Gerhard Fieber dreht in der Bundesrepublik Die Heinzelmännchen

EOS Film Gerhard Fieber stellt nach einem Manuskript von Boris von Borresholm im Auftrag des DGB-Filmdienstes den farbigen Kurzfilm Die Heinzelmännchen her, der zumindest für Auftragnehmer Fieber eine ungewöhnlich satirische Schärfe hat:

„Der Sage von den Kölner Hausgeistern entsprechend verrichten die Heinzelmännchen im gleichnamigen Film die schwere körperliche Arbeit des Bergbaus und der Industrie. Sie verdienen sich immer mehr freie Stunden draußen in der Natur. Doch die Automatisierungswelle überrollt nicht nur ihre Arbeitswelt, auch die Erholung unterliegt schnell dem Takt der neuen Konsumgeräte und elektronischen Medien. Im Gegensatz hierzu plädiert der Film mit seiner zugespitzten Kritik am Fortschrittswahn der 1960er Jahre für eine ‚sinnvolle Freizeit’ durch den Besuch von Bildungs-, Sport- und Kulturangeboten.“
(https://werkleitz.de/die-heinzelmännchen)

Die Animation übernehmen Günter Schilling, Herbert Hunger und Gustav Tolle.

  

1962. Drehstart Arabische Nächte im DFF

Figur „Prinzessin“ für Arabische Nächte (1962). Gestaltung: Achim Freyer. ©Sandmann-Archiv/rbb media

Figur „Prinzessin“ für Arabische Nächte (1962). Gestaltung: Achim Freyer. ©Sandmann-Archiv/rbb media

Der DFF startet eine Koproduktion mit Centaur Productions (London) für die Real-Trick-Kombination Arabische Nächte. Die geplante Länge von insgesamt 90 Minuten soll sich auf etwa 50 Minuten Animationsfilm und 40 Minuten Spielfilm aufteilen. Während der Realfilmteil – vorgesehen war dafür als Darsteller u.a. der namhafte Schauspieler Armin Mueller-Stahl – vom Bereich Fernsehdramatik des DFF bestritten werden soll, dreht das DFF-Puppenstudio den Animationsfilmteil. Die höchst aufwendige Puppentrick-Produktion führt zu einem zwiespältigen Ergebnis. Am Märchen „Ma’aruf, der Schuhflicker“ aus „Tausendundeiner Nacht“ bewegen unter der Regie von Gerhard Behrendt zeitweilig drei Drehstäbe mit fünf Animatorinnen und Animatoren insgesamt 70 Puppen, die von der Dresdnerin Lilo Voretzsch-Linné und von Achim Freyer gestaltet wurden. Das Szenenbild kreiert der Spanier José Sancha. Nach mehr als zwei Jahren bleibt ein sehr bitterer Wermutstropfen zurück, da sämtliche Ausgangsmaterialien nach Großbritannien gehen und kein Stück Film zurückgelangt. Noch 1966 wird in einem DFF-Export-Angebotskatalog der Film angepriesen, doch auch Jahre danach wird man ergebnislos gegen die Misere prozessieren – indes hat den fertigen Film nie einer je gesehen.

Publikationen

  • Hans-Joachim Hardge (Hg.): TV-films: Informationen und Filmangebote. Berlin, Deutscher Fernsehfunk 1966, S. 30
  • Gerhard Behrendt: Zur Geschichte der Fernsehkunst. Eine knappe Skizze über die Entstehung und Entwicklung des Trickfilmstudios. Berlin 1985 (unveröffentlichtes Typoskript)

 

12. Januar 1962. Kinder-Sammelprogramm „Das Männchen habe ich gezeichnet“

Das Kinder-Sammelprogramm stellt den sowjetischen Zeichentrickfilm Das Männchen habe ich gezeichnet (Tschelowetschka narisowal ja, 1960) von Walentia und Sinaida Brumberg von Sojusmultfilm und den Puppentrickfilm des Dresdner DEFA-Studios Wir bauen eine Schule von Jörg d’Bomba vor.

 

29. Januar 1962. Verbot des Flachfigurentrickfilms Mister Twister

Erstmals inszeniert Günter Rätz 1961 im DEFA-Trickfilmstudio mit Mister Twister einen vollständig in Flachfiguren-Animation (Legetrick) ausgeführten Film. Als Vorlage für den Viertelstünder dient die gleichnamige, in Versen verfasste Satire des sowjetischen Autors Samuil Marschak, die in der Sowjetunion der frühen 1930er Jahre angesiedelt ist, aber vor allem die Rassendiskriminierung in den USA anprangert. Seit 1950 liegt sie in der DDR in der deutschen Übersetzung von Hedda Zinner vor, für den Film fertigt aber der Kabarettist Hansgeorg Stengel noch eine – nie veröffentlichte – Übertragung an.

Der vom Studio abgenommene Film durchläuft die Zulassungsprozedur im Ministerium für Kultur (MfK) am 29. Januar 1962 und „wird abgelehnt“; zur Begründung werden u.a. angeführt: Er sei nicht geeignet, das Ansehen der Sowjetunion und die Freundschaft der Völker zu stärken, er gebe die Verhältnisse in der Sowjetunion nicht realistisch wieder und zeige zum Beispiel Kinderarbeit, die in der Sowjetunion nicht existiere. Die Anwendung des Flachfigurentricks eigne sich nicht für die Gestaltung des Themas. Im Nachgang ein Jahr später wird das Trickfilmstudio überdies zu einer Rückerstattung der vom Progress Film-Verleih vorausgezahlten Produktionskosten in Höhe von 90.000 Mark aufgefordert, ein bis dato beispielloses Exempel in der Filmzulassungspolitik der DDR. Die wahren Gründe für diese Vorgänge sind unbekannt, vom Film selbst sind lediglich vier Bildvorlagen des Gestalters Willibald Hofmann überliefert.

Publikationen

  • S. [ = Samuil] Marschak: Mister Twister. Berlin/Dresden 1950
  • Volker Petzold: Von der Hand zur Puppe. Ein Leben für den Animationsfilm. Im Gespräch mit Günter Rätz. Berlin 2022, S. 119–126

Archiv

  • Vorgänge in: BArch, DR 1/8883, 24980 und 25638

 

28. Februar 1962. Oberhausener Manifest

Auf den 8. Westdeutschen Kurzfilmtagen wird das Oberhausener Manifest vorgestellt, das von 26 Filmemachern unterzeichnet ist und in der Feststellung gipfelt: „Papas Kino ist tot“. Boris von Borresholm hat zusammen mit Peter Schamoni auch die Idee zu dem zehnminütigen Animationsfilm Die Gartenzwerge (1961) entwickelt, der zu diesem Zeitpunkt in Oberhausen uraufgeführt wird. Die Gestaltung der vom Dadaismus beeinflussten Film-Collage übernimmt Wolfgang Urchs. Alle drei sind sie Unterzeichner des Manifests. Ihr Kurzfilm gilt als Meilenstein der modernen, limitierten Animation in der Bundesrepublik:

„In der satirischen Parabel wurde der Gartenzwerg als kitschige Ikone deutscher Spießbürgerlichkeit gewählt, um an ihr die Einflüsse von Macht und Geld zu verdeutlichen. Immer pünktlich, ordentlich und korrekt und vor allem arbeitend, präsentiert sich das deutsche Heinzelmännchen der Nachkriegszeit. […] Die Wohlstandszwerge werden fetter und fetter, sie feiern wilde Partys mit Wein, Weib und Gesang.“
(Annika Schoemann: Der deutsche Animationsfilm. Von den Anfängen bis zur Gegenwart 1909-2001. Sankt Augustin 2003, S. 215f.)

Als Beiprogrammfilm erscheint der Beitrag im Verleih der United Artists.

Der Hauptpreis der Westdeutschen Kurzfilmtage geht in diesem Jahr an den animierten Experimentalfilm Don Kihot (1961) des in Zagreb geborenen Vlado Kristl. Kristl nutzt die Gelegenheit und nimmt in Oberhausen Kontakt mit Alexander Kluge und Peter Schamoni auf. Wolfgang Urchs’ Die Gartenzwerge wird im Jahr darauf mit einem Bundesfilmpreis ausgezeichnet.

Publikation

  • DVD (Die Gartenzwerge): Geschichte des deutschen Animationsfilms – Kritik und Experiment. Der westdeutsche Animationsfilm. Berlin (absolut Medien) 2011

 

Februar 1962. Sergej Obraszow in Dresden

Während einer Tagung der Union Internationale de la Marionnette (UNIMA), der internationalen Vereinigung der Puppenspieler und Figurentheater-Interessierten, in Ost-Berlin besucht der weltberühmte sowjetische Puppenspieler Sergej Obraszow auch das DEFA-Trickfilmstudio in Dresden und macht sich dort über aktuelle Puppentrick-Produktionen lustig, u.a. über Die schöne Olga (1961) von Monika Anderson (Kinostart Juni 1962). Genüsslich berichtet wenig später darüber „Die Welt“:

„’Warum muss Kuh in LPG?’ Professor Sergej Obraszow, rühmlich bekannter sowjetischer ‚Meister der Puppenspieler’, war verärgert, als er diese Frage stellte. […] Die beflissenen Trickfilmmacher, SED-Männer, versteht sich, stolz darauf, in ihre Trickfilmmuster kommunistische Propaganda eingewebt zu haben, zeigten dem sowjetischen Gast […] Die schöne Olga von Monika Anderson. Nach Obraszows Ansicht hatte nun die schöne Olga weder mit Politik noch mit der Kuh, noch die Kuh mit Politik und der LPG etwas zu tun.“
(M.M.: Kuh. In: Die Welt, 6.3.1962)

 

16. Februar 1962. Kinder-Sammelprogramm „Der verlorene Bleistift“

Innerhalb des Sammelprogramms Der verlorene Bleistift erscheint erstmals in der DDR von Břetislav Pojar aus dem Prager Zeichen- und Puppentrickstudio der Puppentrickfilm Wie richte ich meine Wohnung ein? (Jak si zařídit byt?, 1959).

 

9. März 1962. Kinder-Sammelprogramm „Die böse Wolke und der Wind“ startet in der DDR

Im Rahmen des Sammelprogramms wird Die böse Wolke und der Wind (Bihua Li de Gushi) von 1961 aus dem Trickfilmstudio Shanghai von He Yumen und Wang Shuchen gespielt. Außerdem laufen zwei tschechoslowakische Puppentrickfilme: Schleuder und Drachen (Prak a drak) vom tschechoslowakischen Fernsehen (1961) in der Regie von Stefan Topaldjikov und Das tapfere Hühnchen (Statečné kuřátko, 1960) von Josef Kluge aus dem Zeichen- und Puppentrickstudio Prag. Aus der DDR kommt der DEFA-Puppentrickfilm Der verschwundene Helm (1961) von Johannes (Jan) Hempel.

 

März bis April 1962. Die geheimnisvolle Insel als Comic-Reihe

Rolf Kauka übernimmt die Handlung des im Verleih der Columbia Filmgesellschaft erschienenen, von Ray Harryhausen animationstechnisch bearbeiteten Jules-Verne-Films Die geheimnisvolle Insel (Mysterious Island) für eine Comic-Reihe, die in Fix und Foxi Nr. 323–335 mit einem Gesamtumfang von ca. 60 Seiten veröffentlicht wird. Die Hauptfiguren des Kinofilms ersetzt er durch drei eigene, in der Serie Mischa im Weltraum entwickelte: Mischa, eine Art Ersatz-Tintin, sowie Connie und Professor Turbino. Zeichner ist Florian Julino, ein gebürtiger Berliner.

 

1. April 1962. Gründung von PANs Studio in West-Berlin

In West-Berlin gründet der Absolvent der Trickfilmklasse der Meisterschule für das Kunsthandwerk Berlin-Charlottenburg, Dieter Parnitzke (genannt „Pan“), ein kleines Studio für Trick- und Titelgrafik, zu dem 1968 der in derselben Lehreinrichtung ausgebildete Peter Völker stößt. Das Portfolio des Studios erweitert sich um wissenschaftliche Erklär- und Imagefilme sowie Werbespots. Nach Pans frühem Tod 1996 wird das Studio von Peter Völker übernommen, später von dessen Ehefrau Aygün Völker weiterbetrieben.

Publikation

 

27. April 1962. Maschenka und der Bär erstmals in der DDR

In der DDR läuft im Kinder-Sammelprogramm der sowjetische Puppentrickfilm von Sojusmultfilm Maschenka und der Bär (Maschenka i medwed) aus dem Jahr 1960. Inspiriert von volkstümlichen Motiven, inszeniert Roman Katschanow die Geschichte der kleinen Maschenka, die sich im Wald verirrt und in der Hütte eines Bären Unterschlupf findet, nach einem Stück von Georgi Landau. Es ist u.a. das Vorbild der heute ungemein beliebten russischen Animationsfilmserie Mascha und der Bär.

Aus demselben Studio stammen die weiteren, vom Sammelprogramm präsentierten Märchen Der Fischer und der Kranich (Starik i shurawl, 1958) von Anatoli Karanowitsch und Roman Katschanow sowie Schräubchen und Bölzchen (Wintik i schputnik, 1960) von Pjotr Nossow.

 

2. Mai 1962. Das Sandmännchen auch im Westen animiert

Der aus München stammende und einige Zeit auch im DEFA-Studio für Trickfilme arbeitende Maler, Zeichner und Bühnenbildner Werner Pfäffinger (1925–2000) produziert im eigenen West-Berliner Studio erstmals für das Sandmännchen-Format des NDR animierte Vor- und Abspänne. Inspiriert von „Ole Lukøje“-Vorlagen des tschechischen Künstlers Jiří Trnka gestaltet er 13 Folgen mit einem Puppen-Sandmann, der mit Bart und Zylinder auf einer Wolke u.ä. zu den Kindern eines romantischen Städtchens kommt. Die Folgen werden bis Oktober 1962 ausgestrahlt.

 

2. Mai 1962. Ernst J. Schienke arbeitet für Das Sandmännchen

Der West-Berliner Zeichentrickfilmschöpfer Ernst J. Schienke steuert 1962 insgesamt 15 Geschichten zum neu entstandenen NDR-Sandmännchen bei, so die Episoden Das Wolkenschäfchen, Petzi wird geheilt sowie die kleine fünfteilige Serie über die Waldkobolde Pim und Purzel. Im Jahre 1963 produziert er die Serie Das ist Kakadudel.

 

Mai 1962. Belehrungsfilme aus dem DEFA-Studio für Trickfilme

Im Mai 1962 liefert das DEFA-Trickfilmstudio auch zwei humorige Zeichentrickfilme in didaktischer Belehrmanier an den Progress-Filmverleih. He-Hellerau (Heinz Engelmann) sagt als Zeichner und Regisseur mit … daß Euch da kein Licht aufgeht! (11.5.1962) dem Stromteufel Wattfraß den Kampf an, während Klaus Georgi und Helmut Barkowski in Befinden wechselhaft (18.5.1962) Simulantentum im Arbeitsprozess bloßstellen.

 

18. Juni 1962. Mit Der Wettlauf startet die „Drahtmännchen“-Serie im DEFA-Studio für Trickfilme

Der erste mit Puppen aus Aluminiumdraht hergestellte Trickfilm entsteht zwischen 1960 und 1962 im DEFA-Studio für Trickfilme Dresden. In Der Wettlauf liefern sich die zwei, in ihrer Ausstattung aufs Wesentlichste reduzierten Figuren „Herr Kurz und Herr Lang“ unter den elektronischen Klängen des neuentwickelten Geräts „Subharchord“ ein Laufduell. Die beiden Standardfiguren mit unterschiedlichen charakterlichen Prägungen werden nach einer Grundidee von Otto Gerd Müller von Herbert Löchner, Günter Rätz und Klaus Rümmler entworfen, die Musik komponiert Addy Kurth. Das von Günter Rätz inszenierte Werk wird am 18. Juni 1962 von der HV Film zugelassen. Noch vor der Staatlichen Abnahme entwickelt Rätz die zweite Episode Maß für Maß, die, am 14. Mai 1963 zugelassen, im Juli 1963 beim Internationalen Filmfestival Moskau ihre Uraufführung und danach weltweit weitere Präsentationen mit signifikantem Aufsehen erlebt. In deren Folge kommt es 1965 zum Vertrag mit der französischen Firma CAP-Films Distribution über die Produktion von 40 Episoden unter dem neuen Reihentitel Pat & Patafil.

Günter Rätz: „Das war der erste Großauftrag aus dem Ausland für das Studio überhaupt und gleichzeitig der Start einer ganzen Serie. Die Filme konnte ich nicht allein machen, da mussten alle ran, die irgendwie eine Figur bewegen und solche Arbeiten inszenieren konnten.“
(Volker Petzold: Von der Hand zur Puppe. Ein Leben für den Animationsfilm. Im Gespräch mit Günter Rätz. Berlin 2022, S. 113)

Neben Rätz arbeiten an der Serie Monika Anderson, Katja Georgi, Jörg Herrmann, Werner Krauße, Ina Rarisch, Manfred Riemer, Heinz Steinbach und Hans-Ulrich Wiemer. Mit einem Folgeauftrag über 104 weitere Episoden im August 1967 ist das Studio kapazitätsmäßig überfordert, nach nicht einmal einer Handvoll weiterer produzierter Teile wird die Reihe abgebrochen.

Publikation

  • Ralf Forster: „Endlich von der konventionellen Verkrustung im Puppentrickfilm losgekommen“. Drahtfigurenanimationen aus dem DEFA-Studio für Trickfilme mit Filopat & Patafil (1962–1968). In: Filmblatt, Nr. 46/47, Winter 2011/12, S. 71–84

 

25. Juni 1962. Uraufführung von Ein Münchner im Himmel

Auf den Internationalen Filmfestspielen Berlin läuft erstmals der zehnminütige Zeichentrickfilm Ein Münchner im Himmel (1962) nach Ludwig Thoma von Traudl und Walter Reiner (Reiner-Film). Als Phasenzeichner arbeiten Hilde Rischert, Linda Weber, Dieter Averbeck und Ulli Thomas. Im selben Jahr wird bei Reiner-Film auch der Zeichentrickfilm Der selbstsüchtige Riese nach dem Märchen von Oscar Wilde in der Regie von Walter Reiner produziert.

 

26. Juni–1. Juli 1962. Deutsche Beteiligung in Annecy

Die deutsche Beteiligung beim Festival in Annecy 1962 beschränkt sich auf zwei Filme aus dem DEFA-Studio für Trickfilme Dresden. Im Kurzfilmwettbewerb läuft Wir bauen eine Schule (1962) von Jörg d’Bomba, im Wettbewerb für Lehr-, wissenschaftliche- und Industriefilme wird das tragikomische Schicksal eines Kettenrauchers, Karli Kippe (1961), von Klaus Georgi vorgeführt. Die zwei Titel sind seit Januar 1962 auch in den Kinos der DDR zu sehen, letzterer wird am 20. Oktober zudem bei der Internationalen Filmwoche in Mannheim präsentiert werden. Für beide Filme arbeiten zwei junge, später sehr namhafte DDR-Lyriker: Reiner Kunze schreibt die Liedtexte für Wir bauen eine Schule, Rainer Kirsch verfasste das Szenarium für Karli Kippe.

 

29. Juni 1962. Kinder-Sammelprogramm „Der tapfere Schusterjunge“

Mit Der tapfere Schusterjunge (Szewczyk Dratewka, 1958) von Zenon Wasilewski zeigt das Progress-Sammelprogramm ein weiteres Werk aus dem polnischen Studio für Puppentrickfilme, Tuszyn bei Łodz. Von Sojusmultfilm aus Moskau kommt der Zeichentrickfilm Funtik und die Gurken (Funtik i ogurzy, 1961) von Leonid Aristow. Die schöne Olga von Monika Anderson stammt als Puppentrickfilm aus dem DEFA-Trickfilmstudio Dresden.

 

Juli 1962. Neue Cartoon-Varianten aus den USA in der Bundesrepublik

Warner Bros. Continental bringt eine neue Zusammenstellung von Looney Tunes: Die tollen Streiche von Bugs Bunny, Tweety und Sylvester.

„Bugs Bunny ist eine kleine Maus [sic!], Tweety ein reizender Vogel und Sylvester ein bösartiger Kater. Von ihnen und weiteren Tieren erzählt schätzungsweise ein Dutzend aneinandergeklebter Zeichentrickfilme allerlei Abenteuer und Streiche, die oft gar nicht so lustig sind, wie es zuerst (und vielleicht auch, wenn man die Filmchen einzeln sieht) den Anschein hat.“
(Mg.: Die tollen Streiche von Bugs Bunny, Tweety u. Sylvester. In: Film-Dienst, 15. Jahrgang, Lieferung 35, Kritik Nr. 11 346. Düsseldorf, 29. August 1962)

Bei Metro-Goldwyn-Mayer erscheint 1962 die Neue Tom und Jerry Festwoche.

 

14. Juli 1962. Verbot des Puppentrickfilms Zwei Lieder von Johannes (Jan) Hempel

Im DEFA-Trickfilmstudio Dresden verbietet während einer Informationsvorführung der anwesende Leiter der Vereinigung Volkseigener Betriebe (VVB) Film Ernst Hoffmann faktisch den Puppentrickfilm Zwei Lieder von Johannes (Jan) Hempel mit den Worten:

„Haben wir gegenwärtig in der DDR Antipersonenkultfilme nötig oder nicht; denn als das ist er zu werten und wird so vom Publikum aufgefaßt. Ich bezweifle sehr stark, daß Kollege Hempel in der Lage sein soll, diesen Film durch die staatliche Abnahme in dieser Form zu bringen, ja daß er überhaupt daran weiterarbeiten kann.“
(Protokoll über die am Sonnabend, den 14.7.1962 durchgeführte Besprechung in Gittersee zu dem Film Zwei Lieder. In: BArch, DR 116/440)

Vorausgegangen ist eine vierjährige Stoffentwicklungs- und Produktionszeit des ursprünglich als „märchenhaftes Gleichnis mit chinesischem Kolorit“ geplanten Films unter den Arbeitstiteln Sein letzter Gesang bzw. Der Elfenbeinturm. Die zunächst ausdrücklich an Kinder gerichtete Erzählung über einen begnadeten Dichter, der sein Talent mit Lobhudeleien für den Kaiser verschwendet, entwickelt sich im Laufe des Arbeitsprozesses zu einer Parabel über Macht, Despotie und Missbrauch der Kunst. Sie wird damit zu einem Werk für Erwachsene, in das der in der DDR noch weitestgehend unbeachtete Dichter Reiner Kunze mit zwei Liedern einbezogen wird.

Trotz des Verdikts kommt der Film schließlich am 26. Juli 1963 doch in die Kinos der DDR – gestutzt von 30 auf 10 Minuten Länge, seines brisanten Inhalts beraubt und der beiden Lieder Kunzes entledigt. Die unangenehme Umarbeitung bringt der Puppenführer Werner Krauße zu Wege, der künftig auch als Regisseur des Films genannt werden soll. Der eigentliche Regisseur hat das Studio schon ein Jahr zuvor verlassen und wird sich künftig in der DDR als privater Wirtschaftsfilmer betätigen.

 

20. Juli 1962. Kinder-Sammelprogramm „Mischel und Mischutka“

Aus dem bulgarischen Spielfilmstudio in Sofia präsentiert das Kinder-Sammelprogramm den Zeichentrickfilm Das Geheimnis der goldenen Schuhe (Tainata na slatnite obuwki, 1961) von Todor Dinow. Der Puppentrickfilm Der verführerische Käse (Ca cavalul ispititor, 1957) von Olimp Vărăşteanu stammt aus dem Filmstudio Bukarest.

 

27. September 1962. Kinder-Sammelprogramm „Eichhörnchen Pinselohr“ erscheint

Eichhörnchen Pinselohr, Bruno J. Böttge, DDR 1962. ©DEFA-Stiftung/Manfred Riemer

Eichhörnchen Pinselohr, Bruno J. Böttge, DDR 1962. ©DEFA-Stiftung/Manfred Riemer

Neben dem Silhouettentrickfilm Eichhörnchen Pinselohr (1962) von Bruno J. Böttge aus dem DEFA-Trickfilmstudio Dresden präsentieren sich im Progress-Sammelprogramm noch zwei Zeichentrickfilme. Vom Trickfilmstudio Shanghai stammt Wo ist Mama? (Xiao Kedou Zhao Mama, 1960) von Te Wei, Qian Jiajun, während aus dem Prager Studio für Zeichen- und Puppentrick die Geschichte Der bekehrte Honigdieb (Jak štěňátko dostalo chuť na med, 1960) in der Regie von Zdeněk Miler stammt.

 

17. Oktober 1962. Uraufführung von Das Unkraut in Mannheim

Zusammen mit dem T.C.-Trickstudio Rudolf & Urchs oHG (Ernst Rudolf, Wolfgang Urchs) hat die Münchner Lux-Film Boris von Borresholms Drehbuch Das Unkraut (1962) unter der Regie von Wolfgang Urchs realisiert: Als Unkraut eine Stadt überwuchert, fordern die Bürger die Entfernung, aber die Bürokratie erweist sich als unfähig. Das Skript verfasst Borresholm mit einem weiteren Oberhausener: Detten Schleiermacher. Im Gegensatz zu späteren Jahren ging der sich damals formierende Junge Deutsche Film in seiner Gründerphase der Animation nicht aus dem Weg. Die Uraufführung findet auf der Internationalen Filmwoche Mannheim statt. Die ein Jahr später prädikatisierte Produktion erscheint als Beiprogramm-Film im Verleih der Neuen Film Allianz.

 

19. Oktober 1962. Sammelprogramm „Die seltsame Geschichte eines Ausfluges“

Im Rahmen des Kinder-Sammelprogramms wird auch der Zeichentrickfilm Pao und der große Drachen (Drakon, 1961) von Alexandra Sneshko-Blozkaja von Sojusmultfilm gezeigt.

