Dresdner Animationsfilmnacht beim Palaissommer

Die Entdeckung, Lutz Dammbeck, DDR 1983, ©DIAF-Archiv
Die Entdeckung, Lutz Dammbeck, DDR 1983, ©DIAF-Archiv

Auf ins Freie!

Anlässlich seines 25. Geburtstags zeigt das Deutsche Institut für Animationsfilm (DIAF) e. V. ausgewählte Werke aus dem deutschen Animationsfilmschaffen der vergangenen sechs Jahrzehnte ‒ und zwar ganz klassisch von 35-mm-Filmrollen mit einer transportablen Kinoanlage beim Palaissommer Dresden. Der Eintritt ist frei.

Das vielfältige kinematografische Erbe, das das DIAF sammelt, restauriert und der Öffentlichkeit zugänglich macht, bewegt sich von klassisch bis satirisch, von sagenhaft bis sonderbar, von „lebendigen“ Kugelschreiber-Zeichnungen bis zu aufwendigen Figurenanimationen. Einige sind beispielhaft in der „Dredner Animationsfilmnacht analog“ zu sehen.

Mit Puppenanimation gestalteten die DEFA-Trickfilmer zahlreiche Rübezahl-Adaptionen gemeinsam mit ihren tschechischen Kollegen (Rübezahl und die bärtigen Frauen). Mit den stark stilisierten Drahtfiguren Filopat & Patafil suchten die Dresdner Anschluss an die internationale Animationsfilm-Avantgarde und begeisterten auch die westeuropäischen Fernsehzuschauer (Galerie). Ab den 1970er Jahren wurde der Ton im DEFA-Trickfilmstudio kritischer, neue Themen kamen hinzu. Die Dominanz des Kinderfilms wurde aufgebrochen und freie Künstler wie Helge Leiberg probierten sich kinematografisch aus (Fridolin der Schmetterling). Die Zensur übersah, wie humorvoll die Panne des DDR-Staates illustriert wurde. Und man träumte sich mit sehnsüchtig-eigenwilligen Filmhelden in die verheißungsvolle Ferne (Die Entdeckung).

Nicht fehlen dürfen natürlich DIAF-Archivschätze aus der Nachwendezeit. Mit Virtuosität, skurrilem Humor und Selbstironie präsentieren Jochen Ehmann und Heinrich Sabl Schlaglichter aus der Filmgeschichte. Wie Phantasie und Etwas-anders-machen das Leben bereichern und verändern können, zeigen die Rinnsteinpiraten und Herbert Indianerfrosch.

Ein Hoch auf den Animationsfilm – und den Sommer!

Datum/Zeit: Di, 31.7.2018, 21 Uhr
Ort: Park am Japanischen Palais, Palaisplatz 11, 01097 Dresden; Straßenbahnlinie 9 bis Haltestelle „Palaisplatz“
Eintritt: frei

mit einleitenden Worten von Nadja Rademacher, kuratorisch-wissenschaftliche Leiterin des DIAF, und zwei kurzen Pausen

Die Filme

Sieben Rechte des Zuschauers, Marion Rasche, 1981, ©DIAF-Archiv

Sieben Rechte des Zuschauers, Marion Rasche, 1981, ©DIAF-Archiv

Die sieben Rechte des Zuschauers, Marion Rasche/Peter Mißbach, DDR 1980, 2 Min.
Dem Zuschauer werden sieben Rechte beim Kinobesuch eingeräumt, darunter auch das Gähnen, Schlafen und vorzeitiges Verlassen des Kinos.

Vom Fröschlein und seinem Reifen, Heinz Nagel, DDR 1964, 4 Min.
Ein junges Fröschlein springt aus dem Teich, um die Welt zu beäugen. Es findet sie wunderschön, denn es kennt noch nicht die Gefahr, die ihm vom Storch droht.

Galerie aus der Serie „Filopat und Patafil“, Jörg Hermann, DDR 1965/66, 5 Min.
Herr Kurz bewacht nächtens eine Gemäldegalerie. Herbei schleicht Herr Lang mit der finsteren Absicht, die Venus aus dem Bild von Giorgione zu stehlen. Natürlich hat Herr Kurz etwas dagegen einzuwenden.

Rübezahl, ©DIAF-Archiv

Rübezahl, ©DIAF-Archiv

Rübezahl und die bärtigen Frauen, Zdeněk Vinš, DDR 1979, 14 Min.
Die arme Witwe Dontovká musste viele Kinder ernähren. Sie wurde böse, als sie einen Fremden »ihre« Blaubeeren naschen sah, und nannte ihn einen bärtigen Strolch. Rübezahl fühlte sich beleidigt und ließ ihr einen Vollbart wachsen …

Fridolin der Schmetterling, Helge Leiberg, DDR 1982, 11 Min.
Fridolin träumt nach seiner Tagesarbeit von schönen Libellendamen, die ihn umschwärmen, und macht sich auf die Suche nach den Schönen.

Meta Morfoss, Monika Anderson, DDR 1979, 16 Min.
Meta Morfoss ist ein Kind voller Phantasie. Ihr Metamorphosentalent lässt sie
Verwandlungen vom Engel bis zum Krokodil vollziehen. Oft ergeben sich daraus
sonderbare Situationen …

Die Entdeckung, Lutz Dammbeck, DDR 1983, ©DIAF-Archiv

Die Entdeckung, Lutz Dammbeck, DDR 1983, ©DIAF-Archiv

Die Entdeckung, Lutz Dammbeck, DDR 1983, 17 Min.
Eine Hummel sehnt sich während des täglichen Einerlei nach dem Unbekannten. Sie möchte zu dem See, den sie bei gutem Wetter in der Ferne sehen kann. Ein Frosch, der am See wohnt, hat ähnliche Sehnsüchte nach dem geheimnisvollen Wald.

Sirenen, Klaus Georgi, DDR 1983, 4 Min.
Auf den Klippen sitzen die Sirenen und locken mit ihrem Gesang die Seefahrer ins Unglück. Griechen, Wikinger, Piraten … Kann wirklich niemand entkommen?

100 Jahre Kino, Heinrich Sabl, D 1995, 2 Min.
Eine Fliege setzt ein Praxinoskop in Bewegung. Der darin abgebildete Mann beginnt eine Reise durch ausgewählte Stationen der Filmgeschichte.

Die Lösung, Sieglinde Hamacher, DDR 1988, ©DEFA-Stiftung

Die Lösung, Sieglinde Hamacher, DDR 1988, ©DEFA-Stiftung

Mister Eastman, Jochen Ehmann, D 1995, 5 Min.
Erbaulich-Skurriles aus dem Leben und Wirken des legendären amerikanischen Erfinders und Kodak-Gründers George Eastman.

Rinnsteinpiraten, Christina Schindler, D 1993, 10 Min.
Ein Kind faltet ein Papierboot und setzt es in den Rinnstein. Als der Regen das Schiffchen zum Kentern bringt, krabbeln drei kleine behaarte Wesen heraus, richten das Boot auf und los geht es!

Die Lösung, Sieglinde Hamacher, DDR 1988, 3 Min.
Ein Schwarm Vögel lässt sich auf einer Telefonleitung nieder. Alle Köpfe weisen in eine Richtung – wie der Chef. Der kleinste Vogel jedoch schaut in die entgegengesetzte Richtung und freut sich des Lebens.