 

19. Oktober 1962. DDR-Kinostart von Der kleine Western (Mały western)

Mały western/Der kleine Western, Witold Giersz, PL 1961. © Studio Miniatur Filmowych

Mały western/Der kleine Western, Witold Giersz, PL 1961. © Studio Miniatur Filmowych

Die siebenminütige Westernparodie Der kleine Western (Mały western, 1960) von Witold Giersz (geb. 1927) aus dem Warschauer Studio Miniatur Filmowych kommt in die Kinos der DDR, nachdem sie 1961 auf der 4. Leipziger Kurz- und Dokumentarfilmwoche den Preis des Deutschen Fernsehfunks für den besten Film einer jungen Kinematographie zuerkannt bekam. Der Regisseur begründet mit seinem Debüt seinen späteren Ruf als einer der namhaftesten Vertreter animierter Malerei weltweit.

 

21. Oktober 1962. Annoncentheater im Deutschen Fernsehen

Annoncentheater: Ein Abendprogramm des Deutschen Fernsehens im Jahre 1776 heißt ein Fernsehfilm, den Helmut Käutner mit Will Quadflieg, Helga Feddersen, Fritz Benscher, Sebastian Haffner und anderen inszeniert hat. Die Animationen stammen von Hans Fischerkoesen.

 

26. Oktober 1962. DDR-Start von Der Schlüssel zum Glück

Der 1961 entstandene Langmetrage-Zeichentrickfilm Der Schlüssel zum Glück (Kljutsch) von Lew Atamanow aus dem Moskauer Sojusmultfilm-Studio wird in der DDR erstaufgeführt.

 

29. Oktober 1962. Das Sandmännchen von cinetrick erscheint im Sendebereich von NDR und SFB

„West-Sandmännchen“ von Herbert K. Schulz. ©DIAF/Nachlass Schulz/Küssner

„West-Sandmännchen“ von Herbert K. Schulz. ©DIAF/Nachlass Schulz/Küssner

Das Sandmännchen auf der Wolke von Herbert K. Schulz und cinetrick, mit Backenbart und Bommelmütze, löst im Sendebereich von NDR und SFB die Puppe von Werner Pfäffinger ab. Schulz kommt bekanntlich aus der DDR, wo er u.a. mit Kurt Weiler und Erich Günther zusammengearbeitet hat. Das Sandmännchen aus der cinetrick-Produktion ist von Rosemarie Küssner animiert, der Ehefrau von Schulz. Schulz produziert in zwei Jahrzehnten nicht nur den SandmännchenRahmen in 77 Folgen, sondern auch ca. 1.500 Kurzfilme der Gute-Nacht-Geschichten. Damit deckt er ca. 60 Prozent der Produktion ab. Einfache Flachtrickformen werden dabei bevorzugt. Das Format wird redaktionell von Helga Mauersberger (Norddeutsches Werbefernsehen) betreut. In der Puppengestaltung des Herbert K. Schulz spiegeln sich Einflüsse des Tschechen Jiří Trnka wider. Kurt Drabek komponiert den Titelsong mit einem Text der zuständigen Redakteurin: „Kommt ein Wölkchen angeflogen …“

Zu dieser Version eines Gegenversuchs zu Unser Sandmännchen des DFF sind die Sender der ARD aber erst in mehreren Anläufen, und nie ganz zufriedenstellend, gelangt:

Herbert K. Schulz, schrieb „Der Spiegel“, der Schöpfer des in Berlin, Hamburg und Frankfurt amtierenden Vorboten des Schlafes (West), „machte das Maß kindlicher Verwirrung voll, ohne das Missbehagen der Pädagogen wesentlich zu mindern. Das Ostmännchen, ohne Zweifel, blieb das bessere.

Woran liegt das?

Die Puppenspieler Pfäffinger und Schulz erklären es so: In der Zone werde für Kindersendungen – nicht nur für den ‚Sandmann‘ – etwa das Dreifache an Geld, Zeit und Mühe aufgewendet. Auch sei man, bei aller Märchenphantasie, darauf bedacht, den ‚realen Dingen des Lebens‘ Geltung zu verschaffen. Hier dagegen müsse sich, wer den Anstalten genehm bleiben wolle, romantischer Niedlichkeit befleißigen und dürfe nicht murren, wenn für die Serie von Monat zu Monat weniger Geld ausgegeben werde.“
(Sandmännchens Irrfahrt. In: Der Spiegel, 3/1963, 16.1.1963)

„Über die wahre Herkunft der Puppe herrscht Unklarheit. Offizielle Angaben wiesen immer auf Herbert K. Schulz als Gestalter, doch der hatte in seiner DEFA-Zeit und auch danach kaum selbst Puppen geschaffen. Sein eigentlicher Puppengestalter war vielmehr der inzwischen verstorbene Dresdner Willibald Hofmann, dem dem Vernehmen nach auch die bewusste Sandmännchen-Figur zugeschrieben wird. Überdies ist die Gestalt einer Puppe sehr ähnlich, die Trnka 1957 nach seiner eigenen Ole-Lukøje-Zeichnung gebaut und seinem Mitarbeiter, dem schon damals bekannten Trickfilmregisseur Břetislav Pojar, geschenkt hatte. Der hatte sie dann in einem Puppentrickfilm mit dem Titel Parapličko (Regenschirmchen) verwandt, welcher ansonsten keinerlei Bezug zu Ole-Lukøje aufweist. Es ist davon auszugehen, dass Schulz diese Figur kannte.“
(Volker Petzold: Das große Ost-West-Sandmännchenlexikon. Berlin 2009, S. 40)

 

2. November 1962. Kinder-Sammelprogramm „Der kleine Traktor“

Sojusmultfilm stellt im Progress-Sammelprogramm den Puppentrickfilm Der kleine Traktor (Nowitschok) von Roman Kataschanow und den Zeichentrickfilm Wer wissen will, muß lernen (Nesnaika utschitsja) von Pjotr Nossow vor, beide von 1961. Aus dem Zeichen- und Puppentrickfilmstudio Prag wird Das kleine Ski-ABC (Čarovné lyže, 1959) von Josef Kluge präsentiert.

 

15. Dezember 1962. Sandmännchens Besuch im Fernsehfunk

In einem zweiten „Sonderfilm“ als inzwischen bewährte Kombination von Handpuppe und Puppentrick, aber auch von DEFA-Studio für Wochenschau und Dokumentarfilm sowie DFF-Puppenstudio besucht Unser Sandmännchen in der Vorweihnachtszeit mit einem zünftigen Hubschrauber den Ort seiner eigenen Herkunft: den Deutschen Fernsehfunk. Regie führen auch wieder Gerhard Behrendt und Erich Hammer.

 

28. Dezember 1962. Kinder-Sammelprogramm „Der Ameisenheld“

Zwei Zeichentrickfilme bietet das Progress-Sammelprogramm für Kinder: Den Sojusmultfilm-Titel Der Ameisenheld (Murawischka-chwastunischka, 1961) von Wladimir Polkownikow und den DEFA-Beitrag Die Kinder und das Kohlemännchen (1962) von Otto Sacher.

 

28. Dezember 1962. Baron Münchhausen von Karel Zeman kommt in die DDR-Kinos

Der mit Animationstechniken und Spezialeffekten üppig ausgestaltete Spielfilm Baron Münchhausen (Baron Prasil, 1961) des tschechoslowakischen Animationsfilmregisseurs Karel Zeman wird in der DDR erstaufgeführt:

„In Zemans Baron Münchhausen vereinigen sich zwei Welten – die Welt des Rokokokavaliers, des Phantasten mit einem unvorstellbaren Übermut im Ausdenken von Geschichten und Begebenheiten, die in der damaligen Zeit unglaubwürdig erschienen, und die Welt des jungen Toník, eines Knaben unserer Zeit, der an Wunder der modernen Technik glaubt, für den Münchhausens Wunder dank der Genauigkeit der Berechnungen der heutigen Wissenschaftler und Erfinder realisierbar sind.“
(J. Sedlaček: Phantasie und Wirklichkeit. Karel Zeman dreht Baron Münchhausen. In: Der Filmspiegel, 11/1960, 20.5.1960)

 

31. Dezember 1962. Auflösung des DEWAG-Werbefilmstudios

Zunehmendes Konkurrenzgebaren des DEFA-Studios für populärwissenschaftliche Filme Potsdam-Babelsberg, aber – durch den Einbruch von Werbeeinnahmen aus Westberlin nach dem Bau der Mauer – auch wirtschaftliche Gründe dürften den Träger, das Zentralkomitee der SED, zum Schritt der Schließung des Berliner DEWAG-Studios für Werbefilme veranlasst haben, sind aber nicht restlos geklärt. Als sicher darf jedoch gelten, dass es seitens der Partei ursprünglich nicht die Absicht gegeben hat, das Studio völlig zu schließen, sondern es staatlich zu unterstellen: entweder dem genannten DEFA-Studio als eigene Abteilung oder der HV Film als selbständigen Betrieb (beide Einrichtungen sträuben sich vehement dagegen). Bedingt erst durch eine gewisse Eigendynamik der Ereignisse im Herbst 1962 wird es schließlich zum Ende des Jahres aufgelöst. Ein Teil der Mitarbeiter – wie Regisseur Kurt Weiler oder Kameramann Erich Günther –, aber auch Technik werden vom Babelsberger DEFA-Studio übernommen. Damit verschwindet der neben DEFA und DFF dritte größere Produzent für Animationsfilme in der DDR wieder von der Bildfläche. Das DEWAG-Filmstudio hinterlässt kein archivarisch geschlossenes Konvolut an Filmen oder Schriftgut.

Publikationen

  • Simone Tippach-Schneider: Messemännchen und Minol-Pirol. Werbung in der DDR. Berlin 1999
  • Simone Tippach-Schneider: Tausend Tele-Tips. Das Werbefernsehen in der DDR. Berlin 2004
  • Stefan Gööck, Volker Petzold: Filme des DEWAG-Werbefilmstudios im Sächsischen Staatsarchiv. In: Archivblatt, 1/2018, S. 18 ff.

Archiv

  • Vorgang DEWAG-Studio für Werbefilme in: BArch, DR 118/915

 

1963. Diehl und Fischerkoesen

Ferdinand Diehl bringt 1963 den Puppen-Kurzfilm Der Ausflug (auch: Wistel der Wiesenheld). Fischerkoesen wirbt mit Immer eine gute Wahl für Aral-Kraftstoff (FSK-Freigabe 10.4.1963), für Jever Pilsner, für Servus-Toilettenpapier (FSK-Freigabe 9.10.1963) und für das Bildbetrachtungsgerät View-Master (U-Boot).

 

1963. Animierte Auftragsfilme aus dem DEFA-Studio für populärwissenschaftliche Filme

Nach der Abwicklung des DEWAG-Werbefilmstudios arbeitet Kurt Weiler mit seinem Kameramann Erich Günther zunächst im DEFA-Studio für populärwissenschaftliche Filme Potsdam-Babelsberg weiter an animierten Auftragsfilmen in Puppentrick, zunächst Gesundheitsfilme für das Deutsche Hygiene-Museum Dresden (DHMD). Nach Infektionsverhütung (1963) entsteht 1964 Aktive Erholung.

 

1963. Fachliteratur aus Westdeutschland

Im Heering Verlag (Walther Heering) Seebruck am Chiemsee erscheint „Die neue Trickfilm-Schule“ mit dem Untertitel „Ein Lehr- und Nachschlagebuch für Filmamateure, Film- und Fernsehfachleute und den filmtechnischen Nachwuchs“ von Hans Carl Opfermann und Georg Kramer.

Editions Rencontre Lausanne publiziert eine deutschsprachige Ausgabe von „Eintritt frei. Zeichentrickfilm“, herausgegeben unter der Leitung von Jean-Pierre Moulin und Yvan Dalain. Text: Denys Chevalier.

 

1963. Bei „Atlas“ wird das Programm „Schießen Sie (nicht) auf Walt Disney!“ angekündigt

Hanns Eckelkamps Duisburger Atlas Filmverleih GmbH kündigt eine Kompilation aus modernen Animations-Beiprogrammfilmen an, die, von zwei Ausnahmen abgesehen, aus dem Ausland stammen:

„Das internationale Trickfilmschaffen der Nach-Disney-Ära (zuweilen auch Anti-Disney-Ära) soll mit seinen besten Beispielen vorgestellt werden. Kanada wird vertreten sein mit Norman McLarens Jazz in Farben, Großbritannien durch Do It Yourself Cartoon-Kit, Frankreich und Polen durch Jan Lenicas und Henri Gruels Geschichte eines Kopfes, die Tschechoslowakei durch František Vystrčils Ein Platz an der Sonne, Italien durch Bozzettos Alfa Omega, USA durch John Hubleys Abenteuer eines Asterisk, Polen durch Kleiner Western, und die Bundesrepublik durch Wolfgang Urchs’ Die Pistole und Erhard Kortmanns Kunstraub.“

Soweit die Ankündigung im Atlas-Jahresprogramm 1963. Das Programm erscheint nicht. Er habe es, so Eckelkamp später, komplett zurückziehen müssen, weil es unter dem Titel „Schießen Sie (nicht) auf Walt Disney!“ angekündigt worden sei und die deutschen Vertreter der Disney-Organisation rechtliche Schritte angedroht hätten. Unklar bleibt, warum sich Atlas nicht für eine Titeländerung entschieden hat.

 

1963. Gedreht in München …

Vlado Kristl verlässt Jugoslawien und lässt sich in München nieder, wo er die Experimentalfilme Arme Leute (für Peter Schamoni) und Madeleine – Madeleine (für Rob Houwer) dreht. In München entstehen zudem Die Jargonauten (Walter Reiner), Lieben Sie Fisch? (Flo Nordhoff), Die Welle (Gerhard Fieber) sowie von Curt Linda Ruhe ist des Bürgers erste Pflicht, Wo ist der Fehler in der Rechnung? und ein Jahr darauf Das Übergewicht.

 

1963. Erste Silhouetten-Trickfilmserie im Sandmännchen-West

Unter dem Serientitel Der kleine Adlerfeder läuft im Sandmännchen-Format von NDR und SFB die erste Gutenacht-Grußserie von Herbert K. Schulz’ Firma cinetrick. Die 25 Episoden nach alten indianischen Märchen sind in Silhouettentrick ausgeführt, einer Technik, die sich Schulz, der auch Lotte Reiniger verehrt, sehr wahrscheinlich während seiner Zeit im Dresdner DEFA-Studio für Trickfilme angeeignet hat. Die Gestaltung der von Wolfgang Venohr verfassten Folgen übernimmt die Illustratorin Helen Brun, Psaligrafie und Animation führt die West-Berliner Malerin Hella Rost aus.

Publikation

  • Wolfgang Venohr: Adlerfeder und Rehauge (Tele-Kinderbuch, Das Fernseh-Sandmännchen erzählt, Illustrationen Dagmar Schulz, Hella Rost). Stuttgart 1966

 

11. Januar 1963. Kinder-Sammelprogramm „Bootsmann auf der Scholle“

Im neuen Kinder-Sammelprogramm vereinigen sich der Puppentrickfilm Bootsmann auf der Scholle von Werner Krauße (1962) aus dem DEFA-Studio für Trickfilme, die Sojusmultfilm-Produktion Der Stärkste (Kto samy silny?) von Wladimir Degtjarjow (1961) und Abenteuer in der Mühle (Dwie lampy) vom Studio für Puppentrickfilme Tuszyn bei Lodz in der Regie von Tadeusz Wilkosz (1962). [falsche Angabe: Leon Lewandowski]

 

18. Januar 1963. Kinder-Sammelprogramm „Der Zauberteppich“

Das Kinder-Sammelprogramm präsentiert die Zeichentrickfilme Der Zauberteppich (Yi Fu Tong Jin, 1959) von Qian Jiajun aus dem Trickfilmstudio Shanghai und Der gelbe Dickbauch (1962) von Hans-Ulrich Wiemer aus dem DEFA-Studio für Trickfilme Dresden.

 

Februar 1963. Westdeutsche Kurzfilmtage

Auf den Westdeutschen Kurzfilmtagen in Oberhausen läuft am 19. Februar Die Pistole (1963), konzipiert von Hans Rolf Strobel, Heinrich Tichawsky und Detten Schleiermacher und realisiert von Wolfgang Urchs (T.C.-Trickstudio Rudolf & Urchs oHG). Den Kino-Verleih im Beiprogramm übernimmt Atlas Film.

Publikation

  • Andreas Kötzing: Kultur- und Filmpolitik im Kalten Krieg. Die Filmfestivals von Leipzig und Oberhausen in gesamtdeutscher Perspektive 1954–1972. Göttingen 2013

 

7. Februar 1963. Kinder-Sammelprogramm „Der Kuhhirt und die Prinzessin“ findet seinen Weg in die DDR-Kinos

Der Puppentrickfilm Der Kuhhirt und die Prinzessin (Mutong Yu Gongzhu, 1960) von Yue Lu aus dem Trickfilmstudio Shanghai wird präsentiert im Kinder-Sammelprogramm neben der in derselben Technik produzierten Animation Die kleine Giraffe (Żyrafiątko, 1960) von Teresa Badzian aus Polen, nun aus dem Studio Miniatur Filmowych Warschau, dem polnischen Kurzfilmstudio. Aus der DDR stammt der DEFA-Zeichentrickfilm Die große Tasche (1962) von Peter Voigt und Heinz Schwarzburger.

 

8. Februar 1963. Kinder-Sammelprogramm „Stichling Dreizack“

Robert Pfützner animiert Unternehmen Proxima Centauri. ©DIAF

Robert Pfützner animiert Unternehmen Proxima Centauri. ©DIAF

Im Rahmen des Progress-Sammelprogramms wird erstmals auch der utopische Puppentrickfilm Unternehmen Proxima Centauri (1962) von Jörg d’Bomba aus dem DEFA-Trickfilmstudio vorgestellt.

Am selben Tag kommt auch Bruno J. Böttges Silhouettenanimation Das Märchen vom goldenen Schützen (Der goldene Schützen, 1962) aus gleichem Studio in die Kinos, ein an das Kalte Herz erinnerndes Märchen aus der Oberlausitz. Für diesen Film verfasst der Nachwuchslyriker Reiner Kunze einige Liedverse über das Leinenweben, die vom damals namhaften Komponist Hans-Hendrik Wehding vertont werden. Sie finden im fertigen Werk allerdings keine Verwendung wie das „Lied des armen Webermädchens“:

„Der Schützen webt Fäden
zu Leinen, zu Leinen, zu Leinen.
Mein Herz webt die Fäden
zu Träumen, zu Träumen.
Ach, möchten sie nützen!“
(Reiner Kunze: Aber die Nachtigall jubelt – Heitere Texte. Halle (Saale) 1962, S. 19)

Archiv

  • Filmakte. In: BArch, DR 116/508

 

März 1963. Zeichentrickfilme von Hans-Ulrich Wiemer in Kinos der DDR

Zwei Zeichentrickfilme von Regisseur Hans-Ulrich Wiemer aus dem DEFA-Trickfilmstudio kommen in die DDR-Kinos: am 8. März Hans Huckebein, der Unglücksrabe nach Wilhelm Busch und am 15. März Das vergessene Bäumchen (beide 1962).

 

8. März 1963. Erstausstrahlung Pamphylos – der Mann mit dem Autotick von „Maus-Trickfilmer“ Friedrich Streich in der ARD

Der Schweizer Grafiker, Karikaturist und Animator Friedrich Streich (1934–2014) gestaltet 1961 seinen ersten Trickfilm für das Institut für Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht München (FWU). Produzent ist Christian W. Rischert (Arcis-Film). Am 8. März 1963 zeigt der Westdeutsche Rundfunk Köln das 21-minütige Werk erstmals im bundesdeutschen Fernsehen. Pamphylos – der Mann mit dem Autotick erklärt auf unterhaltsame Weise die Herstellung eines Zeichentrickfilms. Kurze Trickfilm-Spots mit „Pamfi“ für die Verkehrserziehung folgen.

1971 animiert Friedrich Streich in diesem Stil die ersten Spots mit der „Fernseh-Maus“ und wird damit einer der „Väter“ der Sendung mit der Maus. Streichs Botschaft:Der schöpferische Einfall und die individuelle Gestaltung werden immer die Originalität eines künstlerischen Films ausmachen.

Publikation

  • Klaus Sigl (Hg.): Von „A“ bis „ZIP/ZIP“. Trickfilme aus München 1918–1987. München 1987, S. 33ff. und 114 

Archiv

  • WDR Köln

 

22. März 1963. Kinder-Sammelprogramm „Andreas und die Zaubernuß“

Das Progress-Sammelprogramm stellt auch die Shanghai-Animationsproduktion Die klugen Entlein (Congming de Yazi) von 1960 unter der Regie von Yu Zheguang vor.

 

26. April 1963. Kinder-Sammelprogramm „Der wunderschöne Garten“

Mit Der wunderschöne Garten (Tschudesny sad, 1962) von Alexandra Sneshko-Blozkaja sowie Die fröhliche Sieben (Rowno w tri pjatnadzat, 1959) von Boris Djoshkin und Jewgeni Migunow gelangen zwei Zeichentrickfilme vom Sojusmultfilm ins Kinder-Sammelprogramm, ergänzt durch Die Geschichte vom Vogel Tyo (1962) von Christl Wiemer nach der Vorlage „Der Vogel Tyo und das Stauwerk“ von Suzanne Boland und André Verdet.

 

1. Mai 1963. Geschwindigkeit – Kino Eins von Edgar Reitz in Cannes

Während der Internationalen Filmfestspiele in Cannes wird der Kurz-Experimentalfilm Geschwindigkeit – Kino Eins (1963) von Edgar Reitz uraufgeführt.

„Wenn wir die uns umgebende Wirklichkeit im Film abbilden, beziehen wir Stellung zu ihr. So betrachtet verändert die Welt ihr Aussehen auf überraschende Weise. Geschwindigkeit ist eine neue Realität. Sie mußte in der Sprache des Films formuliert werden. Im Bereich der Geschwindigkeit finden wir eine unseren Vorstellungen gemäße Ansicht der Erdoberfläche. Die Sinnwidrigkeit von provinziellen Begrenzungen wird offensichtlich.“
Edgar Reitz (http://www.edgar-reitz.com/kurz-und-experimentalfilme/172-geschwindigkeit-kino-eins.html [12.3.2022])

 

Sommer 1963. Internationale Kurzfilm-Programme in der Bundesrepublik

Am 31. Mai 1963 veröffentlicht Warner Bros. eine 73-minütige Kompilation der ursprünglich für das US-Fernsehen kompilierten Bugs Bunny Show in deutscher Sprache.

Am 21. Juni, nach der Übernahme früher Vitaphone/Warner-Cartoons aus den 1940er-Jahren, stellt United Artists in der Bundesrepublik Deutschland ein Programm mit den älteren und ersten Bugs-Bunny-Kurzfilmen und anderen Cartoons in Originalfassung unter dem Titel UA’s große, farbige Trick-Parade vor: „90 Minuten turbulentes Vergnügen Ein Feuerwerk der Heiterkeit“: Elmer’s Candid Camera, A Wild Hare (Tex Avery), The Heckling Hare (Avery), Little Red Riding Rabbit, Bugs Bunny Gets the Void, Acrobatty Bunny, Buccaneer Bunny, The Draft Horse, The Lyin’ Mouse und andere.

Ebenfalls im Juni 1963 erscheint im Verleih der J. Arthur Rank Film unter dem Titel Liebenswerte Leckerbissen eine Zusammenstellung von realen und animierten Kurzfilmen (Laufzeit: 102 Minuten), die auch Material des Zagreb-Filmers Dušan Vukotić enthält:

„Aus Jugoslawien stammen die beiden letzten Filme Konzert für ein Maschinengewehr und Die Kuh auf dem Mond. Ist der erste Film eine Parodie nicht nur auf amerikanische Gangsterfilme, sondern auf ebenfalls dort beheimatetes Gangsterunwesen, wobei der selbstgefällige Seitenblick auf den ‚verbrechensfreien’ kommunistischen Machtbereich nicht fehlt, so erzählt der andere die von witzigen Einfällen sprühende Geschichte der Rache eines kleinen Mädchens an einem Jungen, der ihm einen Streich gespielt hat. Dabei sind sadistische Untertöne, die im Übrigen auch viele der gängigen amerikanischen Zeichenfilme kennzeichnen, unüberhörbar.“
(Mg.: Liebenswerte Leckerbissen. In: Film-Dienst, 16. Jahrgang, Lieferung 27, Kritik Nr. 12 044. Düsseldorf, 3. Juli 1963)

Die spätsommerlich erscheinende Walt Disney’s Micky Maus Parade im Verleih von Rank bringt die Cartoons Micky geht zum Tanzen (Mickey’s Delayed Date), Abenteuer auf Wasserski (Aquamania), A- und B-Hörnchen auf Verbrecherjagd (The Lone Chipmunks), Plutos Geburtstagsfeier (Pluto’s Party), Donalds Apfelfarm (Donald Applecore), Plutos Weihnachtsbaum (Pluto’s Christmas Tree), Goofys Urlaubsfahrt (Two Weeks Vacation), Donald als Erzieher (Spare the Rod), Plutopia, Die emsige Biene (Bumble Boogie) und Hänschen Apfelkern (Johnny Appleseed) aus Melody Time.

 

24. Mai 1963. Kinder-Sammelprogramm „Zwiebelchen“

Zwei 1961 bei Sojusmultfilm gedrehte Zeichentrickfilme bilden den Hauptteil des Kinder-Sammelprogrammes von Progress: das von Boris Djoshkin nach einem italienischen Märchen gedrehte Zwiebelchen (Tschipolino) und Jumbos großer Tag (Wperwyje na arene) von Wladimir Pekar und Wladimir Popow. Monika Andersons Flachfigurenfilm Bei uns im Dorf (1962) aus dem DEFA-Trickfilmstudio Dresden ergänzt das Programm.

 

26. Mai 1963. Filmamateurin Ingeborg Tölke verblüfft in Lebendes Moor mit Zeitraffertechnik

Die aus Neuenhagen bei Berlin stammende Drogistin und Archivarin Ingeborg Tölke macht mit erstaunlichen Zeitraffer- und Makroaufnahmen aufmerksam, die in freier Natur entstehen. Mit einem Einspiel des 16mm-Films innerhalb der Sendung Greif zur Kamera, Kumpel! stellt der DFF ihr Werk Lebendes Moor vor.

„Für viele Menschen haben Moorlandschaften etwas Düsteres, Unheimliches an sich. Die Autorin versteht es, diese Voreingenommenheit wegzuwischen und entdeckt dem Zuschauer die Lebensvorgänge und die Schönheit im Moor. Hervorragend sind: filmischer Aufbau, Kameraführung, Farbkomposition und Zeitraffertechnik.“
(Amateurfilmwettbewerb 1964 [in Gera]. Reichtum der Gedanken. In: Fotokino-Magazin 11/64, S. 340)

Publikation

  • Ralf Forster: Greif zur Kamera, gib der Freizeit einen Sinn. Amateurfilm in der DDR. München 2018, S. 213–215

 

2. April 1963. Die Mainzelmännchen gehen auf Sendung

Wolf Gerlach, Entwurf für Spot mit Fotohintergründen und Zeichenfiguren, 1964 ©ZDF/ZDFE/NFP/Ger

Wolf Gerlach, Entwurf für Spot mit Fotohintergründen und Zeichenfiguren, 1964  ©ZDF/ZDFE/NFP/Ger

Wolf Gerlach (1928–2012), ehemaliger Bühnenbildner und seit 1961 künstlerischer Mitarbeiter der Neuen Filmproduktion (NFP) Franz Thies, fertigt im Dezember 1962 aus eigenem Antrieb erste Entwürfe für mögliche Werbetrenner des in Gründung befindlichen Zweiten Deutschen Fernsehens, die unter dem Namen Mainzelmännchen gesucht werden und ausgeschrieben sind. Er stellt seine Entwürfe im Januar 1963, ohne Wissen von Franz Thies, im Büro des ZDF-Intendanten Prof. Karl Holzamer vor. Holzamer ist mit den Entwürfen der Mainzelmännchen einverstanden und bestellt 50 Spots à fünf Sekunden. Die sechs Zipfelmützen-Protagonisten ähneln entfernt Peyos Schlümpfen. Es sind: Anton der Tollpatsch, Berti der Spaßvogel, Conni das „Nesthäkchen“, der schlaue Det (selbstverständlich mit Brille), Edi der Schelm und Fritzchen der Pfiffige. Die von Hans Fischerkoesen als Gegenentwurf eingereichten Bildschirmlinge werden fallengelassen. Im Februar 1963 zieht Wolf Gerlach mit einer Assistentin nach München-Bogenhausen, um mit dem Animator Wolfgang Urchs (T.C.-Trickstudio Rudolf & Urchs oHG) die ersten Spots zu planen und zu realisieren. Parallel soll in Wiesbaden ein eigenes Trickfilm-Atelier aufgebaut werden. Jürgen König, ein Absolvent der West-Berliner Trickakademie, wird als zusätzlicher Zeichner engagiert. Bereits im März 1963 sind 42 MainzelmännchenSpots sind fertiggestellt. Nach dem Startschuss für das Zweite Deutsche Fernsehen am 1. April 1963 gehen die Mainzelmännchen am 2. April auf Sendung.

 

Juni 1963. Deutsche Beteiligung in Annecy

In Annecy 1963 halten sich im offiziellen Wettbewerb beide deutsche Staaten mit ihren Beteiligungen zahlenmäßig annähernd die Waage. Von Wolfgang Urchs laufen Das Unkraut und Die Pistole, von Boris von Borresholm Die Gartenzwerge. Helmut Herbst ist mit Kleine Unterweisung zum glücklichen Leben dabei.

Das DEFA-Trickfilmstudio setzt seine Marken mit Jörg d’Bombas Fühmann-Adaption Des Teufels ruß’ger Gesell, Katja Georgis Zündhölzer (nachdem der Titel bereits im Februar in Oberhausen gelaufen ist), Werner Kraußes Bootsmann auf der Scholle, mit Bruno J. Böttges Die Henne mit den falschen Hühnern und Klaus Georgis Heiner und seine Hähnchen.

 

1. Juni 1963. Erstausstrahlung Großes Fest im Märchenwald im DFF

Zum Internationalen Kindertag treffen sich „Unser Sandmännchen“ und viele Märchenwald-Bewohner zum Großen Fest im Märchenwald. Die Vorbereitung und Durchführung übernehmen Gerhard Behrendt für den Trickteil und Erich Hammer für den Handpuppen-Teil. Hergestellt im DEFA-Studio für Wochenschau und Dokumentarfilme und im Puppenstudio des DFF, erscheint das Werk ein Jahr später auch im Kino.

 

14. Juni 1963. Kinder-Sammelprogramm „Landratten“

Ein Bestandteil des Progress-Sammelprogramms ist der polnische Zeichentrickfilm Bibi von Piotr Paweł Lutczyn aus dem Studio Miniatur Filmowych Warschau.

 

21. Juni 1963. Kinder-Sammelprogramm „Der kleine Tierfreund“

Im Kinder-Sammelprogramm von Progress wird erstmals in der DDR auch Elbert Tuganows Otto im Kosmos (Ott kosmoses/Ott w kosmose) von Tallinn Film Estland (UdSSR) vorgestellt.

 

Sommer 1963. Kinostarts von Animationsfilmen aus dem DEFA-Trickfilmstudio Dresden

Zwei animierte Tierfabeln für Kinder aus dem DEFA-Studio für Trickfilme starten in den Kinos der DDR: Mit der Puppenanimation Das Häschen und der Brunnen (1962, 19.7.1963) führt die bisherige Animatorin Ina Rarisch ihre erste Regieaufgabe aus. Sie setzt damit die bereits am Film begonnene Arbeit von Johannes (Jan) Hempel fort, der das Studio im Sommer 1962 verlässt. Regisseurin Christl Wiemer „zeichnet“ mit Spiel mit, Fanti (1962, 9.8.1963) die Erlebnisse eines kleinen Elefanten im Kindergarten.

 

18. Juli 1963. Erstausstrahlung Kiki und Stachelmanns

Sendestart der in Flachfigurentrick-Technik („Schnipseltrick“) ausgeführten zehnteiligen Serie für das NDR-Sandmännchen über den Hahn Kiki und die clevere Igelfamilie Stachelmann. Die Schöpfer sind unbekannt.

 

16. August 1963. Kinder-Sammelprogramm „Ljoscha war allein zu Haus“

Im Kinder-Sammelprogramm erscheint der bulgarische Zeichentrickfilm Der kleine Taucher (Malkijat wodolas, 1960) von Sdenka Doitschewa. Seine Premiere feiert ebenfalls der DEFA-Silhouettentrickfilm Die Henne mit den falschen Hühnchen von Bruno J. Böttge.

 

 23. August 1963. Kinder-Sammelprogramm „Grauhäschen“

Mit dem Progress-Sammelprogramm kommt auch Klaus Georgis Zeichentrickfilm Heiner und seine Hähnchen aus dem DEFA-Trickfilmstudio Dresden erstmals in die DDR-Kinos.

 

22. November 1963. TV-Filmeinspiel des Silhouettentrickfilms Schnurribundulus der Filmamateurin Liselotte Schließer

Mit einer Ausstrahlung im Rahmen der Sendereihe Greif zur Kamera, Kumpel! stellt der DFF den zweiten Silhouettentrickfilm der Radebeuler Filmamateurin Liselotte Schließer vor. Der wieder auf Normal8-Material gedrehte Achtminüter von 1962 folgt den Abenteuern des schuleschwänzenden kleinen Kätzchens Schnurribundulus aus dem Kinderbuch „Eine lustige Katzengeschichte“ des Autors Wilhelm Steinitzer aus dem Jahre 1923.

Publikation

  • Ralf Forster: Greif zur Kamera, gib der Freizeit einen Sinn. Amateurfilm in der DDR. München 2018, S. 211

Archiv

  • Film im Stadtarchiv Radebeul

 

23. November 1963. Uraufführung von Die Musici in Leipzig

Katja Georgis vierminütiger Flachfiguren- und Collagenfilm Die Musici aus dem DEFA-Studio für Trickfilme läuft auf der Dokumentar- und Kurzfilmwoche in Leipzig erstmals und wird mit einer Bronzenen Taube ausgezeichnet. Er verbildlicht die Hingabe und den Eifer, mit denen vier Herren im Westen unbeirrt Hausmusik betreiben, auch wenn einer vom Verfassungsschutz eingesperrt wird, nebenan ein NATO-Manöver tobt und das Haus im Feuer zusammenstürzt – stets nach der Devise „Himmel und Erde mögen vergeh’n, aber die Musici …“:

„Der Film macht sich über die Vogel-Strauß-Politik des typischen Bundesbürgers lustig. […] Die politische Stoßrichtung des Films ist richtig und klar. Musici ist der bisher härteste Streifen des Studios, die so scharf zupackende Satire ist lobens- und nachahmenswert.
In der künstlerischen Gestaltung beeindruckt besonders die außerordentliche Konzentration und Präzision der Darstellung. Gerade die sonst schwer einzusetzenden eckig-statischen Bewegungen der Flachfiguren erweisen sich hier als geeignetes Mittel.“
(Einschätzung der HV Film vom 15.10.1963. In: BArch DR 116/443)

 

6. Dezember 1963. Miau von Lothar Barke in den Kinos der DDR

Die lustige Tiergeschichte Miau (1962) von Lothar Barke erscheint als Zeichentrickfilm aus dem DEFA-Studio für Trickfilme erstmals auf den Kinoleinwänden der DDR.

 

13. Dezember 1963. Kinder-Sammelprogramm „Nobi“

Nach dem Kinderbuch „Der Neger Nobi“ von Ludwig Renn erscheint der Puppentrickfilm Nobi von Günter Rätz aus dem DEFA-Studio für Trickfilme Dresden innerhalb des Kinder-Sammelprogramms. Wegen Verstimmungen mit der ghanaischen Botschaft in der DDR und der „Liga für Völkerfreundschaft“ darf der Film international nicht verkauft und auf ausländischen Festivals gezeigt werden. Im Programm läuft zudem aus dem Dresdner DEFA-Studio der Puppentrickfilm Der Schweinehirt von Monika Anderson.

Publikation

  • Volker Petzold: Von der Hand zur Puppe. Ein Leben für den Animationsfilm. Im Gespräch mit Günter Rätz. Berlin 2022, S. 133–144

 

20. Dezember 1963. Jason und die Argonauten in bundesdeutschen Kinos

Columbia-Bavaria bringt die britisch-italienische Koproduktion Jason und die Argonauten (Jason and the Argonauts) in der Regie von Don Chaffey auf bundesdeutsche Leinwände. Höhepunkt des Spielfilms mit Stop-Motion-Sequenzen ist ein Showdown, in dem sich drei griechische Helden einen Schwertkampf mit sieben von Ray Harryhausen animierten Skeletten liefern. Wenig später veröffentlicht Rolf Kauka in „Fix und Foxi“ 426–429 eine Comic-Adaption des Films aus der Feder des türkischen Zeichners Mehmet Gülergün.

  

20. Dezember 1963. Start der Tom und Jerry-Festwoche Nr. 7

In der BRD bringt Metro-Goldwyn-Mayer die inzwischen siebente Kompilation von Tom und Jerry-Episoden als „Festwoche“ in die Kinos.

 

23. Dezember 1963. Verbot des Filmes Die Bombe und Verstümmelung von Der Meister boxt in der DDR

Der im Bildteil bereits 1961 fertiggestellte Zeichentrickfilm Die Bombe von Otto Sacher enthält in satirischer Diktion eine Kritik an den Atombombentests der Westmächte, insbesondere Frankreichs. Irgendwo in Afrika, wo ein „französischer Imperialist“ seine Bombe ausprobieren will, setzen sich die Einwohner zur Wehr und befördern den ungebetenen Gast letztlich samt gefährlichem Sprengkörper übers Meer zurück nach Hause. Dort tickt die Bombe indes weiter …

Die Entstehung des Films gerät zeitlich in eine komplizierte Weltsituation. Von den Filmemachern des DEFA-Studios für Trickfilme gedacht als Anklage und Mahnung zugleich, verweigert die HV Film ihm am 23. Dezember 1963 die Zulassung wegen „pazifistischer Grundtendenzen“ sowie Vernachlässigung der Darstellung der positiven Rolle der DDR und der UdSSR im „Friedenskampf“. Film-Negativ und -Positiv werden vernichtet.

Am selben Tag erfährt die Satire von Günter Rätz und Autor Rudolf Thomas Der Meister boxt ebenfalls ihre Zulassungsprozedur. In der als Puppentrick mit Drahtfiguren ausgeführten Inszenierung des Boxkampfs zwischen einem Champion und einem Newcomer wird der klaffende Gegensatz zwischen dem Radiokommentar, der für den unterlegenen „Meister“ Partei ergreift, und dem tatsächlichen Kampf mit einem siegenden Nachwuchssportler zu einer allegorischen Parodie auf Demagogie und Meinungsmanipulation. Obwohl im Protokoll nicht kritisiert, wird der Film wenig später weitestgehend seines Sprechertones beraubt und lediglich mit Brass-Musik untermalt. Er kommt so am 22. Mai 1964 in die Kinos. Die genauen Gründe für die Verstümmelung bleiben unklar.

Publikationen

  • Hedda Gehm, Sabine Scholze: Verbotsfilme DEFA-Trickfilmstudio – Nicht zugelassene, mit Änderungsauflagen zugelassene und nicht zum Einsatz in den Filmtheatern empfohlene Filme des DEFA-Studios für Trickfilme. Projekt DEFA-Stiftung Nr. 051-2010 (unveröffentlichte Studie)
  • Volker Petzold: „Du weiser, weiser Kaiser“. Inkriminierte DEFA-Trickfilme im Umfeld des 11. Plenums. In: Andreas Kötzing, Ralf Schenk: Verbotene Utopie. Die SED, die DEFA und das 11. Plenum. Berlin 2015, S. 396–398
  • Volker Petzold: Von der Hand zur Puppe. Ein Leben für den Animationsfilm. Im Gespräch mit Günter Rätz. Berlin 2022, S. 126–128.

Archiv

  • Zulassung des Filmes Der Meister boxt vom 23.12.1963. Protokoll in: BArch, DR 1-Z/3719

 

24. Dezember 1963. Sandmännchens Begegnung mit dem Weihnachtsmann im DFF

In der Regie von Gerhard Behrendt wird ein Sandmännchen-Sonderfilm erstmals ausschließlich in Puppentrick produziert. Die Abenteuer des in Schneewehen verunglückten Sandmännchens am Weihnachtsabend und seine Begegnung mit dem Weihnachtsmann wurden von der verantwortlichen Sandmännchen-Redakteurin Ursula Sturm erfunden.

 

1964. Neue Werbe-Animationen aus dem Fischerkoesen-Studio

Das Fischerkoesen-Studio animiert 1964 für die Werbung: Die Feuerzangen-Bowle (Kölner Zuckerhut), Das Geschenk des Jahrhunderts (Vom Rad zum Reifen, Die unbewältigte Straße – Continental-Reifen), Die kleine Null, Mietshaus (Bausparkasse Rheinprovinz) und Sonnenküste (Weinimporte aus Spanien – FSK-Prüfung 26.11.1964).

 

1964. Neue Diehl-Produktionen

Ferdinand Diehl inszeniert und produziert jeweils ca. elfminütige Puppenfilme der Wistel-Reihe Der Fund (auch: Die lustigen Abenteuer des Wistel), Geburtstagsständchen und Zirkus.

 

1964. Animierte Auftragsfilme aus dem DEFA-Studio für populärwissenschaftliche Filme

Antiraucher, Kurt Weiler, DDR 1964. Puppen: Achim Freyer. ©Deutsches Hygiene-Museum Dresden

Antiraucher, Kurt Weiler, DDR 1964. Puppen: Achim Freyer. ©Deutsches Hygiene-Museum Dresden

In Potsdam-Babelsberg entstehen in der Regie von Kurt Weiler weitere animierte Auftragsfilme: für das Deutsche Hygiene-Museum die Gesundheitsfilme Aktive Erholung, Antiraucher und Fliegenbekämpfung, für das Arbeitsschutz-Referat des FDGB-Bundesvorstands die Lehrfilme Arbeitsschutzbekleidung bei Frauen, Ordnung und Sauberkeit am Arbeitsplatz sowie Richtiges Lagern und Stapeln.

 

1964. Werbefilme aus dem DEFA-Studio für Trickfilme Dresden

Erstmals stellt das Dresdner DEFA-Studio im Auftrag des DFF animierte Werbe- und Aufklärungsfilme für die Werbesendung Tausend Tele-Tips (ttt) her. In der Regie von Heinz Engelmann („He-Hellerau“) wird Florena-Geschenkpackung (Sachtrick) produziert, von Manfred Geyer entstehen Duxalin (Waschmittel; Sachtrick) und Lotto-Toto (Zeichentrick) sowie von Will Hamacher Fahren unter Alkohol (Verkehrserziehung; Zeichentrick), Goldina (Margarine; Zeichentrick) und Sonntagsidee (Sämereienversand; Zeichentrick).

 

1964. Hennen’s Trickfilm-Kompilation in der Bundesrepublik

Die Filmagentur Hennen von Jost Hennen stellt mehrere Fassungen Die lustigen Mausketiere und ihre Spießgesellen mit qualitativ sehr unterschiedlichen Cartoons aus Restbeständen, meist aus den 1930er-Jahren zusammen, darunter mehrere von Ub Iwerks (Sinbad the Sailor) und Celebrity Pictures (Pat Powers), aber auch von Disney (die Silly Symphony Three Blind Mouseketeers von 1936, Thru the Mirror, Donald’s Crime).

 

1964. Die Schnitzelstadt im Sandmännchen des NDR

Ein kleines Mädchen schneidet aus Zeitschriften Figuren aus, die lebendig werden: Herr Schnitzelmann und seinen Leiterdackel mit ihren lustigen Erlebnissen. Die insgesamt 25 Gute-Nacht-Geschichten der Realfilm-Flachfiguren-Kombination gelangen in drei Staffeln bis 1966 im Sendebereich von NDR, HR und SFB zur Ausstrahlung. Produzent ist cinetrick mit Produktionsleiter und Regisseur Herbert K. Schulz, die literarische Grundlage liefert der Kinderbuchautor Karl Heinz Gies, Hella Rost übernimmt die grafische Gestaltung und Animation.

 

4. Januar 1964. Produktionsverbot von Der Posthilfsbote Säbelbein in Dresden

Figuren aus Der Posthilfsbote Säbelbein. ©DIAF/Ulbricht

Figuren aus Der Posthilfsbote Säbelbein. ©DIAF/Ulbricht

Noch im DEFA-Studio für Trickfilme am Set während der Vorbereitungen der ersten Einstellungen verbietet der Leiter der HV Film, Günter Witt, während eines Besuchs in Dresden die bereits zugelassene Produktion des Puppentrickfilms Der Posthilfsbote Säbelbein. Der Regisseur Günter Rätz hat dafür das satirische Gedicht „Postdienst auf dem Bahnhof“ des Autors Heinrich Schäffer aus dem 19. Jahrhundert – besser bekannt als „Der Posthilfsbote Säbelbein“ – entsprechend bearbeitet und beschreibt sein damaliges Projekt heute so:

„Der arme Säbelbein musste Pakete schleppen, wobei er vom Hilfspackmeister Livius beobachtet wird, auf den wiederum der Praktikant Stiefelbrand aufpasst, und auf den der Obersekretär Schellen. Zum Schluss tritt noch der Amtsdirektor hinzu, der kontrolliert, dass alle miteinander und aufeinander aufpassen, während ein Einziger Pakete schleppt: Säbelbein. Am Ende fährt der Zug pünktlich ab, doch Säbelbein hat sein Pensum nicht geschafft, und die Hälfte des Gepäcks bleibt liegen. Das Gedicht endet mit den Worten – und so sollte es auch der Film –: ‚So geht es allemal, weil Mangel ist am Personal’. Das war für mich ein Projekt, das in sich stimmte, und zu dem auch die entsprechenden Ideen gefunden waren.“
(Volker Petzold: Von der Hand zur Puppe. Ein Leben für den Animationsfilm. Im Gespräch mit Günter Rätz. Berlin 2022, S. 130)

Wenig später rechtfertigt Direktor Hans Grümmer auf einer Konferenz im Studio die Entscheidung des „Filmministers“ nachträglich:

„Wir können an diesem Film nicht weiterarbeiten, weil er falsche politische Gedanken wecken würde. Dieser Stoff könnte keine andere Wirkung hervorrufen, als daß der Eindruck erweckt würde, der Partei- und Staatsapparat sei ebenfalls ein gegen das Volk gerichtetes System von Aufpassern. […] Das, was vom Autor des Gedichtes historisch konkret und direkt gemeint war, würde in unserem Falle zu einer Parabel werden, die in verfremdeter Weise zu unserem Partei- und Staatsapparat Stellung nimmt.“
(Hans Grümmer: Probleme der kontinuierlichen Produktion im DEFA Studio für Trickfilme. In: BArch, DR 1/4333.

 

9. Januar 1964. Sendestart Krüss-Gedichte im Sandmännchen des NDR

Zehn Gedichte des populären bundesdeutschen Kinder- und Jugendbuchautors James Krüss stehen im Mittelpunkt der gleichnamigen zehnteiligen Gute-Nacht-Geschichtenserie des NDR-Sandmännchens. Über den Verfasser der in „Schnipseltechnik“, einer speziellen Form des Flachfigurentricks adaptierten witzigen Verse urteilte sein Kollege Erich Kästner ein paar Jahr zuvor: „Dieses Kind, das er war und geblieben ist, lebt in dem Manne weiter. Es steht auf einem Fußbänkchen und blickt mit Kinderaugen durch die Welt, als seien es Fenster.“ Leider sind die Schöpfer der TV-Episoden nicht mehr bekannt.

 

17. Januar 1964. Kinder-Sammelprogramm „Der Teufel mit den drei goldenen Haaren“

Im Kinder-Sammelprogramm wird erstmals auch der DEFA-Puppentrickfilm von Katja Georgi Vom Bagger, der nicht warten wollte öffentlich vorgestellt.

 

5. Februar 1964. Helmut Herbst bei den Westdeutschen Kurzfilmtagen in Oberhausen

Uraufführung auf den Westdeutschen Kurzfilmtage in Oberhausen: „Der Hamburger Trickfilmregisseur Helmut Herbst hat sich mit seinem neuen Film Schwarz-Weiß-Rot keinen ungefährlichen Gegner ausgesucht: Die Bildzeitung. Dreimal treten die Deutschen in seinem Film in Reih und Glied, unter den Farben des Kaisers, denen des Führers und denen Axel Springers. Das neue Zeichen ist das Herz, das ‚Seid-nett-zueinander‘. Herbsts Film ist subtil, präzise und zugleich eine Glosse, wie sie schärfer nicht formuliert werden kann.“
(Uwe Nettelbeck in: Die Zeit, 4.2.1964)

Co-Autor der Cut-out-Animation ist der Lyriker Peter Rühmkorf. Der Kurzfilm wird mit dem Preis der Deutschen Filmkritik ausgezeichnet.

Am 6. März 1964 wendet sich der Ost-Berliner DEFA-Außenhandel an Helmut Herbst und seine Hamburger Firma cinegrafik mit der Bitte um Übernahme des Films für die DDR-Kinos. Der Angesprochene lehnt umgehend ab mit den Worten:

„Der Film greift auf eine sehr aggressive Weise eine bestimmte Presse der Bundesrepublik und deren Versuch einer Manipulierung der öffentlichen Meinung an; ich halte es daher für redlicher, den Film hier in der Bundesrepublik an ein möglichst großes Publikum heranzubringen (incl. Fernsehen). Mißstände im eigenen Hause lassen sich am wirksamsten von innen her bekämpfen. Kollegen aus Ungarn versicherten mir, daß sie aus Rücksicht auf die Bundesrepublik einen Film in dieser Schärfe nicht produzierten könnten.“
(Helmut Herbst/cinegrafik an Schröder/DEFA-Außenhandel vom 17.3.1964. Beide Schreiben in: DIAF-Archiv)

Ebenfalls in Oberhausen läuft der Cut-Out-Film Die Nashörner, den Jan Lenica in Anlehnung an die gleichnamige Erzählung des rumänisch-französischen Dramatikers Eugéne Ionesco realisiert hat: Durch Meinungsmacher und Medienmanipulation passen sich die Menschen immer mehr an. Sie sind nicht mehr fähig, sich im täglichen Leben, im Beruf und auf der politischen Ebene eine eigene Meinung zu bilden und werden zu willenlosen Wesen. Der Produzent ist Boris von Borresholm. Den Kino-Verleih im Beiprogramm übernimmt Atlas Film.

  

21. Februar 1964. Kinder-Sammelprogramm „Bummi als Zeitungsmacher“

Im Kinder-Sammelprogramm werden u.a. vorgestellt: aus dem Sojusmultfilmstudio Moskau der Zeichentrickfilm Zwei Märchen (Dwe skaski, 1962) von Leonid Amalrik und von 1961 aus dem rumänischen Filmstudio Bukarest der Zeichentrickfilm Die Frostbeule (Zgribulici) von Stefan Munteanu.

 

27. März 1964. Kinder-Sammelprogramm „Ferientage“

Erstmals läuft in der DDR im Kinder-Sammelprogramm aus dem sowjetischen Filmstudio Sojusmultfilm der Puppentrickfilm Das Märchen von der alten Zeder (Skaska o starom kedre, 1963) von Wladimir Degtjarjow. Aus dem DEFA-Trickfilmstudio kommt Aprikosenbäumchen von Lothar Barke ins Programm.

 

28. Februar/31. März 1964. Uraufführung von Gegner nach Maß von Bruno J. Böttge

Gegner nach Maß, Bruno J. Böttge, DDR 1963. ©DEFA-Stiftung/Manfred Henke

Gegner nach Maß, Bruno J. Böttge, DDR 1963. ©DEFA-Stiftung/Manfred Henke

Der Silhouettentrickfilm Gegner nach Maß (1963) von Bruno J. Böttge aus dem DEFA-Trickfilmstudio wird uraufgeführt. In der Persiflage auf Selbstüberschätzung und Prahlerei schneidet eine Schere ein Männchen mit enormen Boxhandschuhen aus schwarzem Papier. Der in der Animation zum Leben erweckte Papierheld ist so von seiner Stärke überzeugt, dass er sich einen gewaltigen Gegner ausschneidet, dem er dann aber nicht gewachsen ist.

In der Studioabnahme am 15. März 1963 wurde gefordert, dem bis dato sprecherlosen Film mit einem Kommentar zu versehen, um „den Handlungsablauf voll verständlich zu machen und die satirische Aussage zu stützen“, sprich keine ideologisch falsche Auslegung hinsichtlich des politischen Gegners aufkommen zu lassen.
(Klaus Richter de Vroe: Aktennotiz vom 15.3.1963. In: BArch, DR 116/506)

 

2. April 1964. Sendestart Der Walddoktor im NDR-Sandmännchen

Innerhalb des TV-Sendeformats Das Sandmännchen startet im Bereich von NDR und SFB die elfteilige Silhouettentrick-Serie Der Walddoktor in der Produktion von cinetrick unter Regie und Produktionsleitung von Herbert K. Schulz. Die Geschichten um den Waldarzt Dr. Puck stammen aus der Feder der Kinderbuchautorin Eva Rechlin.

 

10. April 1964. Erster Kinoauftritt der deutsch-sorbischen Sagengestalt „Pumphut“ in den DDR

Die ursprünglich für einen Handpuppenfilm vorgesehene deutsch-sorbische Sagengestalt wird in der Regie von Jörg d’Bomba aus dem DEFA-Studio für Trickfilme zur Hauptfigur des Puppentrickfilms Wie Pumphut zu seinem Namen kam, der am 10. April 1964 erstmals in den DDR-Kinos zu sehen ist. Der um die Mitte des 18. Jahrhunderts in der Gegend zwischen Hoyerswerda und Bautzen umherziehende Volksheld spielt mit Hilfe seines Zauberhutes den Reichen seiner Zeit manchen derb-drastischen Streich.

„Dieser Puppentrickfilm sollte ein derb-volkstümlicher Schwank nach Motiven der deutsch-sorbischen Sammlung von Martin-Pumphut-Streichen werden. Im Mittelpunkt einer möglichen Serie hätte der Wandergeselle Martin als aktive, weltverbessernde, gewitzte Volksfigur gestanden. Leider wird der Film diesem Auftrag nicht gerecht. Seine Elemente verselbständigen sich durch gedankliche Belastungen, die nicht auf den Effekt der darzustellenden Aktion berechnet sind.“
(Erhard Mai: Filmeinschätzung vom 18.9.1963. In: BArch, DR 116/445)

Nach dem am 19. Juni 1964 erschienenen Sequel vom selben Regisseur Wie Pumphut sich einen Fisch angelte (Kinder-Sammelprogramm „Flucht ins Zauberreich“) wird die Serie abgebrochen.

 

17. April 1964. Das tapfere Schneiderlein von Kurt Weiler in DDR-Kinos

Das tapfere Schneiderlein, Kurt Weiler, DDR 1964. Puppen und Szenenbild: Achim Freyer. ©DEFA-Stiftung/Erich Günther

Das tapfere Schneiderlein, Kurt Weiler, DDR 1964. Puppen und Szenenbild: Achim Freyer. ©DEFA-Stiftung/Erich Günther

Kurt Weilers Puppentrickfilm-Version des Grimm-Märchens Das tapfere Schneiderlein aus dem DEFA-Trickfilmstudio in der Ausstattung von Achim Freyer gelangt mit dem gleichnamigen Progress-Sammelprogramm in die Kinos der DDR. Mit ihm werden im Programm u.a. die Zeichentrickfilme platziert: das bulgarische Märchen Wie die Häschen lange Ohren bekamen (Dalgite uschitschki, 1961) von Radka Batschwarowa, Das Herbstmännlein (Skaska pro tschushije kraski, 1962) von Sojusmultfilm in der Regie von Lew Atamanow und das von Alfred Ledwig inszenierte moderne Märchen Ein kleiner Ballon für das Schwesterchen (Balonik dla siostrzyczki, 1962) aus dem polnischen Trickfilmstudio von Bielsko-Biała.

Am selben Tag kommt auch der Zeichentrickfilm Der Begleiter (1963) von Christl Wiemer nach der gleichnamigen Ballade von Wilhelm Busch in die Kinos der DDR.

 

1. Mai 1964. Qualifizierung von Klaus Georgi erstmals in DDR-Kinos

Ausgerechnet zum „Kampftag der Arbeiterklasse“ erlebt der Streifen Qualifizierung, eine von Klaus Georgi in Zeichentrick gefertigte Glosse über die Fortbildung von „weiblichen Kadern“ in der DDR, seinen Kinostart.

 

29. Mai 1964. Kleine Rivalen aus Polen in der DDR

Im Progress-Sammelprogramm „Clown Ferdinand will schlafen“ läuft auch der Zeichentrickfilm Kleine Rivalen (Dwaj rywale, 1962) von Zbigniew Czernelecki aus dem polnischen Studio von Bielsko-Biała an.

 

1. Juni 1964. Sandmann auf der Leuchtturminsel wird im DFF ausgestrahlt

Zum Internationalen Kindertag findet im DFF der Puppentrick-Sonderfilm Sandmann auf der Leuchtturminsel seinen Weg zur Ausstrahlung. Die romantisch-abenteuerliche Geschichte um das im Sturm gekenterte Sandmännchen stammt aus der Feder des namhaften DDR-Schriftstellers Rudi Strahl.

 

19. Juni 1964. Kinder-Sammelprogramm „Flucht ins Zauberreich“

Mit Flucht ins Zauberreich (Barankin, bud tschelowekom!) gelangt 1963 Regisseurin Alexandra Sneshko-Blozkaja von Sojusmultfilm mit einem Zeichentrickfilm ins Kinder-Sammelprogramm. Aus demselben Studio stammt der 1962 in gleicher Technik produzierte Streifen Das Entchen und seine Freunde (Puschok i drushok) von Nina Wassilenko. Ebenfalls in Zeichentrick entsteht 1962 in Rumänien Der Fuchs im Schafspelz (Hoața de la circ) von Constantin Popescu, dessen Film ebenfalls Bestandteil des Programms wird. Zudem ist der DEFA-Puppentrickfilm von Jörg d’Bomba Wie Pumphut sich einen Fisch angelte Bestandteil des Programms.

 

7. Juli 1964. Kontraste in Berlin (West)

Wolfgang Urchs’ Kontraste, gedreht auf 16mm, umkopiert auf 35mm, läuft erstmals auf den Internationalen Filmfestspielen Berlin (West).

 

17. Juli 1964. Walt Disney’s lustige Micky Maus Revue startet in der Bundesrepublik

Der neugegründete, der Walt Disney’s Micky Maus GmbH angeschlossene Walt Disney Filmverleih, als dessen Geschäftsführer Horst Koblischek und der zuletzt als Filialleiter bei United Artists in West-Berlin tätige Verleihexperte Hans Muth in Frankfurt am Main fungieren, bietet Walt Disney’s lustige Micky Maus Revue an. Als Kurzfilme werden gezeigt: Donalds Tagebuch (Donald’s Diary), Väter sind auch Menschen (Fathers Are People), Goliath II, Auf krummen Wegen (Hooked Bear), Plutos Souvenir (Pueblo Pluto), Torero wider Willen (For Whom the Bulls Toll), R‘coon Dawg (Micky und Pluto auf der Jagd), Micky, der Meisterdirigent (Symphony Hour), Gestörte Mittagsruhe (Pluto Junior), Donalds Brautwerber (Donald’s Double Trouble), Mickys Anglerlatein (The Simple Things).

 

24. Juli 1964. Kinder-Sammelprogramm „Die Nebelfahrt“ geht ins Kino der DDR

Der Zeichentrickfilm Zensurenschlacht von Otto Sacher aus dem DEFA-Trickfilmstudio wird Bestandteil des Progress-Sammelprogramms für Kinder.

 

13. August 1964. Silhouetten-Trickserie Der kleine Nachtwächter startet im NDR-Sandmännchen

In der Produktion von cinetrick und unter Regie von Herbert K. Schulz startet im Sendebereich von NDR und SFB die Silhouetten-Trickserie Der kleine Nachtwächter. Die 24 poetischen Erlebnisse eines liebenswerten Nachtwächters in einer kleinen Stadt schreibt die namhafte Kinderbuchautorin Gina Ruck-Pauquèt auf, Gestaltung, Psaligrafie und Animation obliegen Hella Rost.

Publikation

  • Gina Ruck-Pauquèt: Der kleine Nachtwächter (Tele-Kinderbuch, Das Fernseh-Sandmännchen erzählt, Illustrationen Hella Rost, Dagmar Schulz). Stuttgart 1967

 

14. August 1964. Uraufführung Der Einkauf von Helmut Barkowsky in der DDR

Die Alltagssatire Der Einkauf (auch: Guter Einkauf) von Helmut Barkowsky, ein Zeichentrickfilm aus dem DEFA-Studio für Trickfilme, kommt in die Kinos der DDR.

 

21. August 1964. Studioabnahme von Heinz Nagels Hummelflug im DEFA-Studio für Trickfilme

Die Kombination von Zeichen-, Flachfiguren- und Silhouettentrick Hummelflug in der Regie des vormaligen Kameramannes Heinz Nagel wird am 21. August 1964 in der Informations- und Abnahmevorführung im DEFA-Studio für Trickfilme Dresden sehr kontrovers diskutiert und letztlich abgenommen. Die ursprünglich vorgesehene Handlung einer Tierfabel mit pädagogisch-moralischem Impetus um eine überhebliche und nicht sehr entscheidungsfreudige Hummel mit ihren Gefährtinnen auf großer Wiese war nicht mehr erkennbar, so dass Formalismus-Vorwürfe aufkamen. Letztlich wird dem grafisch sehr reizvollen Werk mit der Musikuntermalung durch das „Hummelflug“-Interludium aus dem dritten Akt der Oper „Das Märchen vom Zaren Saltan“ von Nikolai Rimski-Korsakow – faktisch ein modernes „Musikvideo“ – die staatliche Zulassung verweigert, es also faktisch verboten. Immerhin erhielt das Studio eine Archivkopie, und ein Auslandseinsatz über den DEFA-Außenhandel wurde erwogen.

Um die Planerfüllung des Studios zu gewährleisten, wurde der Film ein Jahrzehnt später wieder aus der Versenkung geholt, am 21. Juli 1973 staatlich zugelassen und am 16. November 1973 in den Kinos gestartet – aus unerfindlichen Gründen allerdings mit einer neuen, von Günter Hörig komponierten Musik versehen.

Publikation

  • Hedda Gehm, Sabine Scholze: Verbotsfilme DEFA-Trickfilmstudio – Nicht zugelassene, mit Änderungsauflagen zugelassene und nicht zum Einsatz in den Filmtheatern empfohlene Filme des DEFA-Studios für Trickfilme. Projekt DEFA-Stiftung Nr. 051-2010 (unveröffentlichte Studio)

Archiv

  • Filmakte. In: BArch, DR 1/116
  • Zulassung des Filmes Hummelflug vom 21.7.1973. Protokoll in: BArch, DR 1-Z/3362

 

28. August 1964. Kinder-Sammelprogramm „Unternehmen Vogelinsel“

Mit dem Progress-Sammelprogramm gelangt auch der tschechoslowakische Zeichentrickfilm Alles für die Katz (Malování pro kočku, 1960) von Břetislav Pojar aus dem Prager Studio für Puppentrickfilme in die DDR-Kinos.

 

25. September 1964. Kundi greift ein erstmals in DDR-Kinos

„Kundi“, das seit den 1950ern bestehende Maskottchen des Deutschen Hygiene-Museums Dresden, wird im DEFA-Trickfilmstudio Dresden unter der Regie von Jörg d’Bomba zunächst zur Puppentrick-Figur und startet in den Kinos und im Fernsehen der DDR. Insgesamt werden in den Dresdner Ateliers bis 1990 in loser Abfolge 14 Animationsfilme produziert, später allerdings als Flachfigurenfilme.

Publikation

  • Susanne Rößiger, Uta Schwarz (Hg.): Kamera! Licht! Aktion! Filme über Körper und Gesundheit 1915 bis 1990. Stiftung Deutsches Hygiene-Museum. Dresden 2011

 

2. Oktober 1964. Kinder-Sammelprogramm „Die neue Bootsbesatzung“

Der Silhouettenfilm Die Wunschmühle von Bruno J. Böttge aus dem DEFA-Trickfilmstudio wird Bestandteil des Kinder-Sammelprogramms.

 

5. November 1964. Sendestart Berufsserie im West-Sandmännchen

Die in Flachfigurentrick ausgeführte Berufsserie startet im Sendeformat Das Sandmännchen im Bereich von NDR und SFB. Die 35 Episoden, in denen auf heitere Weise in gereimter Form Berufe erklärt werden, basieren auf Vorlagen von Eva Rechlin, die Serie wird sehr wahrscheinlich vom Grafiker und Illustrator Werner Schükerk realisiert.

 

3. Dezember 1964. Adventskalender im West-Sandmännchen

Die Silhouettentrick-Miniserie widmet sich weihnachtlichen Volksliedern und erlebt ihren Start im Sendebereich von NDR und SFB. Unter der Regie und Produktionsleitung von Herbert K. Schulz/cinetrick öffnet sich an drei Abenden ein Adventskalender.

 

8. Dezember 1964. Verweigerte Studio-Abnahme von Bruno J. Böttges Pünktchen

Der Film Pünktchen von Bruno J. Böttge wird im DEFA-Studio für Trickfilme nicht abgenommen und deshalb auch nicht von der HV Film zugelassen. „Pünktchen“ – das sind Gebilde, die aus den Abfallschnipseln eines Papierlochers entstehen sollen. Aus dem „Chaos“ verschiedenfarbiger Schnipsel formieren sich unterschiedliche, erst einfache, dann komplexere geometrische Figuren. Hinzu tritt eine „Linie“. Am Ende entstehen Menschenfiguren – zu „Pünktchen“ gesellt sich die Frau „Punktinchen“, und beide errichten sich aus der Linie ein Haus. Neben der generellen Ablehnung wehrt sich vor allem Studio-Direkter Hans Grümmer vehement gegen Pünktchen:

„Mit diesem Film können wir nicht vor das Kinopublikum gehen. Wir sollen nicht nur abstrakte Gefühle auslösen, sondern wir sollen den Menschen in einer ganz bestimmten Weise beeinflussen, sollen ihnen helfen, sich zurecht zu finden.“
(Protokoll der Endabnahme von Pünktchen im Künstlerischen Rat am 8.12.1964. In: BArch, DR 116/517)

Dennoch wird vom Film eine Kopie für Testvorführungen gezogen; als „Experimentalfilm“ deklariert wird er schließlich Jahre später von der HV Film widerspruchslos abgenommen, die wie stets fünfjährige Zulassung sogar mehrmals verlängert.

Archiv

  • Zulassung des Filmes Pünktchen vom 25.9.1972. Protokoll in: BArch, DR 1-Z/4001

 

11. Dezember 1964. Die erste Fahrt zum Mond in der BRD

Die 1964 in Großbritannien fertiggestellte H. G. Wells-Adaption Die erste Fahrt zum Mond (First Men in the Moon) in der Regie von Nathan H. Juran läuft – auch im 70mm-Format – in der Bundesrepublik Deutschland an. Für die Produktion des Spielfilms mit Phasentrick-Sequenzen war Ray Harryhausen verantwortlich.

 

16. Dezember 1964. Start von Yogi Bärs Abenteuer im Westen

Columbia-Bavaria bringt den ersten abendfüllenden Film aus der US-amerikanischen Hanna-Barbera-Produktion Yogi Bärs Abenteuer (Hey There, It’s Yogi Bear, 1964) unter Regie und Produktionsleitung von William Hanna und Joseph Barbera in die bundesdeutschen Kinos.

 

17. Dezember 1964. Merlin und Mim in westdeutschen Kinos

Im Walt Disney Filmverleih erscheint Merlin und Mim (The Sword in the Stone, 1963) von Wolfgang Reitherman, die letzte, noch zu Lebzeiten des Meisters erschiene Walt Disney-Zeichentrick-Kinoproduktion. Später wird sie in Deutschland unter dem Titel Die Hexe und der Zauberer vertrieben.

 

18. Dezember 1964/19. Februar 1965 Kinder-Sammelprogramm „Jens und der Kasper“

Dreharbeiten für Hähnchen Gock und die schlauen Mäuse: Animator Robert Pfützner und Kameramann Gerhard Hager an der Kamera. ©DIAF

Dreharbeiten für Hähnchen Gock und die schlauen Mäuse: Animator Robert Pfützner und Kameramann Gerhard Hager an der Kamera. ©DIAF

Im Progress-Sammelprogramm für Kinder ist die Real-Puppentrick-Kombination Jens und der Kasper (Das Märchen vom Jens und dem Kasper) von Kurt Tetzlaff aus dem DEFA-Studio für populärwissenschaftliche Filme Babelsberg zu sehen. Außerdem läuft erstmals eine Episode aus der nach ukrainischen Märchen gestalteten Puppentrick-Serie Hähnchen Gock des DEFA-Studios für Trickfilme Dresden: Hähnchen Gock und die schlauen Mäuse fahren um die Wette von Ina Rarisch. Die nächste Episode Hähnchen Gock und die schlauen Mäuse von Monika Anderson startet am 7. Mai 1965.

 

19. Dezember 1964. Heute kommt der Weihnachtsmann in den Kinos der DDR

Eher als Arbeitsschutz- denn als Weihnachtsfilm für Kinder präsentiert sich die Zeichentrickfilm-Glosse Heute kommt der Weihnachtsmann von Helmut Barkowsky. Gerade der Weihnachtsmann segelt mit seinen Geschenken unglücklicherweise über eine von Kindern angelegte Schlitterbahn …

 

23. Dezember 1964. Sandmännchens Weihnachtsbescherung im DFF

Die Handpuppen-Puppentrick-Kombination Sandmännchens Weihnachtsbescherung von Gerhard Behrendt und Werner Hammer gelangt pünktlich am Vorweihnachtsabend auf die DDR-Bildschirme, diesmal als Koproduktion zwischen DFF-Puppenstudio und DEFA-Trickfilmstudio Dresden. Als Puppentrick-Animatorin betätigt sich Sabine Meienreis.

 

24. Dezember 1964. Serienstart von Dinge gibt’s, die gibt’s gar nicht in den DDR-Kinos

Unter dem Titel Dinge gibt’s, die gibt’s gar nicht startet in der DDR eine Kleinserie zur Verkehrserziehung. Die kurzen, in loser Folge als Zeichentrick animierten Episoden werden im DEFA-Studio für Trickfilme inszeniert von Otto Sacher und Eva Natus-Šalamoun. Bis Ende 1966 kommen insgesamt sechs Folgen in die Kinos der DDR. Sie nehmen pointiert Unachtsamkeit im Straßenverkehr aufs Korn und belehren in stellenweise makaber-schwarzhumoriger Weise.

 

31. Dezember 1964. Die große Schau 1964 im Sandmännchen des NDR

Die Flachfigurentrick-Zirkusschau Die große Schau 1964 von Herbert K. Schulz und seiner Firma cinetrick erlebt ihre Erstausstrahlung im Sandmännchen von NDR und SFB.

  

1965. Präsentation des Jugendfilm-Verleihs

Der Jugendfilm-Verleih bringt unter dem Titel Pop und Snuffy eine Zusammenstellung von 13 Anfang der 1960er Jahre entstandenen TV-Cartoons der Serien Popeye the Sailor und Barney Google & Snuffy Smith des King Features Syndicate in die Kinos der BRD.

 

1965. Neues von Fischerkoesen

Von Fischerkoesen kommen 1965 die beiden Werbe-Titel Alles Natur und Streuback (Kölner Zuckerhut).

  

1965. Erste Auftragsarbeit Jochen Euschers wird im NDR ausgestrahlt

Jochen Euscher an seinem Schneidetisch, ca. 1966. ©DIAF/Nachlass Euscher

Jochen Euscher an seinem Schneidetisch, ca. 1966. ©DIAF/Nachlass Euscher

Der Zeichentrickfilm Punkt, Punkt, Komma, Strich (1964) gelangt als erste NDR-Auftragsarbeit Jochen Euschers zur Ausstrahlung.

Publikation

Till Grahl: Jochen Euscher – Werbung, Trickfilm, Wirtschaftswunder. Ausstellungskatalog. Dresden 2023

 

1965. Werbefilme aus dem DEFA-Studio für Trickfilme Dresden

Für Tausend Tele-Tips des DFF realisieren verschiedene Regisseure des DEFA-Trickfilmstudios Werbefilme in Zeichentrick: Heinz Engelmann ELFA-Melkanlagen (Melkanlagenwerk Elsterwerda) und Löwe Lips (Leipzig-Werbung), Manfred Geyer DVA Unfall und DVA Krankheit (Deutsche Versicherungsanstalt) sowie Hygiene (Fettsucht). Will Hamacher fertigt die Öl- und Margarine-Reklame Goldina II und III, Tafelöl, Margarine-Sortiment sowie Sonja Öl zum Backen: Fisch bei. Von Manfred Schreyer stammen die LKG-Werbungen (Leipziger Kommissions- und Großbuchhandelsgesellschaft) Reiseführer, Fremdsprachige Literatur, Belletristik Import und Kunstbücher Import bei.

Für IFA-Werbung (Industrieverband Fahrzeugbau) bedient Hans-Ulrich Wiemer sich des Puppentricks bei IFA mobil I, III, IV, V, IFA-Feuerstuhl I und II, IFA-Zündsystem sowie IFA-Camping I und III.

 

1965. Der kleine Zauberer im NDR-Sandmännchen

Die Silhouettentrickfilm-Serie Der kleine Zauberer erscheint im NDR-Sandmännchen. Aufgeschrieben hat die 20 Episoden Gina Ruck-Pauquèt, die Gestaltung übernehmen Hella Rost und der Schweizer Grafiker Jean-Pierre Noth. Realisiert werden die Gutenacht-Geschichten von Herbert K. Schulz/cinetrick.

Publikation

  • Gina Ruck-Pauquèt: Der kleine Zauberer (Tele-Kinderbuch, Das Fernseh-Sandmännchen erzählt, Illustrationen von Jean-Pierre Noth). Stuttgart 1966

 

5. Januar 1965. FSK-Prüfung von Walter Reiners Der große Schmuggel

Boris von Borresholms Lux-Film bringt erfolgreich Der große Schmuggel von Walter Reiner durch die FSK-Prüfung.

 

Februar 1965. A in Oberhausen

Der Zeichentrickfilm A von Jan Lenica aus der Lux-Film-Produktion von Boris von Borresholm läuft in Oberhausen und dann im Atlas Filmverleih als Beiprogramm. Der Film wird mit dem Großen Preis als „Bester Trickfilm“ ausgezeichnet. Beim Deutschen Filmpreis wird er später mit dem Filmband in Silber (Sonstige Kurzfilme) geehrt. Ein weiterer Kurz-Animationsfilm, den Lenica im selben Jahr zusammen mit Boris von Borresholm dreht, heißt Ein Traum.

 

19. Februar 1965. Kinder-Sammelprogramm „Reise in den Traum“

Bestandteil des Progress-Sammelprogramms ist u.a. der ungarische Zeichentrickfilm aus dem Pannonia-Studio Peters Abenteuer, Folge II (Peti-sorozat: Peti és a kutyája) von Gyula Macskássy und György Várnai aus dem Jahre 1963.

 

16. März 1965. FSK-Prüfung von Antiquitäten

Ein Auto und ein Bett in der Pampa: Antiquitäten von Marran Gosov ist ein Hybrid aus Realfilm (mit Christian Doermer) und Animation (Zeitraffer, Jump-Cut-Schnitte und Stop Motion) und erinnert entfernt an Norman McLarens Experimentalfilme. Produziert wurde er von Schongerfilm und lief im Beiprogramm bei Cinema Service International Filmverleih. Der Produzent Hubert Schonger setzt sich damals verstärkt für die Förderung junger Talente ein.

 

19. März 1965. Kinder-Sammelprogramm „Wer reitet auf dem Pferd?“

Von Hermína Týrlová aus der Tschechoslowakei läuft im Progress-Sammelprogramm der 1963 entstandene Puppentrickfilm Das Kügelchen (Kulička) vom Filmstudio Gottwaldov (Zlín).

 

26. März 1965. Kinder-Sammelprogramm „Bummi im Zoo“

Der Zeichentrickfilm Peters Abenteuer, Folge III (Peti-sorozat: Peti és a csodaautó) von Gyula Macskássy aus dem ungarischen Pannonia-Studio ergänzt das Kinder-Sammelprogramm von Progress.

 

April 1965. Erste „Asterix“-Comics in der Bundesrepublik

In Rolf Kaukas Jugendzeitschrift „Lupo“ (Heft 6/1965), später „Lupo modern“ (ab Heft 26/1965) erscheinen in Lizenz vom französischen Dargaud-Verlag episodenweise die ersten „Asterix“-Geschichten von René Goscinny und Albert Uderzo, aber die von Kauka und seinem damaligen Adlatus Peter Wiechmann veranlasste Übersetzung ist eigenwillig und verfälscht bzw. germanisiert die in die Zeit der römischen Okkupation Galliens verlegte Anti-Boche-Satire:

„In Kaukas Version werden aus den Galliern Asterix und Obelix die Westgoten Siggi und Babarras, der weise Druide heißt, anspielend auf Konrad Adenauer, Konradin (im Original Panoramix, auf Deutsch Miraculix), der Häuptling Hein Mark (Abraracourix bzw. Majestix). Und das gallische Dorf wird in Anlehnung an die frühere Bundeshauptstadt zur ‚Fliehburg Bonnhalla am rechten Ufer des Rheins’, bis auf die ‚ganz Germanien besetzt ist’, so die Einleitung zur ersten Geschichte. Die römischen Feinde heißen hier auch ‚NATOlische Besatzer’, sie reden sich mit Boys an und kommen sprachlich auch sonst recht angloamerikanisch daher (‚You forget wohl, dass we are the winner’). Schon dies ein ziemlich revisionistischer Kommentar zum Status der Bundesrepublik im Kalten Krieg. […]

Zu einer antisemitischen Karikatur wird in Kaukas Fassung ‚Die goldene Sichel’ der Schieber und Kneipier Avoranfix: Er nennt ihn Schieberus und macht ihn zum Kollaborateur der Besatzer, durch seine jiddisierende Sprache (‚No nemmt se fest’) klar als Jude erkennbar. Da treffen sich unselige Nazi-Propaganda vom wuchernden Juden – er verkauft Sicheln zu überhöhten Preisen – und die ‚Dolchstoß-Legende’: Der jüdische Feind fällt der Nation im eigenen Land in den Rücken.

Eine besonders krasse inhaltliche Vergewaltigung erfährt auch der Band ‚Asterix et les Goths’ (Asterix bei den Goten). In ‚Siggi und die Ostgoten’ sprechen die östlichen Nachbarn Sächsisch und sind unverkennbar Kommunisten, sie reden sich mit ‚Genosse’ an, und die Sprechblasentexte sind nicht in Fraktur gedruckt, sondern in Rot.“
(Oliver Stenzel: Als Asterix Siggi hieß. In: Stuttgarter Nachrichten, 25.11.2015)

Durch einen Artikel in der Satirezeitschrift „Pardon“ erfahren Goscinny und Uderzo von dem „braunen Süppchen“, das Kauka auf ihre Kosten kocht, und sorgen dafür, dass Dargaud ihm die Lizenz entzieht.

 

4. Mai 1965. Bundesdeutscher Kinostart von Vlado Kristls Kinofilmdebüt Der Damm

Im Studio für Filmkunst in München läuft erstmals Vlado Kristls experimentelles Langfilmdebüt Der Damm. Die Collage aus Bild- und Tonfragmenten führt zum Ruin des Produzenten Detten Schleiermacher (Ulm) und zu Differenzen mit dem Atlas Filmverleih.

 

7. Mai 1965. DDR-Kinostart von Achtung, in der Stadt ist ein Zauberer!

Das moderne Märchen Achtung, in der Stadt ist ein Zauberer! (Wnimanije! W gorodje wolschebnik), ist eine Kombination von Spielfilm und Puppentrick und zugleich eine Koproduktion zwischen dem weißrussischen Studio Belarusfilm und dem russischen Sojusmultfilmstudio. Wladimir Bytschkow inszeniert das knapp einstündige Werk 1963, als Animator betätigt sich u.a. der später namhafte Regisseur Juri Norstein.

 

4. Juni 1965. Animationsfilme von Jörg d’Bomba und Klaus Georgi in den Kinos der DDR

Am selben Tag starten in den Kinos der DDR zwei Titel: Im Puppentrickfilm Es geschah am … von Jörg d’Bomba erweist sich der vermeintliche Unglückstag Freitag der 13. nicht als 13., sondern als 14.

Der Zeichentrickfilm von Klaus Georgi Mit einer Farbe ist offensichtlich inspiriert von Norman McLarens Neighbours: Zwei Nachbarn finden eine wunderschöne rote Blume. Die Farbe eines Blütenblattes bringt Freude, Abwechslung und Schönheit in das Leben eines der beiden Nachbarn, der sich durch Tüchtigkeit auszeichnet. Die Wut des anderen wird daraufhin immer größer, worauf der Tüchtige ihm eine belehrende Abkühlung verpassen muss.

 

17.–21. Juni 1965. Deutsche Beteiligung in Annecy

Zum Internationalen Animationsfilmfestival in Annecy gehen 1965 aus Deutschland an den Start: Aus dem Westen A und Die Nashörner von Jan Lenica, von Wolfgang Urchs Kontraste, von Helmut Herbst Schwarz-Weiß-Rot und Überwindung eines Verlustes.

Aus der DDR kommen Vom Fröschlein und seinem Reifen von Heinz Nagel und Plastik im Park von Katja Georgi.

 

20. Juni 1965. Amateurfilm Fahrt ins Blaue von Ingeborg Tölke wird im Fernsehen gezeigt

In der TV-Sendung Greif zur Kamera, Kumpel! des DFF vom 20. Juni 1965 ist eine weitere 16mm-Arbeit von Ingeborg Tölke zu erleben. Diesmal sind es Blütenbestäubungsvorgänge bei Löwenzahn, Disteln, Mohn, Kletten, Sauerklee und anderen Pflanzen, die von der Filmamateurin im Wortsinne „unter die Lupe“ genommen und mittels Zeitraffer „animiert“ werden.

Publikation

  • Ralf Forster: Greif zur Kamera, gib der Freizeit einen Sinn. Amateurfilm in der DDR. München 2018, S. 215f.

 

25. Juni 1965. Die Post – Kinostart in der DDR

Nach einem Kinderbuch von Samuil Marschak wird in Die Post (Potschta) über eine ungewöhnliche Reise eines Briefes mit ungewöhnlichem Inhalt berichtet. Den kurzen Zeichentrickfilm aus dem Moskauer Sojusmultfilmstudio inszenieren 1964 Wera Zechanowskaja und Michail Zechanowski.

 

Juli 1965. Walt Disney-Programm: Donald Duck im Mittelpunkt

Die obligatorische Kompilation des Walt Disney-Filmverleihs stellt diesmal nicht Mickey Mouse, sondern die Ente in den Mittelpunkt: Donald Duck geht nach Wildwest (Donald Duck Goes West) mit den Beiträgen Mexikanisches Stelldichein (Don Donald), Goldgräber Donald (Donald’s Gold Mine), Sioux greifen an (Californy ’er Bust), Abenteuer in der Prärie (The Legend of Coyote Rock), Grand Canyonscope, Am Busen der Natur (Wide Open Spaces), Der Eierdieb (Pests of the West), Goofy der Revolverheld (Two Gun Goofy), Donald und der wilde Jägersmann (No Hunting), Donald als Holzfäller (Up a Tree), Donald der verhinderte Jokey (Dude Duck), Wenn ein Cowboy träumt (A Cowboy Needs a Horse).

Im selben Monat bringt der Universal Filmverleih eine weitere Zusammenstellung von Walter Lantz Cartoons mit Woody Woodpecker: Woody und seine Freunde.

  

16. Juli 1965. Hirsch Heinrich kommt in die Kinos der DDR

Hirsch Heinrich, Günter Rätz, DDR 1964. ©DEFA-Stiftung/Werner Baensch

Hirsch Heinrich, Günter Rätz, DDR 1964. ©DEFA-Stiftung/Werner Baensch

Das in Flachfigurentrick animierte Alltagsmärchen Hirsch Heinrich (1964) aus dem DEFA-Studio für Trickfilme Dresden in der Regie von Günter Rätz wird erstmals öffentlich aufgeführt. Als Vorlage dient das seinerzeit sehr beliebte Kinderbuch von Fred Rodrian, dessen markante Figuren von DDR-Stargrafiker Werner Klemke sich kongenial im Film wiederfinden. Im Juli 1966 wird das Werk auch auf einem Festival in Madison/USA gezeigt.

  

August 1965. Alexander und das Auto ohne linken Scheinwerfer in Venedig

Auf den Internationalen Filmfestspielen in Venedig läuft Peter Fleischmanns Kurzfilm Alexander und das Auto ohne linken Scheinwerfer, der Realaufnahmen mit animierten Kinderzeichnungen mischt. Der Film erscheint nach FSK-Prüfung am 10. September 1965 bei Atlas, später im 16mm-Format in den einschlägigen Bildstellen. Im selben Jahr wird der Streifen mit dem Deutschen Kinderfilmpreis ausgezeichnet.

  

20. August 1965. Kinder-Sammelprogramm „Vom faulen Töpfer und dem fleißigen Wäscher“

Die von Kurt Weiler in Szene gesetzte Stabpuppen-Version eines burmesischen Märchens von Kurt Weiler Vom faulen Töpfer und dem fleißigen Wäscher ist im Progress-Sammelprogramm gekoppelt mit zwei Zeichentrickfilmen: mit Tor! Tor! (Schaibu! Schaibu!, 1964) von Sojusmultfilm in der Regie von Boris Djoshkin und mit Wie der Stieglitz zu seinen bunten Federn kam (Sticletele, 1963) von Julian Hermeneanu und Artin Badea vom Studio für Dokumentarfilm und Wochenschau „Alexander Sahia“ in Bukarest.

 

24. September 1965. Kinder-Sammelprogramm „Wer fährt zur Ausstellung?“

Drei Animationskurzfilme des Moskauer Sojusmultfilmstudios bilden das Kinder-Sammelprogramm: die beiden Puppentrickfilme von 1964 Wer fährt zur Ausstellung? (Kto pojedet na wystawku?) von Wladimir Degtjarjow und Der kleine Faulenzer (Shisn i stradanija Iwana Semjonowa) von Wadim Kurtschewski und Nikolai Serebrjakow sowie ein Zeichentrickfilm von 1963 Glühwürmchen (Swetljatschok) in der Regie von Lew Miltschin.

 

24. September 1965. Anlaufdatum auf ostdeutschen Leinwänden für Das kleine Tirili von Günter Rätz

Experimente mit Draht und Schatten: Das kleine Tirili, Günter Rätz, DDR 1964. ©DEFA-Stiftung/Helmut May

Experimente mit Draht und Schatten: Das kleine Tirili, Günter Rätz, DDR 1964. ©DEFA-Stiftung/Helmut May

Das kleine Tirili (1964) als Hybrid aus Drahtfiguren- und Silhouettenfilm von Günter Rätz startet in den Kinos der DDR. Die als formales Experiment im Orchestermilieu angesiedelte Story des DDR-Autors Rudi Strahl handelt von der Rivalität zwischen einem Kapellmeister und einem Kesselpauker im Orchestergraben um die Gunst der kleinen Harfenistin, die sich schließlich vom „kleinen Tirili“ des Flötisten bezwitschern lässt.

 

13. Oktober 1965. Der heiße Frieden in Mannheim

Die Internationale Filmwoche in Mannheim zeigt Ferdinand Khittls im Auftrag der BASF hergestellten Kombinationsfilm Der heiße Frieden mit Animationen von Wolfgang Urchs und Harold Dean „Hal“ Clay, der in München an Comics und Trickfilmen gearbeitet hat. Finanziert von der Gesellschaft für bildende Filme (GBF) in München.

„Die animierte Ebene wird meist – neben den beinahe obligatorischen Titelanimationen und Oszillogrammen – für Infografiken verwendet, die Animationstechniken sind dagegen umso vielfältiger: Modified-Base-Animationen sind ebenso anzutreffen wie Flachfiguren- (Cut-Out-) und Zeichentricksequenzen. Realfilm wechselt teilweise rasant mit Animationsteilen und hybriden Bildern.“
(Julia Eckel, Erwin Feyersinger, Meike Uhrig (Hg.): Im Wandel … Metamorphosen der Animation. Wiesbaden 2018, S. 54)

 

22. Oktober 1965. Deutscher Kinostart von Mary Poppins

Der in den USA 1964 erschienene Walt Disney-Spielfilm Mary Poppins in der Regie von Robert Stevenson startet in den Kinos der Bundesrepublik. Er enthält eine Mischsequenz aus Real- und Animationsfilm.

 

29. Oktober 1965. Kinder-Sammelprogramm „Der Hund und der Kater“

Mit den beiden Zeichentrickfilmen Der Hund und der Kater (Pjos i kot, 1955) von Lew Atamanow aus dem Sojusmultfilmstudio sowie Der Bär und der Pinguin (Dwata poljusa, 1963) aus Bulgarien in der Regie von Sdenka Doitschewa wird u.a. das Progress-Sammelprogramm bestückt.

 

10. Dezember 1965. Das Bächlein von Pjotr Nossow in der DDR

Im Progress-Sammelprogramm „Schiffe und Häfen“ ist auch der Zeichentrickfilm von Sojusmultfilm Das Bächlein (Begi, rutschejok!) von 1963 in der Regie von Pjotr Nossow enthalten.

 

24. Dezember 1965. Erstsendung Das vergessene Kasperle

Der Sandmann-Sonderfilm Das vergessene Kasperle wird vom DFF am Weihnachtsabend ausgestrahlt. Der Puppentrickfilm entsteht allein im DFF-Puppenstudio nach einem Buch von Nils Werner in der Regie von Gerhard Behrendt.

 

1966. Animierte Werbefilme im Westen

Die Esso AG stellt ihre Spots unter die Überschrift Pack den Tiger in den Tank. Den Tiger in der Realhandlung animiert Kruse Film: „Esso Extra gibt ihrem Motor die Geschmeidigkeit des Tigers, die Energie des Tigers, das Temperament des Tigers.“ Populär wird auch Der weiße Riese, der für ein gleichnamiges Waschmittel von Henkel wirbt: „mit Riesenwaschkraft“.

Eine weitere, zeitlich nicht genau einzuordnende, ebenso populäre Trickfilmgestalt der Werbung ist der Gilb, an dessen Animation Per Ulvar Lygum beteiligt ist:

„Ich habe den Gilb geliebt. Der Gilb war ein kleines gelbes, von Trickfilmtechnik wunderbar belebtes Körnchen, das von den Vorhängen die strahlende Weiße herunterfraß. […] Der Gilb […] musste sein Zerstörungswerk geduldig im Hintergrund verrichten, unbelohnt und am Ende von den siegreichen Körnchen eines Waschmittels gefressen. Es war schade um den Gilb. Er hat aber überlebt als ewiges Angebot zur Identifikation mit den Verlierern der Gesellschaft.“
(Jens Jessen: Ich habe den Gilb geliebt. In: Die Zeit, 2.11.2006)

Fischerkoesen stellt die Werbefilme Gold in der Hand und Nur ein Strich vor.

 

1966. Animierte Werbefilme aus dem DEFA-Studio für Trickfilme Dresden

Heinz Engelmann bringt 1966 drei Zeichentrickfilme zu ELFA auf den ttt-Bildschirm: Fahrbare Rohrmelkanlagen, Kannenmelkanlagen und Stationäre Rohrmelkanlagen und stellt mit Chemische Reinigung und Konsument zwei weitere Werbefilme fertig. Manfred Geyer bleibt mit den DVA-Sujets Erwerbsunfähigkeit und Tod durch Unfall sowie den KASKO-Werbungen Neu für alt, Reisegepäck, Unwetter und Zwecklackierung dem Versicherungsgeschäft treu, arbeitet zudem für LKG (Bild- und Kunstbücher sowie Fachbücher in Originalausgaben) und bewirbt mit Hexenmeister ein Fleckenreinigungsmittel. Will Hamacher führt ebenfalls als Zeichentrick die Öl- und Margarine-Werbung fort mit Goldina-Becher, Goldina-Würfel, Öl – Schmalz, VITA – Becher und Würfel, VITA und Goldina Frischhaltung, VITA – Inhalt sowie VITA-Einkauf und ergänzt mit Weihnachtssortiment.

 

1966. Münchener Animationsfilme

Borris Borresholms Münchner Lux-Film produziert Autoportrait von Kristina Merdjanowa und Wege zum Nachbarn von Jan Lenica, einen Trailer für Oberhausen. Walter Reiner inszeniert und produziert Ein Hamster aus Hamsterdam. Der Münchener Herbert Hunger inszeniert für die Frankfurter Priebe-Filmproduktion Kanone zu verkaufen.

 

1966. Filme von Franz Winzentsen

Franz Winzentsen, der seit 1964 mit Helmut Herbst und Cinegrafik zusammenarbeitet, stellt den elfminütigen Legetrickfilm Erlebnisse der Puppe her: Eine Puppe, die aus fünf Elementen zusammengesetzt ist, marschiert durch eine collagierte Endzeitwelt. Mit dem einminütigen Das Ginzeck folgt im selben Jahr ein weiterer Kurzfilm von Winzentsen.

 

1966. Fachbuch zum Animationsfilm erscheint in der DDR

Im Henschelverlag Berlin erscheint Joachim Reichows Band „Zauberei auf Zelluloid. Plaudereien über den Zeichen- und Puppentrickfilm“. Auf dem Cover eine vom DDR-Karikaturisten Werner Klemke stilisiert gezeichnete Fantasia-Mickey Mouse.

 

1966. Animationsfilm-Serien im NDR-Sandmännchen

Im Sandmännchen-West realisiert Herbert K. Schulz/cinetrick 1966 zwei zwölfteilige Serien aus der Feder von Gina Ruck-Pauquèt: in Silhouettentrick Der kleine Schornsteinfeger in der Gestaltung von Doris Kliem und Jean-Pierre Noth und in Flachtrick Der kleine Zoowärter, für die Schulz die reliefartigen Figuren selbst entworfen und gebaut hat.

Um 1966 stellt H. O. Schulze, Georg(e) Páls früherer Kameramann, in seiner Infafilm-Produktion zehn Episoden einer gezeichneten Reihe für das Sandmännchen im Westen her.

Publikationen

  • Gina Ruck-Pauquèt: Der kleine Schornsteinfeger (Tele-Kinderbuch, Das Fernseh-Sandmännchen erzählt, Illustrationen Renate Engelmann, Herbert K. Schulz). Stuttgart 1967
  • Gina Ruck-Pauquèt: Der kleine Zoowärter. (Tele-Kinderbuch, Das Fernseh-Sandmännchen erzählt, Illustrationen von Renate Engelmann). Stuttgart 1967

 

9. Januar 1966. Start von James’ Tierleben in der ARD

Die TV-Liedersendung James’ Tierleben von und mit James Krüss startet in der ARD. Sie beinhaltet neben animalischen Realaufnahmen auch Animationen. Der Schauspieler Hans Clarin tritt als Erzähler auf, Suzanne Doucet als Sängerin. Als Komponist fungiert Christian Bruhn.

 

28. Januar 1966. Animation aus Osteuropa in der DDR

Im Kinder-Sammelprogramm „Bummi als Verkehrspolizist“ erscheinen u.a. die beiden Zeichentrickfilme Der Hahn und die Farben (Petuch i kraski, 1964) vom Sojusmultfilmstudio in der Regie von Boris Stepanzew sowie Das tapfere Vögelchen (Dzielny ptaszek, 1963) in der Regie von Wacław Wajser vom polnischen Studio in Bielsko-Biała.

 

11. Februar 1966. Die Tochter der Sonne in der DDR

Von Alexandra Sneshko-Blozkaja aus der Sowjetunion startet in der DDR im Kinder-Sammelprogramm „Das Paradies der Tiere“ der Sojusmultfilm-Zeichentrickfilm Die Tochter der Sonne (Dotsch solnza) von 1963.

 

16. Februar 1966. Prometheus in Oberhausen

Der zehnminütige Zeichentrickfilm Prometheus von Vlado Kristl erlebt zu den Westdeutschen Kurzfilmtagen Oberhausen seine Uraufführung. Dort wird ihm auch der Hauptpreis zuerkannt.

 

25. Februar 1966. Essen Lokomotiven Kuchen? erlebt Uraufführung in ostdeutschen Kinos

Das dreiminütige Kind-Mutter-Fantasiespiel beim Kuchenbacken von Heinz Nagel Essen Lokomotiven Kuchen? (1965) ist mit animierten Silhouetten realisiert.

 

25. März 1966. Kinder-Sammelprogramm „Das gestörte Klößeessen“

Zwei Titel von Monika Anderson aus der Hähnchen Gock-Serie dominieren das Progress-Sammelprogramm für Kinder: Hähnchen Gock und die schlauen Mäuse gucken in die Röhre und Hähnchen Gock und die schlauen Mäuse bauen ein Haus. Zudem läuft an diesem Tag ebenfalls an in der Regie von Ina Rarisch – Hähnchen Gock und die schlauen Mäuse wirbeln Staub auf. Die letzte Folge in der Serie – Hähnchen Gock und die schlauen Mäuse machen Musik (1966) von Monika Anderson – startet am 28. Februar 1969.

 

25. März 1966. DDR-Kinostart von Guten Tag, Herr H.

Was würde geschehen, wenn Hitler nach dem Eintritt des Verjährungstermins für Nazi-Verbrechen am 1. Januar 1970 in der Bundesrepublik aufträte? Die Flachfiguren- und Zeichentrick-Glosse Guten Tag, Herr H. (1966) von Katja und Klaus Georgi nimmt den satirischen Erfolg des Spielfilms Er ist wieder da (2015) vorweg.

 

8. April 1966. Kinder-Sammelprogramm „Däumelinchen“

Der sowjetische Zeichentrickfilm nach Hans Christian Andersens Märchen „Däumelinchen“ (Djuimowotschka, 1965) von Leonid Amalrik aus dem Sojusmultfilmstudio erscheint in der DDR im Rahmen des Progress-Sammelprogramms für Kinder neben Janina Hartwigs Real-Puppentrick-Kombination Eskapaden (Eskapada, 1963) aus dem polnischen Se-Ma-For-Studio Łódź. Kurt Weiler inszeniert – nun im DEFA-Studio für populärwissenschaftliche Filme Babelsberg – den Puppentrickfilm Freddy Bockbein (Ein Baum erzählt).

 

22. April 1966. FSK-Prüfung von Die Maschine

Der Kurz-Animationsfilm Die Maschine von Wolfgang Urchs passiert die FSK-Prüfung. Hergestellt im T.C.-Trickstudio Rudolf & Urchs, wird er in der Bundesrepublik vom Cinema Service International Filmverleih vertrieben. An der Trickkamera steht Heinz Badewitz, der 1967 die Hofer Filmtage mitbegründet und über Jahrzehnte leitet.

„Ein gesellschaftskritischer Animationsfilm. Einem Erfinder gelingt nach einem ‚himmlischen’ Musenkuss die Konstruktion einer Maschine, die ihm hilft, die Nackten dieser Welt zu kleiden. Doch eine ‚teuflische’ Inspiration sorgt dafür, dass die rücksichtslose Erschließung immer neuer Märkte zu einem stetigen Wachstum der Maschine führt, die ihren Erfinder, der zuletzt vom Krieg profitierte, versklavt.“
(Katalog der 66. Internationalen Filmfestspiele Berlin: Retrospektive, 1966)

 

Juni 1966. Tom und Jerry auf dem Kriegspfad im bundesdeutschen Verleih

MGM bringt die Kompilation Tom und Jerry auf dem Kriegspfad in der BRD auf den Verleihpfad.

  

1. Juni 1966. Erstausstrahlung Sandmännchen für einen Abend

Der Sandmann-Sonderfilm Sandmännchen für einen Abend erscheint zum Internationalen Kindertag 1966 auf den DDR-Bildschirmen. Die durchgängige Puppenanimation um einen kleinen Jungen, der gern Sandmännchen sein möchte, wird wieder von Gerhard Behrendt nach einer Vorlage von Nils Werner in Szene gesetzt.

  

3. Juni 1966. Zwei neue DEFA-Zeichentrickfilme in den Kinos der DDR

Die Satire von Klaus Georgi Arm, aber ehrlich (1965) nach dem Hörspiel Butch passt aufs Baby auf von Damon Runyon startet in der DDR. Ein letztes Mal beteiligt sich ein einstmals berühmter Safeknacker an einem Bankeinbruch, aber er muss sein Baby mitbringen, weil seine Frau an diesem Abend ins Konzert gegangen ist.

Woher überhaupt die Babys kommen, versucht Christl Wiemer mit Kidnapper (1965) zu erklären, aber so richtig klappt das nicht …

 

27. Juni 1966. Uraufführung von Herr Kekulé, ich kenne Sie nicht! im Berlinale-Wettbewerb

Dem animierten Lehrfilm Herr Kekulé, ich kenne Sie nicht! von Wolfgang Urchs und Raymond Ménégoz-Genestal wird ein Jahr darauf der Deutsche Filmpreis – Filmband in Gold in der Kategorie „Kurze Kulturfilme“ verliehen. Das Porträt des bedeutenden deutschen Chemikers August Kekulé (1829–1896) ist von der Gesellschaft Deutscher Chemiker in Auftrag gegeben und von der Gesellschaft für bildende Filme München (GBF) produziert worden. Finanziert haben ihn die damals größten drei deutschen Chemieunternehmen der Bundesrepublik BASF, Bayer und Hoechst. An der Trickkamera betätigt sich wieder Heinz Badewitz.

 

Ende Juni/Anfang Juli 1966. 1. Internationales Trickfilmfestival im rumänischen Mamaia

Unter dem Motto „Die Phantasie des Menschen im Dienste der Humanität“ startet das erste Internationale Trickfilmfestival im rumänischen Schwarzmeer-Ort Mamaia. Hauptpräsentationsort ist ein Open-Air-Kino am Meer. Das Festival wird alternierend mit dem ebenfalls zweijährlich ausgerichteten Annecy stattfinden und nur bis 1970 bestehen, 1972 wird es vom jugoslawischen (kroatischen) „Zagreb“ abgelöst werden. Festivalmaskottchen ist ein „Pelikan“, zugleich Namensgeber für die Preise. Als Vorsitzender steht der der renommierte rumänische Animationsfilmregisseur Ion Popesco-Gopo der ersten internationalen Jury vor. Für die DDR-Filmemacher ist das für sie relativ leicht erreichbare Festival nicht zuletzt wegen der persönlichen Kontakte zu westlichen Kollegen interessant.

„Freundliche Aufnahme beim Fachpublikum aus 24 Nationen fanden auch die fünf DDR-Beiträge, darunter Dinge gibt’s, die gibt’s gar nicht von Otto Sacher.“
(B.K.: „Pelikan“ an Vietnam. In: Filmspiegel 14/66, S. 3)

„Auch die DDR hatte Regisseure und Dramaturgen aus dem Dresdner Studio und selbstverständlich Filme zu diesem Festival geschickt. Filme aller Schattierungen und Genres waren zu sehen. Es waren Zeichentrick- ebenso wie Puppentrickfilme und Filme in Flachfigurentechnik im Programm. […] Für unsere Filme aus Dresden war diesmal kein Preis dabei. Mit Recht, denn sie zählten in Mamaia nicht zu den Spitzenproduktionen. Das sind ganz hübsche kleine Geschichten, aber sowohl in der Dramaturgie als auch in der Ausführung sind sie international keine Festivalkonkurrenz. In diesen Fragen läßt sich von der jugoslawischen Trickfilmschule, die das beste Länderprogramm zeigte (Silberner Pelikan), mancherlei lernen.“
(Günter Sobe: Trickfilm am Strand. Das Festival von Mamaia. In: Berliner Zeitung, 5.7.1966)

 

8. Juli 1966. Der kleine Maulwurf – Fortsetzung in der DDR

Mit dem Kleinen Maulwurf von Zdeněk Miler entsteht in der Tschechoslowakei 1963 die Fortsetzung der Produktion im Studio für Zeichen- und Puppentrickfilme Prag. Die neue Episode Krtek a autíčko startet in der DDR erst am 8. Juli 1966 im Rahmen eines Kinder-Sammelprogramms unter dem Titel Wie der Maulwurf zu seinem Auto kam. Unter dem deutschen Titel Der Maulwurf und sein kleines Auto eröffnet die gleiche Folge im Februar 1972 die regelmäßige Anwesenheit der Figur in der WDR-Reihe Die Sendung mit der Maus.

In der Folgezeit wird es bis zur Jahrtausendwende zu etwa 60 Episoden kommen. Ab 1974 werden die Titel mit dem WDR Köln koproduziert.

Zusammen mit dem Kleinen Maulwurf erscheint im Progress-Sammelprogramm der rumänische Zeichentrickfilm Das ungehorsame Fischlein (Ancora, 1962) von Bob Cãlinescu. Aus dem DEFA-Trickfilmstudio Dresden stammt der Puppentrickfilm Der Meisterdieb von Jörg d’Bomba.

Publikation

  • Manfred Hobsch: Der kleine Maulwurf. In: Lexikon des Kinder- und Jugendfilms. 11. Erg.-Lfg. Juli 2002

 

12. August 1966. Kinder-Sammelprogramm „Der Nußprinz“

Mit dem Progress-Sammelprogramm für Kinder gelangt auch der ungarische Zeichentrickfilm Der Nußprinz (Dióbél királyfi, 1964) von Attila Dargay aus dem Pannonia-Studio in die Kinos der DDR.

 

9. September 1966. Kinder-Sammelprogramm „Weiße Feder“

Der Puppentrickfilm Dick und seine Katze (Dick i jego kot, 1963) von Tadeusz Wilkosz aus dem SE-MA-FOR-Studio Łódź erlebt mit dem Progress-Sammelprogramm seine DDR-Premiere.

 

17. September 1966. Start der Raumpatrouille Orion

Start der Raumpatrouille – Die phantastischen Abenteuer des Raumschiffs Orion im Abendprogramm der ARD. Der ehemalige Kauka-Comiczeichner, Grafiker und Animator Werner Hierl und Peter Harrer, ein Sohn von Heinrich Harrer, arbeiten an den optischen Effekten und Animationen der bei der Bavaria hergestellten Science-Fiction-Serie mit. Blue-Screen-Überwachung: Karl Ludwig Ruppel. Peripher beteiligt ist auch der Maler und Animator Flo Nordhoff.

 

3. Oktober 1966. Gründung des „Studio 66“ von Peter Blümel in Potsdam-Babelsberg

Der Regisseur und Gestalter Peter Blümel, seine Ehefrau Ingeborg und der Trickkameramann Erich Günther erhalten am 3. Oktober 1966 vom MfK als private Filmhersteller die Lizenz Nr. XV/1966. Inoffiziell trägt das damit gegründete kleine Atelier – welches vor allem Werbesujets als Flachfiguren- und Collagentrickfilme für das DFF-Werbefernsehen und diverse Auftraggeber aus der Industrie ausführt – den Namen „Studio 66“. Es hat seinen Sitz in der Babelsberger Plantagenstraße 4. Zu den ersten Produktionen zählen die Zwischenblenden (Werbetrenner) Jeremias Teleblick, deren Figur ein schwarz-weißes Strichmännchen aus großem Fernseher-Kopf, ttt-Bauch und Drahtbeinen darstellt. Sie gehen 1967 auf Sendung. Parallel arbeitet Peter Blümel für den DFF und die DEFA. Das „Studio 66“ besteht bis 1980.

Publikation

  • Ralf Forster, Volker Petzold: Im Schatten der DEFA. Private Filmproduzenten in der DDR. Konstanz 2010, S. 231–241

 

7. Oktober 1966. Start des Kinder-Sammelprogramms „Kasper, Zwirn und Hosenknöpfe“

Innerhalb des Kinder-Sammelprogramms von Progress werden die Zeichentrickfilme Der Kater als Angler (Kot-Rybolow) von Wladimir Polkownikow vom Sojusmultfilmstudio Moskau und Schwarzer Peter von Christl Wiemer aus dem DEFA-Studio für Trickfilme Dresden präsentiert.

 

11. Oktober 1966. Uraufführung von Der Spezialist

Der Kurz-Animationsfilm Der Spezialist erlebt während der Internationalen Filmwoche Mannheim seine Uraufführung. Als Regisseur und Produzent fungiert Walter Krüttner, die Animation nebst Arbeit an der Trickkamera besorgt Curt Linda.

 

21. Oktober 1966. Kinder-Sammelprogramm „Sommergeschichten“

Das Kinder-Sammelprogramm von Progress bietet u.a. eine Silhouettenanimation aus China – Der leichtsinnige Jäger (Cha Bu Duo, 1964) von Hu Xionghua aus dem Shanghai Studio.

 

11. November 1966. Kinder-Sammelprogramm „Eine seltsame Freundschaft“

Ebenfalls aus Shanghai stammt der Beitrag des Progress-Sammelprogramms für Kinder – der Zeichentrickfilm Abenteuer auf dem Eis (Bingshang Yuxian) von Wu Qiang (1964). Weiter wird mit dem Flachfigurentrickfilm Stampferchen (Toptyshka) von Sojusmultfilm das zweite eigene Werk des später namhaften Regisseurs Fjodor Chitruk in der DDR vorgestellt.

 

11. November 1966. Kinostart von Heinrich der Verhinderte in der DDR

Hauptfigur aus Heinrich der Verhinderte, Kurt Weiler, DDR 1965. ©DIAF

Hauptfigur aus Heinrich der Verhinderte, Kurt Weiler, DDR 1965. ©DIAF

Der Puppentrickfilm Heinrich der Verhinderte aus dem DEFA-Studio für Trickfilme Dresden unter der Regie von Kurt Weiler kommt in die Kinos der DDR. Die Puppen- und Szenengestaltung übernimmt Achim Freyer. Der Film erzählt von der barocken Superfigur des deutschen Fürsten Heinrich von Libnitz (Liegnitz), der sich als Deutscher für den polnischen Thron prädestiniert sah und mit Schimpf und Schande davongejagt wurde.
Der Film wird am 11. August 1966 staatlich zugelassen, wie gewöhnlich für fünf Jahre. Eine – ebenso wenig ungewöhnliche – beantragte Zulassungsverlängerung durch den VEB Progress Film-Vertrieb wird ihm (lt. handschriftlicher Bemerkung vom 25. Juni 1971) versagt.

Archiv

  • Filmzulassung Heinrich der Verhinderte, 11.8.1966. In: BArch, DR1-Z/3713

 

18. November 1966. Neusynchronisation Schneewittchen und die sieben Zwerge

Für die vorweihnachtliche Wiederaufführung von Schneewittchen und die sieben Zwerge (Snow White and the Seven Dwarfs) ersetzt der Walt Disney Filmverleih die unter Kurt Gerron entstandene Synchronisation von 1938 durch eine neue Bearbeitung von Eberhard Cronshagen unter der musikalischen Leitung von Heinrich Riethmüller, u.a. mit der als Sängerin wirkenden Schauspielerin Susanne Tremper und Staropernsänger René Kollo.

 

24. November 1966. Eine Million Jahre vor unserer Zeit erstmals in bundesdeutschen Lichtspieltheatern

Die Centfox bringt die britische Hammer/Seven Arts-Produktion Eine Million Jahre vor unserer Zeit (One Million Years B.C., 1966) von Regisseur Don Chaffey in die bundesdeutschen Lichtspieltheater. In den Hauptrollen: Raquel Welch und Stop-Motion-Kreaturen von Ray Harryhausen.

 

15. Dezember 1966. Staatliche Zulassung für Machen im Jahre 2001 alles die Maschinen? von Kurt Weiler

Der Puppentrickfilm Machen im Jahre 2001 alles die Maschinen? unter der Regie von Kurt Weiler aus dem DEFA-Studio für populärwissenschaftliche Filme Potsdam-Babelsberg wird von der HV Film zugelassen. Nach dem Protokoll soll der ausdrücklich für Kinder produzierte Film diesen „die Illusion nehmen, daß unter den Bedingungen vollautomatischer Produktionsprozesse ein Leben ohne Lernen und im Nichtstun geführt werden kann“. Eine lustige Geschichte veranschaulicht diese Aussage. Interessanterweise lautet der ursprüngliche Arbeitstitel: Machen 1980 alles die Maschinen? Das Szenenbild gestaltet der Berliner Maler und Bildhauer Werner Frischmuth, die Puppen entwirft Dieter Pansch. Im Filmabspann erscheint am Schluss die Feststellung:

„…machen nun im jahre 2001 alles die……maschinen? sicher nicht“

Der Film wird ab dem 1. März 1968 in den Kinos der DDR gespielt.

 

18. Dezember 1966. Die Spielzeugkiste erstmals in der Reihe Unser Sandmännchen des DFF

Als Abendgruß Nr. 323 – Folge Steinbaukasten – startet im DFF in der Reihe Unser Sandmännchen die längste Animationsfilm-Serie. Literarischer Vater und Verfasser der meisten der etwa 75 realisierten Puppentrick-Episoden ist der Hausautor des DDR-Kinderfernsehens Walter Krumbach, der die ersten Manuskripte bereits 1959 vorlegte. Die nicht enden wollenden Abenteuer von Kasper, der Puppen Sylvia, Karline und Heiner, von Teddy, Brummi sowie der Giraffe Emilie aus der Spielzeugkiste des Kinderzimmers werden – zunächst noch in Schwarz-weiß – durchweg von Peter Blümel in Szene gesetzt. Fast alle Animatorinnen und Kameraleute des damaligen DFF-Puppenstudios und späteren Trickfilmstudios des Fernsehens der DDR sind an dieser Serie beteiligt, deren Produktion erst 1987 beendet wird.

 

24. Dezember 1966. Ausstrahlung des Weihnachtsfilms Piccoletto in WDR und SR

Nach dem 1960 in deutscher Übersetzung herausgegebenen Kinderbuch „Piccoletto – Das Märchen vom kleinen Schornsteinfeger“ der italienischen Autoren Renato Rascel und Ennio di Majo realisiert Herbert K. Schulz mit seiner Firma cinetrick den Puppentrick-Weihnachtsfilm Piccoletto. Die romantische Liebesgeschichte zwischen einem Schornsteinfeger und der Puppe Marie-Claire gelangt Heiligabend 1966 innerhalb der Sendung Wir warten aufs Christkind im Westdeutschen und im Saarländischen Rundfunk zur Ausstrahlung.

 

1967. Quadrationen von Jan Lenica in der BRD

Jan Lenica stellt einen weiteren animierten Kurzfilm mit dem Titel Quadrationen im 16mm-Format her, eine Blaupause für seinen nächsten, einen abendfüllenden Animationsfilm.

  

1967. Werbefilme aus dem DEFA-Trickfilmstudio

Im Jahre 1967 erweitern sich im Dresdner DEFA-Werbetrickfilm auffällig die Zahl der Regisseure und die Palette der verschiedenen Tricktechniken sowie deren Kombinationen. So fertigt erstmals in diesem Metier Christian Biermann mit Chemiefasersiegel einen Zeichentrickfilm und mit Urlaub vom Trubel eine Zeichentrick-Real-Kombination. Günter Binder realisiert in Zeichentrick Altstoffe und Weithalsgläser, wagt sich mit Konstanze 67 (Spannungsregler für Fernseher) an eine Kombination von Zeichen- und Fototrick. Ebenfalls die Technik des Fototricks in Verbindung von Realaufnahmen wendet Werner Kukula in der Seifenwerbung an: Geschenkpackungen (Seife), Kinderseife 67, Luxusseifen I und II.

In der Zeichentrick-Werbefilmproduktion verbleiben zudem Manfred Geyer mit Altpapier (Zeitschriften), Knochen (Verwertung), Doblina Sicherheitsgurt, Pneumant (Autoreifen), einer Eigenwerbung ttt, Flibol (Fliegenschutz), Zwei Jahre konsument sowie den LKG-Sujets Reiselektüre und Wörterbücher, Will Hamacher mit Hermax (Weichspüler), Florena-Rasiercreme, der Margarine-Werbung Goldina Gäste und Herstellungsdatum Margarine sowie Hans-Ulrich Wiemer mit Altpapier und Flaschen, Konsum – Markkleeberg. Wiemer wartet zudem mit einigen Puppentrick-Spots auf: Neuer Inkassozeitraum sowie den PZV-Sujets (Postzeitungsvertrieb) Fachzeitschriften, Fachzeitschriften Sowjetunion, Tageszeitungen und Verkauf. Herbert Löchner würdigt ebenfalls in einem Puppentrickfilm mit 100 Jahre Hartha Schotten die Karomuster-Stoffproduktion der sächsischen Kleinstadt.

 

1967. Trickfilmserien im West-Sandmännchen: Anton und Antoinettchen sowie Maler Piepmars

Zwei bemerkenswerte, unter dem Dach von cinetrick in künstlerisch ausgereifter Flachfigurentechnik entstandene und jeweils zehn Episoden umfassende Trickserien gelangen 1967 auf die Fernsehbildschirme des NDR- und SFB-Sandmännchens. Beide Reihen inszeniert und produziert Herbert K. Schulz.

Für die vom Autor Karl Heinz Gies erfundene Geschichtenfolge um die einer Krims-Kram-Schachtel und einem Nähkästchen des Kinderzimmers entsprungenen Geschöpfe Anton und Antoinettchen entwirft Thomas Loebell die Figuren. Bei deren reliefartiger Gestaltung nutzt er konsequent die unmittelbaren Materialgrundlagen der Spielumgebung.

Ebenfalls im West-Sandmännchen bei cinetrick und wieder unter Mitwirkung von Thomas Loebell präsentiert Maler Piepmars seine Fähigkeit, Tiere durch seine Malkunst lebendig werden zu lassen. Dabei bleiben selbst die eigentlich wildesten Tiere – harmlose und friedliche Geschöpfe.

Publikationen

  • Karl Heinz Gies: Anton und Antoinettchen (Tele-Kinderbuch, Das Fernseh-Sandmännchen erzählt, Illustrationen Thomas Loebell). Stuttgart 1967
  • Georg Spatz: Herr Piepmars und die Tiere. (Tele-Kinderbuch, Das Fernseh-Sandmännchen erzählt, Illustrationen Renate Engelmann). Stuttgart 1967

 

1967. Fachliteratur

Im Verlag Foto + Schmalfilm Winterthur erscheint „Filmtricks-ABC. Ein Werkbuch für begeisterte Filmamateure“ von Klaus Unbehaun. Aus Zürich kommt eine internationale Übersicht über Film- und Fernsehgraphik: „Film & TV Graphics“, herausgegeben von Walter Herdeg, mit Texten von John Halas in die Buchläden.

 

27. Januar 1967. Kinder-Sammelprogramm „Schrubbi, der Bazillenschreck“

Aus dem DEFA-Studio für populärwissenschaftliche Filme Babelsberg stammt die belehrende Flachfigurenanimation Schrubbi, der Bazillenschreck von Peter Schauer, die im Progress-Sammelprogramm für Kinder vorgestellt wird. Nicht minder pädagogisch kommt der Zeichentrickfilm Der Dreckspatz (Neumoika) daher, den Mark Draizun und Boris Chranewitsch 1964 für das Filmstudio in Kiew realisierten.

 

5. Februar 1967. Loriot startet mit Cartoon im Fernsehen

Vicco von Bülow alias Loriot übernimmt in der ARD die Moderation der Sendereihe Cartoon, die bis 1972 vom Süddeutschen Rundfunk hergestellt wird und den Rahmen für die Präsentation internationaler Trickfilme bildet. In den späteren Folgen erscheinen auch eigene Animations-Spots von Loriot: Der Kunstpfeifer, Auf der Rennbahn (animiert zu einer alten Aufnahme von Wilhelm Bendow), Möpse auf dem Mond, Der Familienbenutzer.

 

24. Februar 1967. Die Ferien des Bonifazius im Progress-Sammelprogramm

Der Angsthase, Lothar Barke, DDR 1964. ©DEFA-Stiftung/Hans Schöne

Der Angsthase, Lothar Barke, DDR 1964. ©DEFA-Stiftung/Hans Schöne

Die dritte Regiearbeit von Fjodor Chitruk steht im Zentrum des Progress-Sammelprogramms für Kinder. Sein Zeichentrickfilm Die Ferien des Bonifazius (Kanikuly Bonifazija) entstand 1965 im Sojusmultfilmstudio Moskau. Von dort stammen ebenfalls der Zeichentrickfilm Vom Nilpferd, das vor dem Impfen Angst hatte (Pro begemota, kotory bojalsja priwiwok) von Leonid Amalrik aus dem Jahre 1966 und Roman Katschanows Puppentrickfilm Die Geschichte vom kleinen Frosch (Ljaguschonok ischtschet papu) von 1964. Abgerundet wird das Programm von der DEFA-Zeichentrickfilmproduktion Der Angsthase von Lothar Barke.

 

März 1967. Filmclub-Zeitschrift der DDR würdigt Norman McLaren

Die zwischen 1964 und 1968 intern von der „Arbeitsgemeinschaft Filmclubs der DDR“ in Ost-Berlin herausgegebene Zeitschrift „Film“ (mit fortlaufenden Jahresangaben im Titel) stellt den kanadischen Animationsfilmregisseur Norman McLaren vor:

„Norman McLaren hat den Trickfilm von seiner Gebundenheit an das Bild, an die Animation des vorgegebenen grafischen oder plastischen Materials befreit, indem er die Skala der verschiedenen Techniken unerhört erweiterte. Sind seine Filme auch zumeist vordringlich für das formal interessierte Auge und weniger für das seine Welt im Film erkennen wollende Hirn bestimmt – den Nachfolgenden bietet sich die Chance, die Möglichkeiten des Films, die McLaren entdeckte – und wohl noch entdecken wird – in diesem Sinne zu nutzen!

Und dafür möchten wir dem Zauberer danken!“
(Freimut Patzner: Zauberer des Trickfilms – Norman McLaren. In: Film 67, Heft 8, März 1967, S. 44)

 

24. März 1967. Progress-Sammelprogramm „Tanz für Susanne“

Vom Fröschlein und seinem Reifen, Heinz Nagel, DDR 1964. ©DEFA-Stiftung/Heinz Nagel

Vom Fröschlein und seinem Reifen, Heinz Nagel, DDR 1964. ©DEFA-Stiftung/Heinz Nagel

Das Kinder-Sammelprogramm ist u.a. mit zwei Zeichentrickfilmen von 1964 bestückt: Wanderndes Vögelchen (O ptaku wędrowniku) in der Regie von Alfred Ledwig aus dem polnischen Studio von Bielsko-Biała und Spuren auf dem Asphalt (Sledy na asfalte) von Wjatscheslaw Kotjonotschkin und Wladimir Danilow. Der Silhouettentrickfilm Vom Fröschlein und seinem Reifen von Heinz Nagel aus dem Dresdner Trickfilmstudio rundet das Programm ab.

 

28. März 1967. FSK-Prüfung von Peter Schamonis Die widerrechtliche Ausübung der Astronomie

Maximiliana oder die widerrechtliche Ausübung der Astronomie von Peter Schamoni passiert die FSK-Prüfung. Der Kurz-Dokumentarfilm mit Animationsteilen, die in die Zeichnungen, Schriftbilder und Malereien des von Schamoni porträtierten Max Ernst integriert sind, erlebt im April 1967 anlässlich der Oberhausener Westdeutschen Kurzfilmtage seine Premiere. Am 5. Juli kommt er in die bundesdeutschen Kinos.

 

April und August 1967. Neue Kompilationen im Walt Disney Filmverleih

Im Walt Disney Filmverleih erscheinen 1967 zwei neue Kompilationen: im April Winnie Puuh … und der Honigbaum mit den Kurzfilmen Winnie Pooh and the Honey Tree, The Old Mill, Farmyard Symphony, The Ugly Duckling, The Lone Chipmunks, The Country Cousin und Three Little Pigs. Im August dann die zweite: Walt Disney’s Goofy und seine Spießgesellen: Mickey’s Trailer, Goofy und Wilbur, Lion Down, El Gaucho Goofy, A Knight for a Day, No Sail, Foul Hunting und andere Cartoons.

 

5. April 1967. Uraufführung von Vlado Kristls Die Utopen

Auf den Westdeutschen Kurzfilmtagen in Oberhausen läuft der von Boris von Borresholm und Karl Schedereit produzierte Kurzfilm Die Utopen von Vlado Kristl, zu denen der Regisseur auch die Zeichnungen beisteuerte.

 

21. April 1967. Lothar Barkes Zeichentrickfilm Pardon in den Kinos der DDR

Pardon – eine moderne Robinsonade im Satiregewand von Lothar Barke: Als ihm die Warnungen vor einem Verbrecher zu sehr auf den Keks gehen, beschließt Herr M., fortan als moderner Robinson zu leben. Er sägt seine Wohnung aus dem Haus und segelt auf dem Meer in die Einsamkeit – wo er von dem Verbrecher überrascht wird.

 

26. Mai 1967. Kinder-Sammelprogramm „Die Sache mit dem Kühlschrank“

Im Progress-Sammelprogramm werden gemeinsam auf die Leinwand gebracht: der Puppentrickfilm Tüchtige Burschen (Molodzy) von Elbert Tuganow aus dem Tallinnfilm-Studio und Schule im Schnee (Sneshnye doroshki) vom Sojusmultfilmstudio in der Regie von Boris Djoshkin. Der Zeichentrickfilm Jolli von Eva Natus-Šalamoun stammt vom DEFA-Trickfilmstudio Dresden.

 

Juni 1967. Staub in Annecy

Staub (1967), der erste gemeinsame Kurzfilm von Franz und Ursula Winzentsen, gewinnt beim Internationalen Trickfilmfestival in Annecy den Prix Special du Jury. Produzent ist Helmut Herbst.

Dazu Winzentsen im Gespräch: „Ich habe immer viel mit gefundenen Bildern gearbeitet. Habe sie zum Flirren gebracht, Schnee auf sie rieseln lassen, ganz einfache Effekte eigentlich.“
(Hamburger Abendblatt, 26.2.2010)

 

9. Juni 1967. Kinder-Sammelprogramm „Kurs liegt an“

Eher am Rande und unbemerkt läuft der jugoslawische Beitrag Besuch aus dem Weltall (Posjet iz svemira) im Kinder-Sammelprogramm von Progress. Bereits 1965 hat der im selben Jahr entstandene Zeichentrickfilm von Zlatko Grgić aus dem Studio Zagreb Film zur VIII. Internationalen Dokumentar- und Kurzfilmwoche in Leipzig eine lobende Anerkennung erhalten. Damit dürfte Besuch aus dem Weltall einer der ersten Titel der berühmten „Zagreber Schule“ sein, die in der DDR laufen, Drehbuchautor ist Dušan Vukotić.

 

27. Juni 1967. FSK-Prüfung Hands up Mr. Rasnitchi

Die Gemeinschaftsarbeit der Autoren, Animatoren und Produzenten Hal Clay und Flo Nordhoff Hands up Mr. Rasnitchi erhält die FSK-Freigabe. Darsteller ist Helmut Qualtinger. Der Animationsfilm erscheint als Beiprogramm bei der Columbia-Bavaria.

 

27. Juni 1967. Kinostart Woody – immer dabei in der BRD

Der Universal Filmverleih präsentiert Woody – immer dabei mit Walter-Lantz-Cartoons der neueren Produktion.

 

14. Juli 1967. Kino-Start der ungarischen Gustav-Serie in der DDR

Mit Gustav und die Ratgeber (Gusztáv és a tanácsadók, Attila Dargay, 1966) startet in der DDR die seit 1964 im Heimatland und auch international höchst erfolgreiche, satirisch gefärbte Gustav-Serie aus dem ungarischen Pannonia-Studio in ostdeutschen Kinos. Die jeweils fünfminütigen Zeichentrick-Episoden um den scheinbar unscheinbaren, mit einfachem, aber prägnantem Strich gestalteten Helden, der permanent mit den Problemen des Alltags und der Tücke des Objekts zu kämpfen hat, erinnern ein wenig an die chaotischen Abenteuer des HB-Männchen von Roland Töpfer und Werner Kruse. Hier stammt die Idee vom Trickfilmschöpfer Jószef Nepp.

Während in Ungarn bis 1968 schon 68 Episoden produziert werden, übernimmt der Progress-Filmverleih für die DDR-Zuschauer bis zum Ende des Dezenniums lediglich ein gutes Dutzend. Sie werden im regulären Filmprogramm als Beifilme gezeigt:

  • Gustav, der Praktische (Gusztav, jo ejszakat, Gyula Macskássy, Lajos Reményik, 1966, EA-DDR 28.7.1967)
  • Gustav prahlt (Gusztáv henceg, Miklós Temezi, 1966, 18.8.1967)
  • Gustav stellt sich geschickt an (Gusztáv és az ügyeskedés, József Nepp, 1966, 15.3.1968)
  • Gustav, der Löwenbändiger (Gusztáv az oroszlánszeliditö, Lajos Reményik, 1966, 29.3.1968)
  • Gustav und die Weltmeisterschaft (Gusztáv és a világbajnokság, Marcell Jankovic, 1966, 31.5.1968)
  • Gustav fängt eine Maus (Gusztáv egeret fog, József Nepp, 1965, 06.1968)
  • Gustav schmückt sich mit fremden Federn (Gusztáv idegen tollakkal, Marcell Jankovic, 1967, 4.9.1968)
  • Gustav und Weihnachten (Gusztáv és a szerete ünnepe, Marcell Jankovic, 1967, 20.12.1968)
  • Gustav mischt sich ein (Gusztáv beleszól, Marcell Jankovics, 1966, 14.3.1969)
  • Gustav ist abergläubisch (Gusztáv babonás, Attila Dargay, 1967, 16.5.1969)
  • Gustav und der reiche Verwandte (Gusztáv és a gazdag rokon, Marcell Jankovic, 1967, 16.5.1969)
  • Gustav als Doktor (Doktor Gusztáv, József Nepp, 1966, 27.6.1969)
  • Gustav ruht sich aus (Gusztáv pihen, József Nepp, 1967, 15.8.1969)
  • Gustav als Strohwitwer (Gusztáv, a szalmaözvegy, Marcell Jankovic, 1964, 16.9.1969).

Die ersten 68 Folgen der Serie entstanden in den Jahren 1964–1968 für das Kino.

Publikation

  • DVD: Gustav – Wilde Abenteuer mit dem liebenswerten Chaoten. Alles Trick 15. Berlin (Icestorm)

 

4. August 1967. Uraufführung von Urlaub in der DDR

Die in der DDR üblichen, nach dem Mauerbau drastisch beschnittenen sommerlichen Erholungsgepflogenheiten der Bürgerinnen und Bürger sind Gegenstand des satirischen Zeichentrick- und Collagefilms Urlaub von Klaus Georgi aus dem DEFA-Studio für Trickfilme Dresden. Bereits 1964 geplant, wird der bereits fertiggestellte Film im Umfeld des 11. Plenums der SED noch im Dresdner Studio eines Großteils seiner kritischen Substanz beraubt, so „geglättet“ am 17. März 1967 staatlich zugelassen und am 4. August 1967 uraufgeführt.

Archiv

  • Vorgänge in: BArch DR 116/351; Zulassungsprotokoll in: BArch DR 1-Z/4506.

 

31. August 1967. FSK-Prüfung Zoologisches von Dieter Klama

Die Axel Jahn Film- und Fernsehproduktion München verantwortet die Produktion des Kurzanimationsfilms Zoologisches von Dieter Klama, für dessen Drehbuch und Animation der aus Schlesien stammende Wahl-Landshuter Jan Walter Habarta mit zeichnet. Am 13. August 1967 erfolgt die FSK-Freigabe, im darauffolgenden Jahr ist der Film auf der Berlinale zu sehen und erhält den Bundesfilmpreis (Filmbänder in Silber).

Publikation

  • Thomas Stangier (Hg.): Phantastische Welten. Jan Walter Habarta. Vom Trickfilm zur Computerkunst. Schriften aus den Museen der Stadt Landshut 41. Landshut 2022, S. 104.

 

1. September 1967. Neues im Kinder-Sammelprogramm der DDR

Zwei Animationsfilme von Sojusmultfilm bestimmen das Kinder-Sammelprogramm von Progress „Der Teufel auf Besuch“: der Puppentrickfilm So ein Tiger (Wot tak tigr!) von 1963 in der Regie von Alexander Trussow und Wem gehören die Tannenzapfen im Walde? (Tschi w lesu schischki?) aus dem Jahre 1965 von Michail Kamenezki und Iwan Ufimzew. Aus dem DEFA-Studio für Trickfilme gelangt der Zeichentrickfilm April, April von Helmut Barkowsky ins Programm, eine weitere Episode aus der Serie Mäxchen Pfiffig und sein Freund Tüte.

 

29. September 1967. Osteuropäische Animation bei Progress

Im Kinder-Sammelprogramm „Kasper in Gefangenschaft“ läuft aus Bulgarien der Zeichentrickfilm des Studios für Spielfilme Sofia Ich möchte einen Apfel (Ech, ako!) aus dem Jahre 1966 von Pentscho Bogdanow und vom Sojusmultfilmstudio in derselben Technik Krickelchen und Krakel (Wesjoly Chudoshnik) aus dem Jahre 1963 von Nina Wassilenko. Elbert Tuganows Puppentrickfilm Kätzchen und Mäuschen (Koschki-myschky) wurde bereits 1965 im Tallinn-Filmstudio produziert.

 

20. Oktober 1967. Kinder-Sammelprogramm „Paule Prinz“

Die neue Folge der „Aufklärungsserie“ Kundis neuer Fall, in Puppentrick inszeniert von Ina Rarisch, wird ebenso Bestandteil des Progress-Sammelprogramms wie der Flachfigurenfilm Der Igel Tappelpit von Eva Natus-Šalamoun – beide aus den Dresdner Ateliers.

 

24. November 1967. Pardon von Curt Linda wird in Leipzig aufgeführt

Zur Internationalen Leipziger Dokumentar- und Kurzfilmwoche in Leipzig kommt der Kurzanimationsfilm Pardon (Curt Linda, 1966) zur Aufführung.

 

Dezember 1967. Warum hast du mich wachgeküsst? in Knokke

Beim Experimentalfilm-Festival im belgischen Knokke läuft erstmals der Kurzfilm Warum hast du mich wachgeküsst? von Hellmuth Costard mit Animationen und Effekten des Produzenten Helmut Herbst. Helmut Herbst ist Gründungsmitglied der Hamburger Filmmacher Cooperative.

 

1. Dezember 1967. Der wildeste Westen startet in der BRD

Die neue filmform Heiner Braun bringt Bruno Bozzettos ersten abendfüllenden Zeichentrickfilm West and Soda unter dem Titel Der wildeste Westen heraus. Die Westernparodie synchronisiert die Berliner Synchron GmbH.

„Eine satirische Hommage an den amerikanischen Western, aber man merkt auch, dass Bozzetto die frankobelgischen Lucky LukeComics von Morris (Maurice de Bevere) und Goscinny kennt: Der miese Großgrundbesitzer Samt(nicht Gold-)finger hat es auf Clementines kleine grüne Oase abgesehen, doch die resolute Rancherin lässt sich von ihm weder einschüchtern noch verführen oder gar ehelichen. Clementine hat schließlich einen starken Helfer in dem Revolverhelden Johnny, der das Interesse des Schurken auf sich lenkt, weil er einen Goldklumpen bei sich trägt, aber partout nicht verraten will, wo er ihn herhat. Aber Johnny hat eine Achillesferse: Er hat der Schießerei abgeschworen, seitdem er seinen Psychiater umgelegt hat.“
(Booklet zur DVD-Edition: Die Welt des Bruno Bozzetto. Koch Media 2019)

 

3. Dezember 1967. Erster Auftragsfilm Schweinchen Ringelschwanz im DFF

Erstmals läuft eine Animation im DFF, die das DEFA-Studio für Trickfilme in dessen Auftrag produziert hat: der Flachfigurenfilm Schweinchen Ringelschwanz von Katja Georgi (1966).

 

8. Dezember 1968. Staatliche Zulassung von Nörgel & Söhne

Kurt Weiler (Mitte) bei den Dreharbeiten zu Nörgel & Söhne en gros und en detail – Pfingsten im Jahre 4968 vor unserer Zeitrechnung (1968). ©DIAF/Nachlass Kurt Weiler

Kurt Weiler (Mitte) bei den Dreharbeiten zu Nörgel & Söhne en gros und en detail – Pfingsten im Jahre 4968 vor unserer Zeitrechnung (1968). ©DIAF/Nachlass Kurt Weiler

Der Puppentrickfilm aus dem DEFA-Studio für populärwissenschaftliche Filme Potsdam-Babelsberg Nörgel & Söhne oder was vor 9742 Jahren vormittags neun Uhr begann in der Regie von Kurt Weiler wird von der HV Film staatlich zugelassen. Es ist der erste Teil einer dreiteiligen Serie, die die Menschheitsgeschichte von der Sesshaftwerdung bis zur Entstehung des Geldes in lustiger, aufgelockerter Form nachvollziehen will. Der zweite Teil Nörgel & Söhne en gros u. en detail erscheint 1968, der dritte Nörgel und Söhne – Ich, Nörgel 1969.

 

1968. Raymond Postulath produziert für das West-Sandmännchen

Der West-Berliner Werbegrafiker und Filmproduzent Raymond Postulath (1935–2014) beginnt für das Sandmännchen des NDR zu arbeiten und wird nach Herbert K. Schulz’ cinetrick mit seiner Firma pr-design im Laufe der Jahre zum zweitwichtigsten Auftragnehmer für das Format. Im Jahre 1968 startet er mit der Silhouettentrickfilmserie Glucky, der Puppentrickserie Die Stöpselfamilie (Sendestart 6.1.1968) und der Flachfigurenserie Der kleine Flieger Charly (Sendestart 7.3.1968).

Publikationen

  • Mirjam Endri (=Mario Gerstenberg): Glucky, Tim und Tom (Tele-Kinderbuch, Das Fernseh-Sandmännchen erzählt, Illustrationen Rolf Richter). Stuttgart 1969
  • Mirjam Endri (=Mario Gerstenberg): Der kleine Flieger Charly (Tele-Kinderbuch, Das Fernseh-Sandmännchen erzählt, Illustrationen Doris Henry). Stuttgart 1969
  • Rudolf Schwarz: Die Stöpselfamilie (Tele-Kinderbuch, Das Fernseh-Sandmännchen erzählt, Illustrationen Peter Grämer). Stuttgart 1971

 

1968. Werbetrenner beim WDR-Fernsehen

Das Westdeutsche Werbefernsehen setzt als Trenner Schmitz und Schmitzchen ein. Die Firma OPTIMA-Film Köln produziert nach Entwürfen des französischen Cartoonisten Albert Champeaux.

 

1968. Serienbeginn Käpt’n Klein im Dresdner DEFA-Trickfilmstudio

Im DEFA-Studio für Trickfilme wird der erste Teil der Zeichentrick-Kurzserie Käpt’n Kleins große Abenteuer (auch: Käpt’n Priem) unter der Regie von Otto Sacher fertiggestellt. In Der Mädchenraub werden Käpt’n Klein und sein Hund Terry durch eine Fata Morgana Zeugen eines Mädchenraubs. Es gelingt ihnen, den Mädchenräuber zu stellen. Es folgen mit Käpt’n Klein noch Das Piratenschiff und Die Schatzinsel.

 

1968. Werbefilme aus dem DEFA-Trickfilmstudio

Werner Baensch, Lothar Barke, Lothar Friedrich, Heinz Günther, Karl-Heinz Hofmann und Katja Georgi steigen in die Werbefilmproduktion ein. Baensch wirbt in Kombination Fototrick mit Realaufnahmen für die Massenorganisation URANIA, Barke benutzt den Zeichentrick für Lacke – Glanz 69 und Friedrich bewirbt in derselben Technik das Gummi-Produkt Kowalit. Günther beteiligt sich mit zwei Zeichentrick-Spots an der DVA-Kampagne zum Umgang mit Hausgas: Gas und Pflege sowie Gas und Streichholz. Ferner ist er für die Aufklärungs-Animationen Ausästen – Gesetz, Kontakt und die Kamera-Werbung Werra 68 zuständig. Ebenfalls am Ausästen beteiligt ist Hofmann mit dem Spot Tannenbaum, während Katja Georgi für die PZV-Sujets Angler und Familie die Kombination von Zeichen- mit Puppentrick anwendet.

Christian Biermann fertigt die Zeichentrick-Werbefilme Ausästen – Baum in der Leitung und Ausästen – Leitungsriß, Decken – Winter (Gebr. Friese KG, Kirschau/Sa.), Minol – Freitag tanken, Kraftfahrzeug-Steuer, Schutz vor Kälte, Schutz vor Schmutz und Urlaub im Herbst (Kombination Zeichen- mit Fototrick). Heinz Engelmann wirbt mit Zeichen- und Realtrick für Baukalk aus der Chemiefabrik Buna, für die Felsenbühne Rathen, für Gelatine aus Calbe und für Rationalisierung in der Plastefabrik Rolf Spranger im sächsischen Oederan. Manfred Geyer benutzt Trick-Real-Kombinationen für Blasharmonika, für LKW-Reifen Pneumant, PKW-Reifen Pneumant und Verbandskästen. Will Hamacher benutzt diverse Techniken für Alkoholfreie Getränke, Düngekalk (Buna), die Margarine-Spots Delikatessmargarine täglich, Frischhaltung Margarine, Qualitätskontrolle Margarine und VITA aus Palmkernfett, die Hausgas-Warnungen Gas und Fenster auf sowie Gas und offenes Licht. Er gestaltet einen Werbespot für das hallesche Haus Möbel Hauptmann, für das „Amt für Preise“ verantwortet er Irrtümer, Maße und Gewichte sowie Recht auf Kontrolle und für die Konsum-Genossenschaft Konsum Tip 1, Bestelldienst und Gaststätten. Hans-Ulrich Wiemer schließlich bedient mit Zeichentrick die Wünsche von KASKO.

 

1968. Neues von Helmut Herbst

Helmut Herbst animiert und produziert den Kurz-Animationsfilm Heute schreiben wir das Jahr 3090. Im Auftrag der ARD stellt er im gleichen Genre Blasen her.

 

1968. Diehl-Produktionen

Für das Institut für Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht entsteht im Diehl-Film-Atelier in München-Gräfelfing in einem neuen Anlauf und mit anderen Puppen der im Krieg verlorene Puppenfilm Die Wichtelmänner. Für die Diehl-Brüder ist es der erste größere Farbfilm. Was sie bisher produzierten, war schwarzweiß. Für die TV-Werbung stellen sie KABUCO zur Verfügung.

 

1968. Start der Asterix-Comics in der Bundesrepublik

Mit „Asterix, der Gallier“ startet der Stuttgarter Ehapa-Verlag mit langsam, aber stetig wachsendem Erfolg seine Veröffentlichung der „Asterix“-Albenreihe. Der Verlag hat die ehemals nur mit Disney-Material gefüllte Zeitschrift „Mickyvision“ in „MV Comics“ umbenannt und füllt sie jetzt überwiegend mit frankobelgischem Material. Die kongenialen Übersetzungen der „Asterix“-Bände stammen von Gudrun Penndorf, verantwortlicher Redakteur ist Adolf Kabatek, der nach Penndorf auch die Übersetzung übernimmt.

 

9. Februar 1968. Das Katzenhaus im Kinder-Sammelprogramm

Dornröschen, Katja Georgi, DDR 1967. ©DEFA-Stiftung/Helmut May

Dornröschen, Katja Georgi, DDR 1967. ©DEFA-Stiftung/Helmut May

Nach der beliebten Erzählung von Samuil Marschak Das Katzenhaus (Koschkin dom) realisierte Leonid Amalrik schon 1958 bei Sojusmultfilm seinen Zeichentrickfilm. Das Werk gelangt ebenso in das Progress-Sammelprogramm wie die beiden DEFA-Puppentrickfilme Dornröschen von Katja Georgi und Das Entenauto von Heinz Steinbach.

 

16. Februar 1968. Trautes Heim – Glück zu zwein von Otto Sacher läuft in den Kinos der DDR an

Das in der DDR mit viel Euphorie proklamierte, oft mit verbissenem Ernst verfolgte, aber in gewisser Hinsicht auch tabuisierte Thema der Gleichberechtigung der Frau im Zusammenspiel von Liebe, Familie und Beruf wird von Otto Sacher im Zeichentrickfilm des DEFA-Studios für Trickfilme Dresden Trautes Heim – Glück zu zwein aufgegriffen. Die Satire wird am 29. August 1967 staatlich zugelassen und kommt am 16. Februar 1968 in die Kinos, nachdem eine mehr als dreijährige Stoffentwicklung vorausgegangen ist.

Publikation

  • Volker Petzold: „Du weiser, weiser Kaiser“. Inkriminierte DEFA-Trickfilme im Umfeld des 11. Plenums. In: Andreas Kötzing, Ralf Schenk: Verbotene Utopie. Die SED, die DEFA und das 11. Plenum. Berlin 2015, S. 400–403

 

22. Februar 1968. Die betrunkene Sonne aus dem DEFA-Trickfilmstudio läuft in der DDR an

Mit dem Zeichentrickfilm Die betrunkene Sonne von Christl und Hans-Ulrich Wiemer startet eine weitere Folge aus der Serie Mäxchen Pfiffig und sein Freund Tüte.

 

28. Februar 1968. Sendestart von Geschichten aus dem Märchenwald im Sandmännchen des NDR

Erste Folge der von Herbert K. Schulz für das Sandmännchen des NDR inszenierten und produzierten Silhouettentrick-Serie Geschichten aus dem Märchenwald, in der alte Märchenmotive und -figuren kunterbunt durcheinandergewirbelt und in neue Beziehungen gebracht werden. Die 20 Episoden verfassen Arno Alexander und Rudolf Schwarz, die Bildgestaltung übernimmt Renate Engelmann, die Animation verantwortet Thomas Loebell.

Publikation

  • Arno Alexander, Rudolf Schwarz: Geschichten aus dem Märchenwald (Tele-Kinderbuch, Das Fernseh-Sandmännchen erzählt, Illustrationen Renate Engelmann). Stuttgart 1968

 

12. März 1968. Mister Feuerstein kommt in die bundesdeutschen Kinos

Der abendfüllende Zeichentrickfilm Mister Feuerstein lebt gefährlich (The Man Called Flintstone, 1967) aus der Hanna-Barbera-Produktion in der Regie von William Hanna und Joseph Barbera erscheint bei Columbia-Bavaria.

 

29. März 1968. Der gestiefelte Kater von Monika Anderson in den Kinos der DDR

Die nahezu halbstündige Umsetzung des Grimmschen Märchens Der gestiefelte Kater des DEFA-Studios für Trickfilme Dresden kommt unter der Regie von Monika Anderson als Puppentrickfilm in die Kinos der DDR.

 

26. April 1968. Kinder-Sammelprogramm „Bummi und Maxl erzählen drei Geschichten“

Bummi und Maxl erzählen drei Geschichten, Peter Schauer, DDR 1967. ©DEFA-Stiftung/Peter Schauer

Bummi und Maxl erzählen drei Geschichten, Peter Schauer, DDR 1967. ©DEFA-Stiftung/Peter Schauer

Zwei Flachfigurenfilme aus DEFA-Studios stehen im Zentrum des Progress-Sammelprogramms. Aus dem DEFA-Studio für populärwissenschaftliche Filme ist es Bummi und Maxl erzählen drei Geschichten von Peter Schauer, aus dem DEFA-Trickfilmstudio Jörg d’Bombas Katzenschule. Vom sowjetischen Sojusmultfilmstudio kommt die in Zeichentrick umgesetzte Kipling-Erzählung Rikki-Tikki-Tavi von Alexandra Sneshko-Blozkaja aus dem Jahre 1966 hinein.

 

3. Mai 1968: Es lebe der 1. Mai von Otto Sacher kommt in die DDR-Kinos

Unter Verwendung von Kinderzeichnungen aus Dresdner Schulen entsteht der Zeichentrickfilm zum wohl wichtigsten Feiertag in der DDR, dem „Kampftag der Arbeiterklasse“. Es lebe der 1. Mai vollzieht anhand des von Kinderhand gezeichneten Materials gewissermaßen den Ablauf eines solchen Tages nach.

 

30. Mai 1968. Der kleine Briefträger erstmals im Sandmännchen des NDR

Die erste der insgesamt zehn Episoden von Der kleine Briefträger wird im Sendebereich des NDR ausgestrahlt. Die von Regisseur Herbert K. Schulz mit cinetrick produzierte Flachfigurentrick-Reihe schreibt Gina Ruck-Pauquèt, die Bildgestaltung besorgt Doris Henry (Kliem).

Publikation

  • Gina Ruck-Pauquèt: Der kleine Briefträger (Tele-Kinderbuch, Das Fernseh-Sandmännchen erzählt, Illustrationen Doris Henry). Stuttgart 1968

 

Ende Juni/Anfang Juli 1968. 2. Internationales Trickfilmfestival im rumänischen Mamaia

An der „Perle des Schwarzen Meeres“ werden beim dortigen Trickfilmfestival auch DEFA-Filme präsentiert. Ihr Erfolg ist eher durchwachsen:

„Und wir?
Das Dresdener DEFA-Tickfilmstudio hatte drei Filme geschickt. Der künstlerisch noch ambitionierteste Es lebe der 1. Mai (Otto Sacher), eine Montage von Kinderzeichnungen, lief außer Konkurrenz. Mit mehr dramaturgischer Straffheit und sich anbietendem Witz, mehr Bewegung auch, in einem internationalen Wettbewerb nicht ohne Erfolgsaussichten. Die zwei Puppenfilme Dornröschen (Katja Georgi) und Anton der Musikant (Günter Rätz) hatten von vornherein keine Chance. Das ist zu betulich, nicht poesievoll genug, lang und breit dahererzählt. Kein Trost, daß auch andere so umständlich illustrierende Filme schickten. Kein Trost, daß gute Filmstories offenkundig nicht nur in Dresden knapp sind.“
(Günter Sobe: Scherz, Satire, Ironie und …? Internationales Festival des Trickfilms in Mamamia. In: Berliner Zeitung, 4.7.1968)

 

12. Juli 1968. Kinder-Sammelprogramm „Das Fohlen Latunja“

Im Kinder-Sammelprogramm von Progress werden zwei Puppentrickfilme von Günter Rätz vorgestellt: Anton der Musikant und Die drei Wünsche. Aus dem Sojusmultfilm Moskau stammt die in Zeichentrick verfilmte Kipling-Geschichte Wie der Elefant zu seinem Rüssel kam (Slonjonok) von Jefim Gamburg aus dem Jahre 1967.

 

11. September 1968. Deutschland-Start von 2001: A Space Odyssey

Metro-Goldwyn-Mayer startet Stanley Kubricks 2001 – Odyssee im Weltall im Jahr vor der Mondlandung in den Lichtspieltheatern Westdeutschlands. An den vorbereitenden Planungen ist das sonst mit Animationen für NASA und andere beschäftige Atelier Graphic Films des ehemaligen Disney-Angestellten Lester Novros beteiligt. Aus diesem Studio lockt Kubrick zwei Mitarbeiter zu den Dreharbeiten nach London: Con Pederson und Douglas Trumbull. Animationen zweidimensionaler Raumschiffe auf großen Glasscheiben, abschließend in der Star-Gate-Sequenz Trumbulls Slit-Scan-Effekte. Trickexperte Kurt Marks erinnert, dass sich DEFA-Spezialisten den Film in West-Berlin angesehen haben.
(Interview mit Kurt Marks: Das Filmkabinett des Dr. Giesen. IA Fernsehen Berlin 1993/94)

 

27. September 1968. Die Böcklein auf dem Turm in DDR-Kinos

Im Progress-Sammelprogramm für Kinder „Steine gibt’s – die gibt’s gar nicht“ wird u.a. der Puppentrickfilm Die Böcklein auf dem Turm (Koziołki na wieży, 1964) von Janina Hartwig aus dem polnischen SE-MA-FOR Studio vorgestellt.

 

1. Oktober 1968. Gründung des Ost-Berliner Trickateliers „Moser & Rosié“

Die Kameraleute und Trickgestalter Hans Moser und Thomas Rosié gründen als Freiberufler zunächst in einem ehemaligen Laden in der Ost-Berliner Greifswalder Straße ihr „Trickatelier“, das wenig später in die Metzer Straße 3 umziehen wird. Ihre Spezialität besteht mit der Erfüllung von Dienstleistungsaufträgen für andere Kunden vor allem in der Herstellung animierter Sequenzen wie Titelvorspänne, Inserts, Trickgestaltungen. Zu ihrem Auftraggeberkreis gehören DDR-Produzenten aller Couleur wie das Fernsehen, die DEFA-Studios, Globallizenzträger und private Filmhersteller. Abgeschlossene Filme – auch in eigener Regie – bleiben bei Moser & Rosié die Ausnahme. Das Studio behauptet sich als gefragte Adresse bis 1990.

Publikation

  • Ralf Forster, Volker Petzold: Im Schatten der DEFA. Private Filmproduzenten in der DDR. Konstanz 2010, S. 329–333

 

17. Oktober 1968. Erstsendung Klicks-Klecks-Land als Sandmännchen-Serie

Die Flachfigurentrick-Real-Kombination Klicks-Klecks-Land von „cinetrick“ in Regie und Produktion von Herbert K. Schulz erlebt als Sandmännchen-Serie ihre Erstausstrahlung im Sendebereich des NDR. Die 22 Episoden über einen Jungen, dessen mit Wasserfarben gemalte Bilder lebendig werden und Geschichten erzählen, laufen bis 1970. Sie werden aufgeschrieben vom Kinderbuchautor Karl Heinz Gies, für die Bebilderung sorgt die West-Berliner Aquarell-Malerin Karin Heller-Engel.

Publikationen

  • Karl Heinz Gies: Klicks-Klecks-Land (Das Fernseh-Sandmännchen erzählt). Stuttgart 1969
  • Karl Heinz Gies: Der Eisgarten (Das Fernseh-Sandmännchen erzählt). Stuttgart 1971
  • Karl Heinz Gies: Das Wunder-Ei (Das Fernseh-Sandmännchen erzählt). Stuttgart 1972
  • Karl Heinz Gies: Die Enkel-Waschanlage (Das Fernseh-Sandmännchen erzählt). Stuttgart 1972

 

18. Oktober 1968. Kinder-Sammelprogramm „Das Waldhaus“ erscheint in der DDR

Das Waldhaus, Bruno J. Böttge, DDR 1968. ©DEFA-Stiftung/Walter Eckhold

Das Waldhaus, Bruno J. Böttge, DDR 1968. ©DEFA-Stiftung/Walter Eckhold

Im Rahmen des Progress-Sammelprogramms werden der polnische Zeichentrickfilm Honigwabe (Plaster miodu, 1964) von Jerzy Kotowski aus dem SE-MA-FOR Studio Łódź und der in gleicher Technik produzierte Titel Das Bärchen und der, der im Fluß lebt (Medweshonok i tot, kto shiwjot w retschke) vorgestellt, den Alla Gratschowa von der Künstlerischen Arbeitsgruppe „Trickfilm“ des Studios für populärwissenschaftliche Filme Kiew inszenierte. Vom Sojusmultfilmstudio stammt der Puppentrickfilm Wann bin ich groß? (Kak stat bolschim, 1967) von Wladimir Degtjarjow, und aus dem DEFA-Trickfilmstudio kommt der Silhouetten-Trickfilm Das Waldhaus von Bruno J. Böttge.

 

1. November 1968. Spreenixen in ttt

Der schwarz-weiße Jeremias Teleblick wird in Tausend Tele-Tips durch drei bunte Spreenixen als Werbetrenner ersetzt. Die Gestaltung der drei Nixen mit blonden Zöpfen, roten Pferdeschwanz und schwarzem Bubikopf übernimmt der Grafiker Ladislaus Elischer, die 15 je acht Sekunden langen Episoden produziert das DEFA-Trickfilmstudio Dresden in der Regie von Manfred Geyer.

Publikation

  • Simone Tippach-Schneider: Das große Lexikon der DDR-Werbung. Kampagnen und Werbesprüche, Macher und Produkte, Marken und Warenzeichen. Berlin 2004

 

29. November 1968. FSK-Freigabe für Linien, Farbe und Musik

Kaskeline-Film Berlin legt den Kurzfilm Linien, Farbe und Musik von Heinz und Horst Kaskeline, den Söhnen Wolfgang Kaskelines, der FSK zur Prüfung vor, die ihn am 29. November 1968 freigibt.

 

29. November 1968. MGM bringt Tom und Jerry – Auf heißer Fährte in die Bundesrepublik

Die Kompilation Tom und Jerry – Auf heißer Fährte erscheint in Metrocolor und CinemaScope.

 

13. Dezember 1968. Das Dschungelbuch läuft in den Kinos der BRD an

Der trotz aller Bemühungen und einiger Reprisen-Erfolge wenig erfolgreiche Walt Disney Filmverleih ist eingestellt worden, und dies ausgerechnet vor Erscheinen von Disneys größtem Publikumshit in der Bundesrepublik. Den sichert sich ein früherer Radio-Keith-Orpheum Pictures (RKO-) Manager, seit einigen Jahren Deutschlandchef bei Metro-Goldwyn-Mayer: Erich Steinberg. Nach dem Einstieg mit der Kompilation Donald Duck als Sonntagsjäger im Sommer erscheint bei MGM am 13. Dezember 1968 die Disney-Produktion The Jungle Book in der Regie von Wolfgang Reitherman als Das Dschungelbuch in der Bundesrepublik. Sie wird mit über 27 Millionen Besuchern an den Kinokassen zu einem noch nie dagewesenen Erfolg.

Heinrich Riethmüller (1921–2006) und die Berliner Simoton Film haben die deutsche Bearbeitung übernommen. Riethmüller ist als Musiker – er hat an der Akademie für Kirchen- und Schulmusik studiert und ist im ZDF für die musikalische Begleitung der Quizshows von Hans Rosenthal zuständig – besonders befähigt, Disneys Liedtexte in kongenialer Weise einzudeutschen. Es sei die meisterliche Synchronfassung Heinrich Riethmüllers, in der Walt Disneys letztes Meisterwerk Teil der deutschen Filmgeschichte geworden sei, schreibt Daniel Kothenschulte in der Frankfurter Rundschau (12.4.2016). So wird aus dem Song der Sherman-Brüder „The Bare Necessities“ in der deutschen Fassung „Probier‘s mal mit Gemütlichkeit“. Die deutschen Stimmen gehören Stefan Sczodrok (Mogli), Joachim Cadenbach (Baghira), Edgar Ott (Balu), Erich Kestin (Kaa), Klaus Havenstein (King Louie), Martin Hirthe (Col. Hathi) und Siegfried Schürenberg (Shir Khan).

  

13. Dezember 1968. FSK-Prüfung für Adam II

Am selben Tag, als das Dschungelbuch in deutschen Kinos anläuft, passiert Adam II die FSK-Prüfung. Aber im Gegensatz zur Disney-Produktion läuft das Werk des polnischen Grafikers Jan Lenica, den Boris von Borresholm (Lux Film München) produziert hat, fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit:

„Nach dreijähriger Vorarbeit beendete der zumeist in Paris und München lebende Künstler (‚Ich bin kein Exilpole’) jetzt in einem Münchner Trickstudio sein bislang längstes und teuerstes Werk – den Zeichenfilm Adam 2. Vorführdauer: 80 Minuten, Produktionskosten: 650.000 Mark.

Der Aufwand hat sich gelohnt. Lenicas Adam ist eine phantastische Parodie auf das Leben im technischen Zeitalter geworden – voller Lemuren, Hexen, streitbarer Computer, singender Blumen, Luftschiffe, Skelettwesen aus dem Realienbuch und Comic-Strip-Gestalten, von denen ein Disney sich nichts träumen ließ. […]

‚Man hat meine Filme pessimistische Parabeln genannt’, sagt Lenica über sein Zeichentrick-Pandämonium, ‚aber ich bin nicht pessimistischer als die meisten Menschen unserer Zeit.’ Doch da untertreibt der lebenslustige Pole (‚Ich liebe Fellini, sanfte Mädchen und scharfe Getränke’) gewaltig. […]

Aus Jugendstil-Tapeten, Rasterstreifen, Holzstichen à la Gartenlaube und Photo-Details klebte er ‚Bildkompositionen’ und verwendete sie als Hintergrund-Kulissen für die schablonisierten Groteskfiguren seines Adam-Films.

Diese eckigen Stummfilm-Gestalten bewegen sich sparsam, doch immerhin so überzeugend, dass sich Lenicas Adam 2 ohne viel Worte verständlich machen kann.“
(Jan Lenica. Adam 2. In: Der Spiegel Nr. 52/1968, 23.12.1968)

Die Uraufführung findet am 10. Oktober auf den Internationalen Filmtagen in Mannheim statt. Adam II wird beim Deutschen Filmpreis 1969 mit einem Filmband in Silber ausgezeichnet.

 

19. Dezember 1968. Bundesdeutscher Kinostart von Yellow Submarine

Der Pop-Art-Animationsfilm mit Musik der Beatles Yellow Submarine von George Dunning und Art Director Heinz Edelmann läuft in bundesdeutschen Kinos im Verleih der United Artists an. Das deutsche Dialogbuch schreibt Werner Schwier.

„Die Not ist groß. Preußischblaue Ungeheuer sind im lieblichen Pepperland eingebrochen; mit grünen Äpfeln und einem handschuhförmigen Düsenjäger dezimieren sie die kunstsinnige Bevölkerung. Aber die Rettung naht. In einem gelben Unterseeboot, das zu Wasser, zu Lande und in der Luft manövrieren kann, eilen aus Liverpool die Beatles herbei, spielen ihre alten Platten (‚Revolver’ und ‚Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band’) und jagen damit die blauen Monster in die Flucht.

Es ist zumindest der beste Film, den die Beatles jemals nicht gedreht haben: Sie überließen nur die Musik und prophezeiten dem Werk keine Zukunft. Genius des Erfolgsstücks: der Düsseldorfer ‚Twen’ und Werbegraphiker Heinz Edelmann, 34. Edelmann hat mit seinem flamboyanten Pop-Jugendstil längst Mode gemacht: neidvolle Kollegen nennen sie ‚Edelmanie’. Als Trickfilm-Designer degradiert er nun Disney: Neben Edelmanns Cine-Phantastik wirkt Disney als schlichter Maler und Anstreicher. […]

Edelmann erfand Fabelwesen, wie sie ähnlich im ‚Garten der Lüste’ des Hieronymus Bosch lauern: Kugel-Gnomen aller Art, einen Fisch mit Menschenarmen, einen grotesken Rüssel-Unhold, der sich selbst aufsaugt.“
(Garten der Lüste. In: Der Spiegel, Nr. 31/68, 29.7.1968)

 

31. Dezember 1968. Bubbelkühm erfindet das neue Jahr

Im Sendebereich von NDR und SFB bringt der große Erfinder Bubbelkühm das neue Jahr hervor. Die Sandmännchen-Geschichte in Regie von Herbert K. Schulz stammt von der Kinderbuchautorin Gina Ruck-Pauquèt, die filigran-plastischen Papierfiguren und Dekorationen von Cindy Wallin, die Animation besorgt Joachim Albrand.

 

1969. Lotte Reiniger: Eine Dokumentation

In der Schriftenreihe der Deutschen Kinemathek Berlin erscheint als Band 14 eine 65-seitige Dokumentation über Lotte Reiniger, Redaktion: Werner Dütsch.

 

1969. Mainzelmännchen bei der EOS-Film

Die EOS-Film GmbH verlegt ihren Firmensitz von Göttingen nach Wiesbaden und fusioniert mit der NFP von Franz Thies. Damit übernimmt Gerhard Fieber die animationstechnische Gestaltung der Mainzelmännchen. Dazu Wolf Gerlach rückblickend: „Unsere Hauptanimateure waren mit ihren Klein-Teams über ganz Deutschland verteilt und schickten ihre Filme z. T. aufnahmefähig nach Wiesbaden. Aber Kontrollaufnahmen und Hintergründe, Vertonungen und Schnitt ließen unsere Firma auf über 50 Mitarbeiter ansteigen, davon waren über 20 festangestellt.“
(Wolf Gerlach: Autobiografische Notizen. Bad Neuenahr, Juli 2008, handschriftlich. Privatbesitz der Familie Gerlach. Einsichtnahme durch Rolf Giesen mit freundlicher Genehmigung von Gerlachs Sohn Dr. Martin Gerlach)

Zwischen Fieber und Wolf Gerlach gibt es fortan beständig künstlerische Differenzen.

  

1969. DEFA-Werbetrickfilme aus Dresden

Im Jahre 1969 trägt Christian Biermann zur animierten Werbefilmproduktion bei mit drei Zeichentrick-Folgen zu Decken – Kirschau (Gebr. Friese KG, Kirschau/Sa.), drei Flachfiguren-Episoden zu Centrum – Einkauf (HO-Warenhauskette Centrum), mit einem Sujet ebenfalls in Zeichentrick Konsum-Einkaufskomplex sowie je einem Sujet Schaumfruchtwein und Vogel-Kraftfutter. Heinz Engelmann bewirbt mit Real-Trick-Kombinationen die Aufbau-Tombola, Felsenbühne Rathen sowie die Plaste-Fabrik Rolf Spranger im sächsischen Oederan. Manfred Geyer berät mit Fototrick über Berufsausbildung Bauwesen, in zwei Episoden über Reifen-Karkassen und wirbt für das Reinigungsmittel Duxal 64. Heinz Günther bewirbt in Zeichentrick-Real-Kombination den Anker – Verbandkasten 69, während Will Hamacher in Zeichentrick zu Schaumfruchtwein festlich und Weißkohl berät. Karl-Heinz Hofmann liefert ebenfalls in Zeichentrick Werbeinformationen über Birnen, Blumenkohl, Pflaumen, Wildfrüchte, Pilze und zur Kartoffel-Einkellerung, realisiert eine weitere Episode zum Ausästen und berät zu einem Lexikon der Hauswirtschaft. Er fertigt zudem drei Zeichentrick-Episoden Kaltlufttrockner und mit Ostern 1969 und Urlaub 69 je ein Flachfiguren- und ein Zeichentrick-Sujet über den DDR-Volksbuchhandel. Zwei Puppentrick-Episoden über den PZV inszenieren Heinz Steinbach (Kinder- und Pionierzeitschriften) und Hans-Ulrich Wiemer (20 Jahre).

Einen längeren, in Zeichentrick-Real-Kombination ausgeführten Imagefilm für das Plauener Druckmaschinen-Werk Plamag realisiert im selben Jahr Lothar Friedrich.

 

1969. Bavaria-Zeichentrickabteilung

Werner Hierl übernimmt die Leitung der Bavaria-Zeichentrickabteilung. Dort werden bis 1995 insgesamt 17 Sendestunden Animation produziert.

 

1969. Dritter Silhouettentrickfilm von Liselotte Schließer wird fertiggestellt

Die Filmamateurin legt mit der vierminütigen satirischen Gesundheitsaufklärung Mit Rucksack, Hut und Wanderstock ihre dritte Silhouettenanimation vor. Sie orientiert sich darin an der spitzen Feder des berühmten dänischen Karikaturisten Herluf Bidstrup. Eine TV-Ausstrahlung des Normal8-Films ist nicht bekannt.

Publikation

  • Ralf Forster: Greif zur Kamera, gib der Freizeit einen Sinn. Amateurfilm in der DDR. München 2018, S. 211

Archiv

  • Film im Stadtarchiv Radebeul

 

28. Februar 1969. Kinder, Kinder von Bruno J. Böttge kommt in die Kinos der DDR

Ursprünglich als erste Episode der Schnipp-Serie gedacht und seit 1962 von Bruno J. Böttge entwickelt, wurde Die Erfindung des Fußballs 1966 von der HV Film aus ungeklärten Gründen zunächst nicht zugelassen. Angelehnt an die politische Bildmontage eines John Heartfield, sollte ein „Schnipp“, ein „Scherenschnittmännchen mit einer Schere“, zugleich selbst Psaligraf und Demiurg kleiner Collagewelten aus Zeitungsausschnitten, Fotos und farbigem Papier sein. Erst 1966 wurde der Film unter dem neuen Titel zugelassen und kam in die Kinos.

Publikation

  • Volker Petzold: „Du weiser, weiser Kaiser“. Inkriminierte DEFA-Trickfilme im Umfeld des 11. Plenums. In: Andreas Kötzing, Ralf Schenk: Verbotene Utopie. Die SED, die DEFA und das 11. Plenum. Berlin 2015, S. 405–406

Archiv

  • Filmunterlagen in: BArch, DR 116/511, 513
  • Filmzulassungen in: BArch DR 1-Z/2900, 1-Z/3967

 

März 1969. Filme von Helmut Herbst & Franz Winzentsen

Auf der Hamburger Filmschau läuft der Dokumentarfilm Deutschland DADA von Helmut Herbst, in dem auch Hans Richter einen Auftritt hat. Ebenfalls von Helmut Herbst’ Firma Cinegrafik produziert ist der Animationsfilm Windstill in der Regie von Franz Winzentsen, der gleichfalls in März auf den Westdeutschen Kurzfilmtagen in Oberhausen seine Premiere erlebt.

Im selben Jahr produziert Cinegrafik von Helmut Herbst auch Franz Winzentsens Animationsfilm Fremde Völker. Herbst wird Dozent für Filmtrick an der Deutschen Film- und Fernsehakademie (DFFB) in West-Berlin.

 

März 1969. Jan Walter Habarta in Oberhausen

Jan Walter Habarta in seinem Atelier, 1980. ©Zita Habarta

Jan Walter Habarta in seinem Atelier, 1980. ©Zita Habarta

Jan Walter Habarta stellt auf den Westdeutschen Kurzfilmtagen in Oberhausen seinen bei der Axel Jahn Film- und Fernsehproduktion München in Flachfigurentrick produzierten Kurz-Animationsfilm Die Welt und ihre Menschen (1968) vor.

Im Auftrag des Bundesministeriums für gesamtdeutsche Fragen stellt Habarta 1969 bei derselben Produktion unter dem Titel Kleine Kartothek zehn Kurzfilm-Spots für Bildungseinrichtungen von je zwei Minuten Länge her.

Publikation

  • Thomas Stangier (Hg.): Phantastische Welten. Jan Walter Habarta. Vom Trickfilm zur Computerkunst. Schriften aus den Museen der Stadt Landshut 41. Landshut 2022, S. 104.

 

9. Mai 1969. Comic-Figuren „Die Schlümpfe“ erstmals in Deutschland

Rolf Kauka bringt in „Fix und Foxi“ (20/1969) Peyos 1960 erstveröffentlichte Bildergeschichte „Prinz Edelhart und die Schlümpfe“.

 

27. Juni 1969. Kindersammelprogramm „Das Piratenschiff“

Das Progress-Sammelprogramm zeigt drei DEFA-Animationsfilme – den Zeichentrickfilm Das Piratenschiff von Klaus Georgi aus der Serie Käpt’n Klein sowie die beiden Puppentrickfilme Dem Täter auf der Spur von Ina Rarisch und Der Trommler von Günter Rätz.

 

Juni/Juli 1969. Oskar Fischinger auf Berlinale geehrt

Neben dem französischen Regisseur Abel Gance ehrt die Retrospektive der Internationalen Filmfestspiele Berlin 1969 auch das Werk des Deutschen Oskar Fischinger.

 

Juli 1969. MGM und Centfox mit Neuigkeiten

Metro-Goldwyn-Meyer nimmt die Tom und Jerry-Kompilation Räuber und Gendarm in den Verleih. Die Centfox kompiliert zwei Folgen Terrytoons und Mighty-Mouse-Cartoons unter dem Sammeltitel Supermaus und Spießgesellen:

„Vergehen an der kindlichen Psyche, die mit Rohheiten teilweise übler Art konfrontiert wird, wenn diese hier auch nicht von den groben und starken Großen, sondern von den listigen Kleinen verübt werden.“
(Mg.: Supermaus und Spießgesellen – 2. Teil. In: Film-Dienst 22. Jahrgang,. Kritik Nr. 16244. Köln, 22. Juli 1969)

 

24. Juli 1969. Der Apfel von Kurt Weiler erhält Sonderpreis in Moskau

Kurt Weiler bei der Animation von Der Apfel, 1969. ©DIAF

Kurt Weiler bei der Animation von Der Apfel, 1969. ©DIAF

Der im DEFA-Studio für Kurzfilme Potsdam-Babelsberg produzierte Puppentrickfilm Der Apfel (Expedition ins Innere einer Pflanze) von Kurt Weiler wird beim VI. Internationalen Filmfestival in Moskau mit einer Goldmedaille als „Spezialpreis der Jury“ ausgezeichnet. Das filmische Gleichnis auf Geschichte der Menschheitserkenntnis und Fortschritt wird von Achim Freyer ausgestattet. Am 23. Mai 1969 staatlich zugelassen, kommt der Film am 30. Januar des darauffolgenden Jahres in die Kinos der DDR.

  

24. Juli 1969. Kinder-Sammelprogramm „Fips, der Hund“

Die beiden Puppentrickfilme Fips, der Hund von Monika Anderson und Die Geschichte vom wilden Schwein Ottokar von Werner Krauße sowie der Zeichentrickfilm Die Schatzinsel von Helmut Barkowsky stammen aus dem DEFA-Studio für Trickfilme und werden im Progress-Sammelprogramm für Kinder präsentiert.

  

25. Juli 1969. Bundesdeutscher Kinostart von Gwangis Rache

Die britisch-spanische Koproduktion von James O’Connollys The Valley of Gwangi (1969) läuft in der BRD an unter dem Titel Gwangis Rache. Die Stop-Motion-Animation eines eingefangenen und wenig später wieder ausgebrochenen Dinosauriers übernimmt Ray Harryhausen, dessen Mentor Willis O’Brien das Projekt schon Anfang der 1940er Jahre geplant hat.

 

August 1969. MGM mit Disney-Kompilation

MGM nimmt die Walt Disney-Kompilation Mit Pauken und Trompeten mit den Titeln Pluto’s Blue Note, How to Dance, Symphony Hour, Music Land, Peter and the Wolf, Little Hiawatha usf. in ihren Verleih für die Bundesrepublik.

 

8. August 1969. Wem gehört die Welt von Werner Kukula in den Kinos der DDR

In den Kinos der DDR erscheint die in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Bildende Künste Dresden als Zeichentrick ausgeführte Allegorie gegen Krieg und Gewalt Wem gehört die Welt (1968), in der als Friedenstifter allerdings „der rote Stern“ erscheint.

 

9. August 1969. Sendestart der Sandmännchen-Serie Michelina und Florian im SFB

Zehn teilanimierte Zeichengeschichten bringt Raymond Postulath mit seiner Firma pr-design ab 9. August 1969 unter dem Titel Michelina und Florian ins Sandmännchen des SFB. Autorin Irmtraud Wagner erzählt darin die Erlebnisse eines italienischen Geschwisterpaares, das mit den Eltern in die Bundesrepublik Deutschland gelangt. Die Serie mit ihrer Berührung der „Gastarbeiter“-Problematik ist eines der wenigen Beispiele im Sandmännchen-West, in denen aktuelle soziale oder politische Fragen aufgeworfen werden.

Publikation

  • Irmgard Wagner: Michelina und Florian (Tele-Kinderbuch, Das Fernseh-Sandmännchen erzählt). Stuttgart 1970

 

29. August 1969. Uraufführung von Otto Sachers Kinderchronik in der DDR

Der aus teilanimierten Kinderzeichnungen aus aller Welt im DEFA-Trickfilmstudio Dresden entstandene Film Kinderchronik (Arbeitstitel: Kinder wollen keinen Krieg) von Otto Sacher wird uraufgeführt. Thematisiert wird vor allem die Solidarität gegen den Vietnamkrieg.

 

12. September 1969. Kinder-Sammelprogramm „Unser Drache Kasimir“

Neben dem DEFA-Handpuppenfilm Unser Drache Kasimir von Jörg d’Bomba (1968) erscheinen im Kinder-Sammelprogramm von Progress die beiden Zeichentrickfilme von Christl Wiemer Der Waschtag (1967) und Die große Fahrt (1968) aus dem DEFA-Studio für Trickfilme, letzterer aus der Serie Mäxchen Pfiffig und sein Freund Tüte.

 

26. September 1969. Ein Märchen für alle aus Bulgarien startet in der DDR

Der Zeichentrickfilm Ein Märchen für alle (Prikaska sa wsitschki, 1965) von Donjo Donew aus dem Studio für Spielfilme Sofia startet im Rahmen des Progress-Sammelprogramms „Schahin der Falke“.

 

30. September 1969. Uraufführung Herzblatt oder wie sag’ ich’s meiner Tochter?

Der von Luggi Waldleitner bei der Roxy Film produzierte und von Alfred Vohrer inszenierte Spielfilm Herzblatt oder wie sag’ ich’s meiner Tochter? erlebt in München seine Uraufführung. Er hat einige optische Effekte und kleine Animationen von Flo Nordhoff aufzuweisen.

 

3. Oktober 1969. Sendestart von Balduin, der Gepäckträger im Sandmännchen des SFB

Die zwölfteilige Silhouettentrick-Serie über einen auf einem kleinen verträumten Bahnhof arbeitenden Gepäckträger nach Geschichten von Norbert Wenn wird bei cinetrick inszeniert und produziert von Herbert K. Schulz, die Bebilderung übernimmt Pepperl Ott.

Publikation

  • Norbert Wenn: Balduin, der Gepäckträger (Illustrationen „Pepperl“/Franz-Josef Ott). Stuttgart 1968

 

3. Oktober 1969. Haltet beides gut zusammen von Bruno J. Böttge in DDR-Kinos

Im Progress-Kindersammelprogramm „Pionierjournal Flugsport“ erscheint auch das in Silhouettentrick von Bruno J. Böttge ausgeführte Märchen Haltet beides gut zusammen (1968). Was da „beides zusammengehalten“ werden soll, sind laut russischer Vorlage „Das Geheimnis der Zarentruhe“ die beiden wundersamen Werkzeuge Hammer und Sichel, die einst zwei Kinder als Lohn für gute Arbeit erhielten.

 

10. Oktober 1969. DDR-Kinostart von Dornröschen und der Prinz

In der DDR läuft der Disney-Zeichentrickfilm Dornröschen und der Prinz (Sleeping Beauty) von 1958 in der Regie von Eric Larson, Wolfgang Reitherman und Les Clark an. Kinostart für die 70mm-Fassung ist der 10. Oktober, für die CinemaScope-Version der 5. Dezember 1969.

 

18. Oktober 1969. Sendestart der Flachfiguren-Trickserie Dick-Zuviel im West-Sandmännchen

Unter der Regie von Herbert K. Schulz und in Produktion seiner Firma cinetrick startet im Sendebereich des SFB die 38-teilige Gutenacht-Grußserie Dick-Zuviel, die bis 1970 läuft. Die gereimten Geschichten über einen kleinen Jungen, der immer ein wenig übertreibt und nicht Maß halten kann, hat Eva Rechlin geschrieben. Die Gestaltung der Relief-Figuren besorgt Thomas Loebell, der auch animiert und die Kamera führt.

Publikationen

  • Eva Rechlin: Dick-Zuviel (Tele-Kinderbuch, Das Fernseh-Sandmännchen erzählt, Illustrationen Thomas Loebell). Stuttgart 1969
  • [o.V., Eva Rechlin] Dick-Zuviel – nascht zuviel. Stuttgart 1972
  • Eva Rechlin: Dick-Zuviel – putzt zuviel. Stuttgart 1972
  • Eva Rechlin: Dick-Zuviel – knallt zuviel. Stuttgart 1972

 

5. Dezember 1969. BRD-Kinostart Die wunderbaren Abenteuer des Hans Christian Andersen

Das märchenhafte Anime-Musical Die wunderbaren Abenteuer des Hans Christian Andersen (Andersen monogatari) in der Regie von Kimio Yabuki der japanischen Toei Company startet in der BRD im Iduna Filmvertrieb und im Verleih der Constantin-Film, die musikalische Leitung der deutschen Fassung hat Bert Grund übernommen.

  

13. Dezember 1969. Curt Linda startet in der Bundesrepublik Die Konferenz der Tiere

Curt Linda stellt für Ilse Kubascheswkis Gloria-Filmverleih mit Die Konferenz der Tiere den zweiten abendfüllenden deutschen Zeichentrickfilm her, den Autor Erich Kästner gleichwohl lieber bei Disney gesehen hätte: „Um einen Verleih für sein erstes Langfilmprojekt zu finden, investiert Linda die Prämie des Bundesfilmpreises in einen Pilotfilm. Im Hinblick auf die Popularität des Autors Erich Kästner wählt er als Stoff dessen Parabel ‚Die Konferenz der Tiere‘. Angetan von Lindas Arbeit, beteiligt sich der Münchner Gloria-Verleih an den Herstellungskosten. Bei der Vermarktung des Films 1969 orientiert sich der Verleih stark an der erfolgreichen Disney-Produktion Das Dschungelbuch (The Jungle Book, R: Wolfgang Reitherman). Dabei wird das inhaltliche Anliegen der um weltweiten Frieden und Verständigung werbenden Kästner-Verfilmung zugunsten der Suggestion rein niedlicher Tiere unterschlagen.“
(CineGraph – Lexikon zum deutschsprachigen Film. Herausgegeben von Hans-Michael Bock. München)

Die von Erich Kästner nach Kriegsende geborene Idee, die Geißel der Menschheit für immer abzuschaffen, erhielt mitten im Kalten Krieg einen neuen Aufschwung. Die Adaption der Buchvorlage war ein langgehegter Wunsch Lindas. Mit dem eigenwilligen Strich des serbischen Zeichners Boris Šajtinac versuchte er, sich vom Disney-Stil abzugrenzen. Zeitweilig war auch das Dresdner DEFA-Trickfilmstudio als Koproduzent im Gespräch. Letztlich aber war den DDR-Oberen die „bürgerlich pazifistische Position“ des geplanten Werkes zu suspekt.

Archiv

  • Ernst A. Schade: Weshalb die Konferenz der Tiere in Dresden nicht verfilmt wurde und ich Erich Kästner nicht begegnete. Unveröffentlichtes Typoskript. Dresden 1999. In: BArch, DR 116/851

 

25. Dezember 1969. Erstausstrahlung Konzert der Tiere im DFF

Für das Fernsehen produziert das DEFA-Studio für Trickfilme Dresden unter der Regie von Katja Georgi den Puppentrickfilm Konzert der Tiere (1967), der seine Erstausstrahlung im DFF am 25. Dezember 1969 erlebt.

 

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